Wissenschaft und Forschung 17.12.2024
Vorbild Krake: Revolutionäre Saugnapf-Technik für Zahnprothesen
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Ein interdisziplinäres Forscherteam des King’s College London möchte das Tragen von Zahnprothesen revolutionieren – indem sie sich das Wunder der Natur zunutze machen.
Ein altbekanntes Problem für die ca. 350 Millionen Zahnprothesenträger der Welt ist die stabile Befestigung des Zahnersatzes. Denn Prothesen haften oft nicht an Ort und Stelle, wie sie es sollten. Unhygienisch wirkende Prothesenhaftmittel gelten als nicht sehr beliebt bei Betroffenen. Daher kam dem leitenden Wissenschaftler der Studie, Dr. Sherif Elsharkawy vom King’s College London, der Einfall, sich auf die Kraft der Natur zu konzentrieren: die Saugnäpfe von Krakenarmen.
Kraken erzeugen dank der an den Tentakeln befindlichen Saugnäpfe einen Unterdruck, der sie an einer glatten Oberfläche fixieren kann. Diese Methode der Retention (Haftung) nutzten die britischen Forschenden, um 3D-gedruckte Modelle von Ober- und Unterkieferprothesen zu erstellen. An diesen Modellen integrierten sie Saugnäpfe, die an der weichen Mundschleimhaut befestigt werden können.
Die Analyse der Kiefermodelle ergab signifikante Ergebnisse: Die Prothesen wiesen eine doppelt so starke Retention auf als herkömmliche Prothesen. Dennoch konnten sie mühelos vom Träger entfernt werden.
Dr. Elsharkawy betont die Relevanz der Studienergebnisse: „Diese Forschung verbindet Natur und Technologie, um eine langjährige Herausforderung für Prothesenträger zu lösen. Durch die Nachahmung der genialen Haftstrategien von Krakensaugnäpfen haben wir einen Prototyp entwickelt, der auch in den anspruchsvollsten oralen Umgebungen verbesserten Halt und Komfort bietet. Unsere Ergebnisse ebnen den Weg für eine neue Generation von Prothesen, die die Lebensqualität von Millionen Menschen weltweit transformieren kann.“
Zudem haben Wissenschaftler der Fakultät für Zahnmedizin, Mund- und Kieferwissenschaften des King’s College chemische Veränderungen untersucht, die die Haftung von Prothesen verbessern könnten. Sie evaluierten, dass eine dünne Beschichtung aus Keratin auf Kunststoffprothesen eine chemische Verbindung mit dem Keratin der Mundschleimhaut eingeht. Das kann als zusätzliches Haftungsmittel genutzt werden – und ist dabei unsichtbar, beeinträchtigt dementsprechend das Aussehen der Prothese nicht.
Quelle: Kings College London