Branchenmeldungen 05.12.2012
Powergetränk Tee: Gut gegen Osteoporose, Krebs & Co.
Ob
schwarz oder grün, ob morgens oder abends – Mediziner und
Lebensmittelforscher wissen schon seit langem, dass der Genuss von Tee
nicht nur eine Frage des Geschmacks ist, sondern sich auch für die
Gesundheit auszahlt.
Bislang ging man davon aus, dass diese gesundheitsfördernde Wirkung vor
allem auf die antoxidative Wirkung von sogenannten Polyphenolen
zurückzuführen ist. Diese natürlichen Substanzen machen 70 % der
Trockenmasse einer Tasse Tee aus und treten in schwarzem Tee mit bis zu
30.000 unterschiedlichen Verbindungen auf. Antioxidantien beugen
Gewebeschädigungen vor, indem sie sogenannte Freie Radikale, aggressive
chemische „Übeltäter“, die durch negative Umwelteinflüsse entstehen,
binden und unschädlich machen. Jüngere Untersuchungen der letzten fünf
Jahre konnten jedoch überzeugend zeigen, dass die gesundheitsfördernde
Wirkung von Tee-Polyphenolen nicht in erster Linie auf ihre
antioxidative Wirkung zurückzuführen ist, und so war der genaue
Wirkmechanismus für die positiven Gesundheitseffekte dieser teetypischen
Pflanzenstoffe bislang nach wie vor ungeklärt.
Das Bremer Forscherteam um Nikolai Kuhnert konnte nun erstmals zeigen,
dass die positive Wirkung der Tee-Polyphenole vermutlich auf
molekularbiologischen Wechselwirkungen mit dem in Zellen gespeicherten
Erbgut beruht. Basierend auf Befunden, dass sich in den Teepflanzen die
Polyphenole vor allem in den Zellkernen anreichern, untersuchten die
Wissenschaftler mit Hilfe verschiedener Spektroskopie-Verfahren (Massen-
und chiroptische Spektroskopie), ob und wie einzelne
Polyphenol-Moleküle mit der Zellkern-DNA interagieren. Sie fanden
heraus, dass zwei der häufigsten Tee-Polyphenole, Epigallocatechingallat
aus grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus schwarzem Tee, besonders oft
Bindungen mit DNA-Stücken und Proteinen eingehen, die am Ende von
Chromosomen sitzen. Diese auch „Telomer“ genannten DNA-Teilbereiche sind
wesentlich verantwortlich für die Stabilität der Chromosomen und
schützen diese vor dem Zerfall.
Im Detail funktioniert dies so: Bei jeder Zellteilung schneidet das
Enzym Telemorase ein Stück von dem Telomer ab. Sobald das Telomer eine
kritische Länge unterschritten hat, kann sich die Zelle nicht weiter
teilen und stirbt. Polyphenol-Verbindung aus dem Tee, die an das Telomer
gebunden sind, verhindern bzw. verlangsamen diesen Verkürzungsprozess
und verlängern so die Zelllebensdauer. „Wir gehen davon aus, dass diese
positive stabilisierende Wirkung auf die Erbinformation auf lange Sicht
auch die Gesundheit und Lebenserwartung des gesamten Organismus
verbessert. Bestätigt wird dies durch Experimente mit der Fruchtfliege
Drosophila, deren Lebensdauer sich durch den Konsum von Tee um rund 20 %
verlängert. Im Prinzip kann jede chemische Verbindung, die in dieser
Weise an die Telomere andockt, diesen Effekt haben; interessanterweise
kennen wir bislang jedoch noch keine andere natürliche Substanz, die
Telomere so effektiv stabilisiert, wie die Tee-Polyphenole“, erklärt
Nikolai Kuhnert.
Die Ergebnisse von Nikolai Kuhnert basieren bislang auf In-Vitro-Studien
mit menschlicher Telomer-DNA. Zusammen mit seinem Team möchte er nun
schnellstmöglich herausfinden, wie sich die Tee-Polyphenole im
menschlichen Körper unter alltäglichen Bedingungen verhalten. „Sollte es
sich herausstellen, dass sich durch regelmäßigen Tee-Konsum im
menschlichen Gewebe Tee-Polyphenole im Zellkern anreichern, hätten wir
tatsächlich erstmals den Nachweis dafür, dass ein Lebensmittel das
menschliche Leben verlängern kann. Dies wäre dann eine hochinteressante
Ausgangsbasis für medizinische und klinische Studien, um das
therapeutische Potenzial der Tee-Polyphenole zu erforschen“, so Kuhnert
abschließend.
Quelle: Jacobs Universität Bremen