Wissenschaft und Forschung 06.02.2013
Nanosensoren unterstützen Therapie von Hautkrebs
Das maligne Melanom gilt als die aggressivste Form von
Hautkrebs. Bei der Hälfte der Erkrankungen spielt eine spezielle
Genmutation eine wichtige Rolle. Da das Leben von Trägern dieser
Mutation mit Medikamenten signifikant verlängert werden kann, ist es
wichtig, sie zuverlässig zu identifizieren. Für den Nachweis haben
Forschende der Universität Basel und des Ludwig Institute for Cancer
Research in Lausanne nun eine neuartige Methode entwickelt, wie sie in
der Fachzeitschrift «Nature Nanotechnology» berichten.
Jährlich erkranken in der Schweiz etwa 2.100 Menschen an einem
malignen Melanom, womit der schwarze Hautkrebs zu den häufigsten
Tumorerkrankungen gehört. Während bei einer frühen Erkennung die
Heilungsaussichten sehr gut sind, sinken die Überlebenschancen in
späteren Stadien drastisch.
In den letzten Jahren wurden neuartige Medikamente entwickelt, die
gezielt bei Genmutationen wirken, welche massgeblich an der schnellen
Vermehrung von Gewebe beteiligt sind. Im Fall des schwarzen Hauptkrebses
ist dies das sogenannte BRAF-Gen, das in seiner mutierten Form zu einem
unkontrollierten Zellwachstum führt. Da aber nur etwa die Hälfte der
Patienten mit malignem Melanom diese Mutation aufweist, ist es wichtig,
die Patienten zu ermitteln, denen diese Therapie auch hilft. Angesichts
der Nebenwirkungen wäre es nicht angebracht, allen Patienten das
Medikament zu verabreichen.
Diagnose mithilfe molekularer Wechselwirkung
Die
Teams um Prof. Christoph Gerber vom Swiss Nanoscience Institute der
Universität Basel und Dr. Donata Rimoldi vom Lausanner Ludwig Institute
for Cancer Research haben nun eine neuartige diagnostische Methode
entwickelt, die mit nanomechanischen Sensoren in Form von mikroskopisch
kleinen Federbalken die Ribonukleinsäure (RNA) von Krebszellen
analysiert und somit gesunde Zellen von Krebszellen unterscheiden kann.
Im Gegensatz zu anderen Verfahren ist die Methode so empfindlich, dass
die Erbsubstanz weder vervielfältigt noch markiert werden muss.
Die Methode beruht auf einer Bindung von Molekülen an der Oberseite
von Federbalken und der dabei verursachten Veränderung der
Oberflächenspannung. Dazu werden die Federbalken (Cantilever) zuerst mit
einer Lage von DNA-Molekülen beschichtet, welche die Mutation in der
RNA aus Zellen binden kann. Diese Bindung verbiegt den Cantilever, was
sich mithilfe eines Lasers messen lässt. Die molekulare Wechselwirkung
muss dabei sehr nahe an der Oberfläche stattfinden, um das Signal zu
erzeugen.
Methode im Schema: Binden die mutierten RNA-Moleküle
(grün) an die DNA-Moleküle (rot), verbiegt sich der Federbalken, was
mithilfe eines Lasers gemessen werden kann. © Universität Basel
Nachweis auch von anderen Krebsarten
In
Experimenten konnten die Forscher zeigen, dass sie verschiedene Zellen
mit dieser Genmutation von solchen ohne Mutation unterscheiden können.
Dabei wurde die RNA von Zellkulturen getestet, die mit denen von
Gewebeproben vergleichbar ist. Da die Forscher die Mutation in der RNA
aus unterschiedlichen Zelllinien nachweisen konnten, funktioniert die
Methode unabhängig vom Ursprung der Proben.
Dr. François Huber, Erstautor der Publikation, erklärt: «Die
Technik lässt sich auch auf andere Krebsarten anwenden, die von
Mutationen in einzelnen Genen abhängig sind, wie zum Beispiel
gastrointestinaler Stromatumor und Lungenkrebs. Dies zeigt das breite
Anwendungspotential in der Krebsdiagnostik und der personalisierten
Gesundheitsfürsorge.» Mitautorin Dr. Donata Rimoldi fügt hinzu: «Erst
die Interdisziplinarität von Medizin, Biologie und Physik bewirkt, dass
neue Methoden aus der Nanotechnologie in der Medizin zum Wohl des
Patienten angewendet werden können.»
Die Arbeiten wurden ermöglicht durch das NanoTera Projekt «Probe
Array Technology for Life Science Applications» des Schweizerischen
Nationalfonds, durch das Swiss Nanoscience Institute, die Cleven
Stiftung und die Mikrofabrikationsabteilung des IBM Forschungslabors in
Rüschlikon.
Originalbeitrag
François Huber, Hans Peter Lang, Natalija Backmann, Donata Rimoldi, Christoph Gerber
Direct detection of a BRAF mutation in total RNA from melanoma cells using cantilever arrays
Nature Nanotechnology (2013); Published online 3 February 2013 | doi 10.1038/NNANO.2012.263
Quelle: Universität Basel