Labormanagement 19.01.2022

Zahntechnik, Familie und die Erfüllung eines Lebenstraums



Zahntechnik, Familie und die Erfüllung eines Lebenstraums

Foto: App Dental

„Ich bin immer da, vor allem für meine Kunden“ – Im Interview verrät die junge und ambitionierte ZTM und Inhaberin von App Dental Tina Briegel, was sie an ihrer Disziplin so fasziniert und antreibt.

Die Begeisterung und Liebe, die sie für ihren Beruf aufbringt, ist im Gespräch mit ihr nicht zu überhören.

Was verbindet Sie mit der Zahntechnik? Was fasziniert Sie daran?

In meiner Familie spielten Zähne schon immer eine große Rolle, ich bin im wahrsten Sinne mit Zähnen groß geworden. Mein Papa war Zahntechnikermeister, meine Mutter Zahnärztin. Für mich ist die Zahntechnik so unfassbar facettenreich. Jede Patientin oder jeder Patient ist individuell. Wenn ich beispielsweise für zehn Patienten eine Totalprothese anfertige, ist diese zehn Mal anders. Ich liebe diese Art von Vielfältigkeit. Ich bin nicht der Typ Mensch, der den lieben langen Tag immer wieder dieselbe Tätigkeit durchführen und acht Stunden lang Modellgussgerüste polieren könnte. Hier bei mir im Labor passiert jeden Tag etwas Neues, seien es Reparaturen, Beratungen, Farbnahmen, Prothesenreinigungen oder das alltägliche Geschäft – die Individualität der Zahntechnik fasziniert mich.

Gibt es für Sie auch negative Aspekte?

Viele in der Zahntechnik vergessen, dass sie auch nur Menschen sind und es ein Leben nach dem Labor gibt. Dabei ist das Wichtigste die Kommunikation zwischen Labor und der Praxis. Viele trauen sich nicht, zu fragen, ob sie für ihre Anfertigung noch ein oder zwei Tage länger zur Verfügung haben könnten. Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass die Industrie mittlerweile sehr viel direkt an die Praxen verkauft und der Zahnarzt oder die Zahnmedizinische Fachangestellte die Arbeit eines Zahntechniklabors erledigen. Das ist für mich unerklärlich und es macht unser Handwerk irgendwann kaputt. Zum Glück ist es bei uns nicht so.

Wie kamen Sie dazu, Ihr eigenes Labor zu eröffnen? Vor welchen Herausforderungen standen Sie?

Meine Eltern hatten ein gewerbliches Labor und führten ein Familienunternehmen. Ich arbeitete dort als Technikerin. Kurz nachdem ich meine Meisterausbildung bestanden habe, ist leider mein Papa im Jahr 2015 plötzlich verstorben. Ich habe es mir daraufhin zur Aufgabe gemacht, seine Arbeit fortzuführen. Meine Mutter hat später jedoch die Zahnarztpraxis verkauft und ihre Tätigkeit als Zahnärztin beendet. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer funktionierte nicht und so habe ich mich dann nach einiger Zeit entschieden, neue Wege zu gehen. Ich hatte die Wahl, als angestellte Zahntechnikermeisterin zu arbeiten oder etwas Eigenes zu machen. Ich habe mich dann für Letzteres entschieden und das App Dental innerhalb von drei Monaten neu gegründet. Bei über 700 Praxen habe ich mich vorgestellt und jeden Zahnarzt, für den wir heute arbeiten, habe ich mir selbst gesucht. Es war eine sehr aufregende Zeit für mich, aber ich wurde von Mal zu Mal sicherer und gelassener. Selbstverständlich sitzt einem immer der Druck im Nacken, denn es müssen auch Fix- und Personalkosten bezahlt werden, obwohl keine Einnahmen fließen. Am 19. März 2018, dem Geburtstag meines Vaters, haben wir dann unsere Türen geöffnet und eine Eröffnungsfeier veranstaltet. Ich ging zunächst von wenig Zuspruch aus, dass dann aber über 80 Gäste, darunter sehr viele Zahnärzte, meiner Einladung gefolgt sind, hat mich überwältigt. Das war dann der Anfang von App Dental und die Aufträge ließen nicht lange auf sich warten. Ich bin sehr stolz auf mich und auf das, was wir als Team geleistet und erreicht haben.

Was war denn Ihr erster Auftrag?

Eine Unterfütterung. Die habe ich mir auch ausgedruckt. Sie hat einen Ehrenplatz hier im Labor.

Ihr eigenes Labor hat einen ungewöhnlichen Namen. Was bedeutet er?

Ich bin der Typ Mensch, der nicht das machen will, was die Masse macht. Und genau deswegen habe ich mir einen besonderen Namen ausgesucht. Wenn mein Labor wie jedes zweite heißen würde, dann würden sich Zahnärzte meinen Namen auch nicht merken. Der Vorschlag mit dem Namen APP kam von meiner Mama. Das Logo soll vom Design an eine typische App erinnern, aber ausgeschrieben bedeutet der Name: APP – Anatomie, Prothetik, Perfektion. Der Rosenbohrer im A und der Stern sind aus dem alten Logo meines Vaters. So habe ich etwas von meinem Papa mitgenommen, aber trotzdem etwas Eigenes. Ich wollte mich auch bei den Farben neu orientieren und nicht der Masse mit blau und rot folgen. Bei mir ist alles türkis-grau, vom Auftragszettel übers Logo bis zum Modell. So weiß der Zahnarzt genau, von wem das Modell ist, und muss nicht erst nach dem Namen suchen, wenn es in türkis-grauer Farbe kommt. Mit meinen neuen Kugelschreibern in Altrosè-Gold habe ich ein wenig mein Farbkonzept gesprengt. Sie kommen aber sehr gut in den Praxen an, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Stifte dort liegen sehe und ich mir so mein Revier markiert habe.

Welches Gerät in Ihrem Labor ist für Sie das spannendste und warum?

Ich finde, unsere Fräsmaschine ist ein faszinierendes Gerät. Man hat das Modell, scannt es ein, konstruiert es und dann gibt man es in die Maschine. Es ist Wahnsinn, was die Maschine und die Person, die sie bedient, da leisten. Am meisten freue ich mich über das Material Zirkon. Es kommt ein bisschen größer aus der Fräsmaschine, wird verschliffen, kommt für zwölf Stunden bei bis zu 1.500 °C in den Ofen und wenn am Ende der Zahnarzt anruft und sagt, „Mensch, ich musste gar nichts machen, das hat sofort gepasst“, dann ist das für mich eine faszinierende Sache.

Zum Abschluss: Was möchten Sie in Ihrem Labor noch erreichen?

Es ist wichtig, am Ball zu bleiben. Viele ruhen sich auf Ihren Lorbeeren aus, ich bin aber immer da, vor allem für meine Kunden. Mit meinem eigenen Labor habe ich mir bereits einen Lebenstraum erfüllt. Ich habe unheimlich viel Spaß an dieser Arbeit und sehe es nicht als Beruf, sondern als Berufung. Ich möchte nur, dass es uns allen weiterhin immer gut geht und auch mein Team Spaß an der Arbeit hat.

Frau Briegel – vielen Dank für Ihre Zeit und das freundliche Gespräch!

APP DENTAL – Zahntechnisches
Meisterlabor & Fräszentrum
Lützner Straße 162
04179 Leipzig

Dieser Beitrag ist in ZT Zahntechnik Zeitung erschienen.

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