Wissenschaft und Forschung 04.04.2013
Schweineknochen für schmerzempfindliche Zähne
Dr. Anna M. Janus, gebürtige Polin, wurde von der Polnischen Gesellschaft für Materialkunde mit dem ersten Preis für die beste Doktorarbeit 2011 am Institut für Metallurgie und Materialwissenschaften der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Krakau (Polen) geehrt. Seit Januar 2012 arbeitet sie am Düsseldorfer Max-Planck-Institut für Eisenforschung.
In ihrer Doktorarbeit untersucht die junge Forscherin wie man
sogenanntes Hydroxyapatit aus Schweineknochen gewinnen kann. Dieses
Mineral ist in den Knochen sämtlicher Wirbeltiere vorhanden und wird
bisher entweder synthetisch hergestellt oder in geringerem Umfang aus
Knochen von Rindern gewonnen. Es wird als Biomaterial für Implantate,
als Trägersubstanz für Zellkulturen und als Mittel zur Behandlung
schmerzempfindlicher Zähne verwendet. Ein Problem bei synthetisch
hergestelltem Hydroxyapatit ist, dass seine chemische Struktur
geringfügig von der des im menschlichen Körper gebildeten abweicht. Janus stellte in ihrer Arbeit fest, dass sich aus Schweineknochen
gewonnenes Hydroxyapatit aufgrund seiner biologischen Herkunft
wesentlich besser zur Verwendung im menschlichen Körper eignet als die
synthetische Variante. Die Forscher in Krakau arbeiten nun daran, das
Material zur konkreten Anwendbarkeit weiterzuentwickeln, um es als
Alternative zu der synthetischen Variante auf dem Markt zu etablieren.
Die Verfügbarkeit von Hydroxyapatit aus Schweineknochen würde die
Angebotspalette für Knochenimplantatmaterialien erweitern und somit
preismindernd wirken.
Seit Januar 2012 arbeitet Janus am Max-Planck-Institut für
Eisenforschung (Düsseldorf) und wendet sich dem Panzer von
Gliederfüßern, wie Krebsen und Käfern zu. Das Besondere am Panzer dieser
Tiere ist, dass er aus einem Stück geformt ist und überall aus
denselben Grundmaterialien besteht, aber dennoch je nach Funktion
einzelner Elemente unterschiedliche physikalische Eigenschaften
aufweist. So ist der Panzer der Tiere im Bereich von Gelenken teilweise
elastisch, um Bewegungen zu ermöglichen, an anderen Stellen aber sehr
hart um sowohl von außen als auch von innen auf ihn wirkenden Kräften zu
widerstehen. Janus versucht nun in der Gruppe‚ Biologische
Verbundwerkstoffe‘ diese Phänomene zu verstehen, um sie auf
synthetische Werkstoffe anwenden zu können. Denkbar ist auch eine
Kombination der Ergebnisse aus ihrer derzeitigen Forschung mit denen
ihrer Doktorarbeit, sodass in Zukunft Implantate aus Hydroxyapatit
formbar und damit leichter einsetzbar werden.
Quelle: Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH