Wissenschaft und Forschung 06.10.2017
20 Prozent der Kinder benötigen besondere Kariesprophylaxe
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Frühkindliche Karies schädigt nicht nur die Milchzähne, sondern stellt auch ein Risiko für die später nachwachsenden Zähne dar. Laut einer aktuellen Studie aus Schweden fällt eines von fünf Kindern in eine Hochrisikogruppe, bei der konventionelle Prophylaxe Karies nicht verhindern kann.
Sinkt der pH-Wert im Mund, schädigt das den Zahnschmelz, was wiederum das Wachstum von Biofilm unterstützt, der seinerseits Säure produzieren kann. Bekannt ist, dass Karies stark von der Ernährungsweise und den Putzgewohnheiten abhängt und das dem Zahnverfall durch geeignete Maßnahmen – u. a. zuckerarme Nahrung, regelmäßiges Putzen und Mundspülen – vorgebeugt werden kann.
Die neue Erkenntnis: Diese Korrelation ist nur bei 80 Prozent aller Menschen zutreffend – nämlich auf jene, die ein geringeres bis mittleres Risiko besitzen, Karies zu entwickeln. Für Patienten, die in die Hochrisikokategorie fallen, müssen voraussichtlich andere Maßnahmen erforscht werden.
In einer kürzlich veröffentlichten Fünfjahresstudie Schwedischer Forscher, in der von 452 12-Jährigen der Speichel untersucht und die Zahngesundheit überwacht wurde, erkannten die Wissenschaftler eine besonders virulente Variante des Kariesleitkeims Streptococcus mutans als Ursache für das hohe Risiko. Seine Adhäsiv-Eigenschaften machen das Bakterium aggressiver und erhöhen seine Überlebenschancen.
„Hochrisikokinder“
Die Studienautoren bezeichnen 20 Prozent der Studienteilnehmer als „Hochrisikokinder“. Bei über der Hälfte von ihnen wurden besonders virulente Varianten von S. mutans nachgewiesen, die unabhängig von Ernährungs- und Putzgewohnheiten Karies verursachen können. Sie besitzen die speziellen Adhäsiv-Proteine Cnm und SpaP, mit deren Hilfe sie sich am Speichel und DMBT1, einem Protein im Speichel, anheften können. In der Analyse zeigte sich dann, dass diese Eigenschaften mit einer höheren Karieswahrscheinlichkeit in der fünfjährigen Studiendauer einhergingen.
Bei vier von fünf Kindern mit niedrigem bis mittlerem Kariesrisiko gilt weiterhin, dass die richtige Ernährung und regelmäßige Zahnpflege ausreichen kann, um Karies wirksam zu verhindern. Bei 20 Prozent, den Hochrisikokindern, können mit dem Wissen um die speziellen Eigenschaften der virulenten S. mutans-Varianten nun individualisierte Zahnpflegeverfahren entwickelt werden.
Quelle: Universität Umeå