Wissenschaft und Forschung 20.02.2013
Viren erkennen durch neuartige Nanotech-Methode
Forschende der Universität Basel und
der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) haben eine Methode
entwickelt, um mithilfe eines neuartigen nanotechnologischen
Verfahrens Viren zu erkennen. Das Verfahren könnte zur Herstellung
von Viren, aber auch zur Diagnostik und Therapie verschiedener
Krankheiten eingesetzt werden. Die Ergebnisse der Arbeiten werden in
der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins «Nature
Communication» veröffentlicht.
Der wesentliche Vorteil des neuen Verfahrens besteht darin,
dass die Forschenden damit mit Viren, also verhältnismässig grossen
Biomolekülen, arbeiten können und dass nicht nur kleine Moleküle
erkannt werden. Zudem ist die Virenerkennung genauer. Methoden, die
kleine Moleküle erfassen können, gibt es viele – die relativ
grossen Viren sind mit Nanomaterialien deutlich schwieriger
nachzuweisen.
Partikel mit Virus-Muster
Prof.
Patrick Shahgaldian von der FHNW und sein Team haben nun eine Methode
entwickelt, um Partikel herzustellen, die das Muster eines Virus auf
der Oberfläche tragen. Dazu stellen die Wissenschaftler Abdrücke
von natürlichen Viren in einem künstlichen Material her. Sie
entfernen darauf die Viren, und zurück bleibt ein Abdruck, der
gleiche Viren sowohl an der Form wie auch an den chemischen
Eigenschaften erkennen und auch binden kann.
Konkret binden die Forschenden zunächst
Viren an eine Nanokugel aus Silizium und geben danach eine Mischung
aus Kohlenstoff und Silizium (Organosilane) dazu. Diese Organosilane
haben Ähnlichkeiten mit Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine,
aus denen die Virenhülle besteht. Sie bilden eine dünne Schicht um
die Siliziumkugel und um die Viren, deren Dicke genau kontrolliert
werden kann. Ist die gewünschte Schichtdicke erreicht, werden die
Viren abgeschüttelt, worauf die Oberfläche mit den Virenabdrücken
zurückbleibt.
Viren binden an Partikel
Die
Forschenden können die Grösse der Virenabdrücke selbst bestimmen
und dabei festlegen, wie viele Kontaktpunkte das Material mit den
Viren haben soll. Damit bestimmen sie, wie stark ein zu erkennender
Virus später an den Abdruck binden soll. Die spezielle
Zusammensetzung der Organosilane ermöglicht etwa den selektiven
Nachweis von sehr geringen Virenkonzentrationen im Wasser.
Weiterführende Experimente haben
gezeigt, dass die Methode auch in schmutzigen Lösungen funktioniert.
Die Bindungsstellen erkennen und binden selektiv nur die von den
Wissenschaftlern gewünschten Viren. Die Forschenden vom Swiss
Nanoscience Institute (SNI) an der Universität Basel haben damit
einen Meilenstein in der Herstellung von künstlichen Materialien zur
Erkennung und Bindung von Viren erreicht.
Originalbeitrag
Alessandro Cumbo,
Bernard Lorber, Philippe F.-X. Corvini, Wolfgang Meier & Patrick
Shahgaldian A synthetic nanomaterial for virus recognition
produced by surface imprinting Nature Communications 4, Article
number: 1503 | doi:10.1038/ncomms2529
Quelle: Universität Basel