Wissenschaft und Forschung 17.02.2025

Mikroplastik im Gehirn: Möglicher Risikofaktor für Demenz?



Mikroplastik im Gehirn: Möglicher Risikofaktor für Demenz?

Foto: Wimon – stock.adobe.com/ KI-Generiert

Mikroplastik ist längst nicht mehr nur ein Problem der Umweltverschmutzung. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass diese winzigen Kunststoffpartikel in zahlreichen menschlichen Organen nachweisbar sind – insbesondere im Gehirn.

Eine aktuelle Studie von Campen et al.(2024), veröffentlicht in Nature Medicine, untersucht die Präsenz von Mikroplastik im menschlichen Gehirn und dessen potenziellen Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz. Die Forscher analysierten postmortale Gehirngewebeproben von 47 Individuen und identifizierten dabei zwölf verschiedene Polymere, wobei Polyethylen am häufigsten vorkam. Bemerkenswert ist, dass die Mikroplastik-Konzentrationen im Gehirn höher waren als in anderen Organen wie Leber und Nieren. Zudem wiesen Gehirnproben von Personen mit einer Demenzdiagnose bis zu zehnmal höhere Mikroplastikwerte auf als die von Personen ohne diese Erkrankung. Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, ob Mikroplastik eine Rolle in der Pathogenese neurodegenerativer Erkrankungen spielt oder ob bestehende neurologische Erkrankungen die Akkumulation von Mikroplastik im Gehirn begünstigen. 

Mikroplastik im menschlichen Organismus

Mikroplastikpartikel gelangen auf verschiedenen Wegen in den Körper: durch Nahrung, Trinkwasser und insbesondere durch die Luft. Untersuchungen zeigen, dass diese Partikel in zahlreichen Organen, darunter Leber, Nieren und Plazenta, nachweisbar sind. Bedenklich ist, dass das Gehirn im Vergleich zu anderen Organen eine deutlich höhere Mikroplastikbelastung aufweist. Da das Gehirn nur über begrenzte Mechanismen zur Selbstreinigung verfügt, könnte dies auf eine langfristige Akkumulation der Partikel hindeuten. Die Studie analysierte postmortale Gehirngewebeproben und zeigte, dass Mikroplastikpartikel die Blut-Hirn-Schranke durchdringen können. Ob Mikroplastik ein direkter Auslöser für neurodegenerative Erkrankungen ist, bleibt jedoch unklar. Es wird vermutet, dass Mikroplastik durch entzündliche Prozesse, oxidativen Stress oder die Beeinflussung neuronaler Funktionen indirekt zur Krankheitsentwicklung beitragen könnte. Weitere Forschung ist daher erforderlich, um die genauen Mechanismen und möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik im Gehirn besser zu verstehen.

Nihart, A.J., Garcia, M.A., El Hayek, E. et al. Bioaccumulation of microplastics in decedent human brains. Nat Med (2025). https://doi.org/10.1038/s41591-024-03453-1

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