Labormanagement 26.10.2023

Vom Loft zum Dentallabor: Mit Liebe zum Detail



Vom Loft zum Dentallabor: Mit Liebe zum Detail

Foto: Walz & Kleinmann Creative Dentaltechnik

Seit 1997 fertigen ZT Heidi Kleinmann-Braun und ZTM Alexander Walz maßgeschneiderte, präzise und passgenaue Zahnprothesen – ganz auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt. Im Zuge ihres Laborumzugs verwandelten die beiden ein stilvolles Loft in der ehemaligen Samtfabrik im baden-württembergischen Albstadt-Ebingen in ein modernes, mit neuster Technik ausgestattetes Dentallabor. Ein Interview mit Inhaber Alexander Walz.

Woher stammt Ihre jeweilige Leidenschaft für Zahntechnik?

Wir sind beide eher durch Zufall zur Zahntechnik gekommen. Da Heidis Tante mit einem Laborbesitzer verheiratet war, war es für sie das Naheliegendste, dort eine Ausbildung anzufangen, um über kurz oder lang den eigentlich anvisierten Studienplatz für Zahnmedizin zu erhalten. Doch die Begeisterung hatte sie gepackt, und so ist sie bei der Zahntechnik „hängen geblieben“.

Ich selbst hatte bereits einen Ausbildungsplatz als Informationselektroniker in der Tasche, musste aber von der Schule aus noch ein Praktikum absolvieren. Also habe ich mich in einem Labor dafür beworben, ahnend, dass daraus nichts wird. Aber wie es so läuft, konnte ich bereits in der zweiten Woche des Praktikums mehr als so mancher Azubi im ersten Lehrjahr. Daraufhin hat mich der Laborbesitzer angefleht, meine Ausbildung bei ihm zu beginnen.

Heidi und ich haben uns dann 1990 in einem Dentallabor in Balingen-Weilstetten kennengelernt. Dort mussten wir direkt mehr oder weniger selbstständig arbeiten, da unser Chef eine Irländerin kennen- und lieben gelernt hatte und faktisch nicht mehr im Labor anwesend war. Die gesamte telefonische Kommunikation mit den Kunden bis hin zur Farbauswahl beim Patienten lag in unseren Händen. Unser Chef kam lediglich vierteljährlich vorbei und warf uns mangelnden Umsatz sowie geringe Arbeitsbereitschaft vor. So ist die Erkenntnis in uns gereift: Das können wir selber und besser machen!

Wie würden Sie Ihre heutige Laborphilosophie beschreiben?

Effektives Arbeiten und dennoch qualitativ hochwertigen Zahnersatz herstellen. Jeder Einzelne unseres Teams aus insgesamt fünf Angestellten hat seine Stärken, daher werden Aufgaben – wenn möglich – passend verteilt, damit es nicht dazu kommt, dass man überfordert ist. Dennoch können sich unsere Mitarbeiter immer gerne in ein neues Gebiet der Zahntechnik begeben. Jeder ist bereit, dem anderen sein eigenes Wissen zu vermitteln und gegebenenfalls zu helfen – wenn es einem selbst nicht gelingt, kann es garantiert ein anderer in unserem Team. Gemeinsam sind wir stark!

Pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum Ihres Unternehmens Walz & Kleinmann Creative Dentaltechnik sind Sie mit Ihrem Meisterbetrieb von Tailfingen nach Albstadt-Ebingen umgezogen. Was hat den Ausschlag gegeben?

Am Anfang unserer Selbstständigkeit hatten wir natürlich gewaltigen Respekt vor den nicht zu erfassenden Summen, die so eine Firmengründung mit sich bringt, also sind wir in Räume gezogen, die zuvor schon von einem Dentallabor bezogen waren und somit zumindest keine Investition in die Installation getätigt werden musste. Natürlich haben wir auch fast alle Geräte und Möbel gebraucht erworben, die Kosten sollten – im Falle eines Scheiterns – überschaubar sein.

Nach und nach gingen die gebrauchten Geräte kaputt und es standen einige Investitionen im Raum. Bei den Überlegungen zum Was und Wie fingen wir automatisch zu suchen an – auch nach Räumen. Da in den bestehenden Räumlichkeiten eine Limitierung der Arbeitsplätze von Beginn an vorhanden war, war es eine logische Konsequenz, irgendwann nach einer neuen Wirkungsstätte Ausschau zu halten. Die Suche erstreckte sich über mehrere Jahre, und als uns dieses Loft angeboten wurde, war der Wunsch, dort ein modernes und stilvolles Dentallabor zu errichten, sofort vorhanden. Nach den Gesprächen mit der Bank wegen der Finanzierung und einigen Angeboten von Depots und Labormöbelherstellern war auch klar: Wir müssen alles selbst planen und konstruieren, denn jeder wollte nur sein „Zeug“ verkaufen und konnte sich mit unseren konkreten Vorstellungen nicht anfreunden.

