Wissenschaft und Forschung 04.07.2024

Zahnverlust & Zahnersatz: Ver­borgene Tücken für Patienten



Zahnverlust & Zahnersatz: Ver­borgene Tücken für Patienten

Foto: Krakenimages.com – adobe.stock.com

Herausnehmbare Prothesen sind eine praktische und oftmals erschwinglichere Lösung für Zahnersatz im Vergleich zu anderen Zahnbehandlungen. Daher werden die portablen Prothesen von ca. 10–15 % der Bevölkerung getragen – jedoch gehen mit dem Weg zum Zahnersatz einige emotionale, psychologische und soziale Herausforderungen einher. Die Universität Sheffield hat in einer neuartigen Studie genau diese Herausforderungen von Patienten mit Zahnverlust und -ersatz untersucht. Das Forscherteam des Healthy Life Span Institute und der School of Clinical Dentistry beschreibt vier Phasen, die Patienten mit Zahnersatz durchlaufen:

  1. Zahnverlust: Der physische Verlust der Zähne.
  2. Emotionaler Tunnel: Emotionale Belastungen wie Scham, Wut, Angst und Hoffnung.
  3. Prothesenhoffnung: Optimismus und Erwartung einer Verbesserung durch den Zahnersatz.
  4. Prothetischer Kompromiss: Anpassung an den Zahnersatz und Bewältigung der neuen Realität.

Demnach empfinden viele Patienten das Tragen von herausnehmbarem Zahnersatz als versteckte Behinderung und vermeiden soziale Situationen aus Angst vor Scham und Peinlichkeit.
Barry Gibson, Forschungsleiter und Professor für medizinische Soziologie an der Universität Sheffield, sagt: „Zahnverlust kann sehr traumatisch sein, und diese Studie hat aufgedeckt, wie schwierig es für Menschen ist, die Teilprothesen benötigen. Gefühle wie Verlegenheit oder Scham können den Prozess der Anfertigung und Anpassung von Zahnersatz erheblich beeinträchtigen. Wenn die Prothese dann auch noch nicht richtig sitzt, können alltägliche Aktivitäten wie Sprechen, Essen und Trinken sehr schwierig werden, was die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigt. Die Auswirkungen können so dramatisch sein, dass sie sich nicht mehr trauen, das Haus zu verlassen. Dies kann verheerende und dauerhafte Auswirkungen haben.“
Aufgrund dessen hebt die Studie hervor, dass Empathie und Unterstützung durch Zahnärzte für den langfristigen Behandlungserfolg entscheidend sind. Zahnärzte können mit einem verständnisvollen Umgang das Gesamtergebnis des Zahnersatzes für den Patienten positiv beeinflussen und zu einer erfolgreichen Integration des Prothesentragens in den Alltag beitragen.

Auf Grundlage der Studienergebnisse haben die Forscher einen neuen Patientenfragebogen entwickelt, um die individuellen Bedürfnisse besser zu erkennen, die Kommunikation zu verbessern und Patienten zu identifizieren, die zusätzliche Unterstützung benötigen. Zudem möchte das Forschungsteam einen umfassenden klinischen Pfad der Zahnersatzversorgung entwickeln, um langfristig die Patientenversorgung zu verbessern, die Passform der Prothesen zu optimieren und das Stigma des Prothesentragens zu bekämpfen.

Zur Studie

Quelle: University of Sheffield

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