Branchenmeldungen 12.04.2012
Treffen gut Gelaunte die schlechteren Entscheidungen?
Wer positiv gestimmt ist, entscheidet in bestimmten Situationen
offenbar nicht optimal. Dies berichten Forschende der Fakultät für
Psychologie der Universität Basel, die untersuchten, in welcher Stimmung
ältere und jüngere Menschen sogenannte sequenzielle Entscheidungen
treffen. Dabei gaben Ältere eine positivere Stimmung an und entschieden
im Schnitt schlechter als Jüngere. Die Resultate werden in der aktuellen
Ausgabe der Fachzeitschrift «Psychology and Aging» veröffentlicht.
Viele
Entscheidungen wie etwa beim Wohnungskauf oder der Jobsuche sind
sequenziell: Man bekommt nacheinander verschiedene Angebote, die man
jeweils annehmen oder ablehnen kann. Bei einer Ablehnung steht das
Angebot nicht mehr zur Verfügung – zum Beispiel wurde die Wohnung
bereits an den nächsten Interessenten verkauft. Bei solchen
Entscheidungen hängt die Qualität der Wahl eng damit zusammen, wie viele
Angebote vor dem Entscheid begutachtet werden. Dabei sind sowohl eine
zu kurze als auch eine zu lange Suche suboptimal: Bei einer kurzen Suche
ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass später noch ein besseres Angebot
kommt; bei einer sehr langen Suche steigt das Risiko, dass man das beste
Angebot schon gesehen und bereits abgelehnt hat.
In ihrer
Studie untersuchten die Basler Forschenden, wie ältere und jüngere
Erwachsene, die meisten mit einem Universitätsabschluss, sequenzielle
Entscheidungen treffen; zusätzlich hatten die 64 Probanden über ihre
momentane Stimmungslage Auskunft zu geben. Sie erhielten
Entscheidungsaufgaben am Computer vorgesetzt, bei denen sie für 60
verschiedene Produkte – von Flachbildschirmen über Rasenmäher bis zu
Kühlschränken – jeweils das günstigste Angebot finden sollten. Bei jedem
Angebot konnten sie sich entscheiden, ob sie das Produkt für diesen
Preis kaufen oder lieber weitersuchen wollten; dann verfiel das Angebot
aber. Im Ganzen konnten sich die Probanden bis zu 40 Preisangebote pro
Produkt ansehen.
Die Psychologen fanden, dass ältere Erwachsene
früher ein Angebot annahmen und insgesamt mehr für die Produkte zahlten
als jüngere. Die Tendenz, weniger lange zu suchen, hing dabei nicht mit
ihren kognitiven Fähigkeiten, sondern mit der Stimmung der
Versuchspersonen zusammen: Je positiver ihre Stimmung, desto früher
entschieden sie sich, ein Angebot anzunehmen, also eine Option zu
akzeptieren, anstatt weiterzusuchen. Eine zweite Studie ausschliesslich
mit jüngeren Erwachsenen – 81 Studierenden im Durchschnittsalter von 23
Jahren – zeigte, dass auch diese eher bereit waren, Angebote früher
anzunehmen, wenn sie mit Bildern in eine positive Stimmung versetzt
wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur kognitive
Fähigkeiten wichtig sind, um gute Entscheidungen zu treffen, sondern
dass auch die aktuelle Stimmungslage einen wichtigen Einfluss auf das
Entscheidungsverhalten hat. Eine positive Stimmung kann also Angebote in
einem rosigeren Licht erscheinen lassen und damit zu einer flüchtigeren
Informationssuche führen. Dies kann aber schlechtere Entscheidungen zur
Folge haben, etwa dann, wenn bei einer Wahl eine intensive
Informationssuche notwendig ist.
Originalbeitrag
Bettina von Helversen, Rui Mata
Losing a Dime With a Satisfied Mind: Positive Affect Predicts Less Search in Sequential Decision Making
Psychology and Aging, March 26, 2012 | doi: 10.1037/a0027845
Quelle: Universität Basel