Worauf haben Sie bei der Gestaltung und Einrichtung der Räumlichkeiten besonderen Wert gelegt?

Da sich die Räumlichkeiten in einem Gebäude befinden, das im Jahr 1900 gebaut wurde und somit über einen Industriecharme verfügt, welcher uns ungemein gefällt, war uns klar, dass diese nur mit individuellen Möbeln und Lösungen zu einem Dentallabor umgebaut werden können. Mit regionalen Handwerkern wie Schreiner (Gonser, Albstadt-Laufen), Flaschner (Spanagel, Albstadt-Ebingen), Elektriker (Vollmer, Albstadt-Pfeffingen) und Metallbauer (Sieber, Albstadt-Ebingen) wurden somit unsere Vorstellungen umgesetzt. Es wurden z. B. alle Leitungen in einem doppelten Boden verlegt, sodass unser Arbeitstisch keine ersichtlichen Anschlüsse aufweist. Auch die Absaugung wurde in diesem doppelten Boden untergebracht. In der Mitte des Tisches ist auch eine Nische, in der die elektrischen Geräte verschwinden können, und die Handstücke sind an Rollcontainern befestigt, sodass man mit wenigen Handgriffen einen „normalen“ Tisch hat. Dieser Fakt lädt wiederum zu so mancher Veranstaltung ein – nicht nur zahntechnisch.

Welchen Stellenwert hat ein ästhetisches Arbeitsumfeld für Ihr Handwerk?

Einen sehr hohen, schließlich geht es ja in den meisten Fällen um Ästhetik. Und wie will ich diese in einem „dunklen Keller“ verwirklichen? Natürlich ist Licht auch ein wichtiger Faktor, und dieser muss gegeben sein. Unsere Räume werden durch große Fensterfronten erleuchtet, und die künstlichen Lichtquellen kommen auch hier aus der Region (RIDI).

Haben Sie im Zuge des Laborumzugs auch Ihre technische Ausstattung neu aufgestellt?

Durch die neuen, von einem Schreiner nach unseren Wünschen hergestellten Möbel wurden auch neue Geräte wie z. B. Absaugungen (KaVo und Zubler) notwendig, die sich in diese Möbel integrieren ließen. In den digitalen Workflow sind wir bereits vor etwa 19 Jahren mit Bego und 3Shape gestartet. Ausschlaggebend war die Problematik mit gegossenen NEM, was uns zur industriellen Fertigung geführt hat. Dieser Arbeitsbereich wächst stetig weiter. Momentan fertigen wir allerdings nur 3D-gedruckte Produkte in unserem Labor, wie Modelle, Löffel und Schienen. Zirkon, NEM und Implantate geben wir konstruiert an ein Fräszentrum (CADdent und Metaux Precieux) zur Herstellung. Eine eigene Fräsmaschine werden wir uns nicht anschaffen.

Wie wichtig ist Ihrer Auffassung nach der Arbeitsplatz im zahntechnischen Labor?

Da wir Zahntechniker wahrscheinlich mehr Zeit am Arbeitsplatz verbringen als an jedem anderen Ort, sollte dieser schon einladend, modern und ansprechend sein. Unsere Plätze sind beispielsweise 40 Zentimeter weiter auseinander, als es von konventionellen Herstellern angeboten wird – somit hat man einfach mehr Luft zum Atmen. Wir haben in unserem Loft viel Platz, um auch noch Sport zu machen, und gekocht wird hier auch gerne und oft. Wir kommen auf jeden Fall mit Freude in unser Labor. Da wir wenig Probleme mit Fluktuation und auch immer ein paar Kollegen in der Hinterhand haben, die gerne bei uns arbeiten wollen, würde ich schon davon ausgehen, dass ein angenehmes Ambiente eine große Rolle spielt. Wir sind sogar der Meinung, dass ein schöner Arbeitsplatz und die damit verbundene gute Laune besser sind als manch eine Gehaltserhöhung, die nach wenigen Wochen vergessen ist.

Das Thema Nachfolgeregelung rückt mit dem 60. Geburtstag Ihrer Mitstreiterin Heidi Kleinmann-Braun zunehmend in den Fokus. Inwieweit haben Sie sich damit bereits auseinandergesetzt?

Dieses Thema ist natürlich relevant und muss in absehbarer Zeit in Angriff genommen werden. Konkret gibt es dazu noch keine Entscheidung, aber wir sind für Vorschläge offen. Eventuell hat auch ein Leser dieses Beitrages Interesse an einem Einstieg in unseren Betrieb oder sogar an einer Übernahme.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Dieser Artikel ist unter dem Originaltitel „Mit Liebe zum Detail“ in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor 05/2023 erschienen.

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