Praxiseinrichtung 07.09.2011

Licht, Farbe und Wirkung

Licht, Farbe und Wirkung

Foto: © Zumtobel

Licht und Farbe sind Energiequellen die einen erheblichen Teil unserer Lebensqualität ausmachen. Das physikalisch, psychologische Phänomen von Licht und Farbe, ist so vielfältig, so bunt, faszinierend, wirksam und kraftvoll, dass man sich selbst berauben und einiges verpassen würde, wenn man die Auseinandersetzungen und Wirkungen scheuen, ungeachtet oder gar bewusst vermeiden lassen würde. Dass diese Faktoren in der Praxiseinrichtung berücksichtigt werden sollten, zeigt der folgende Bericht, gestützt durch neueste Studien und Erkenntnissen.

 
Schon die alten Ägypter, Azteken und viele weitere Urvölker nutzten die Kraft der Farben um seelische und körperliche Schmerzen zu heilen. Schon immer erforschten Wissenschaftler aller Kontinente die vielfältige Wirkung von Farbe auf den menschlichen Organismus. Daher scheint es ironischerweise mehr Farbtheorien als Farbtöne zu geben.

Auch wenn es viele verschiedene Farbtheorien und Lehren gibt, wie in Indien die Chakra-Theorie, in China die Feng Shui Philosophie, in Europa die Goethe-, Runge-, Newton-, Itten-, Kandinksi- oder Newmantheorie, hat jede Farbtheorie ihre Daseinsberechtigung. Jede Theorie eröffnet uns eine weitere Einsicht in die fantastische Welt der Farben. Die Einsicht, dass Farbe und Licht pure Energie bedeutet, die sowohl psychisch als auch physisch wirkt, wird bei jeder Theorie in gleichem Maße behandelt. Heutzutage weiß man, dass diese Energien auf die emotionalen Zentren des Nervenapparates einwirken und so unser Gemüt und allerlei körperliche Prozesse in Gang setzten.

 

Historie

Auch wenn die Erkenntnisse von Licht und Farbe sehr weit zurückgreifen und diese immer noch Bestand haben, so möchte ich nur auf die relevanten Durchbrüche eingehen, die für die Praxisgestaltung relevant sind.

Einen Namen machte sich Johann Wolfgang von Goethe um 1810 als empirisch forschender Farbwissenschaftler. Er beschäftigte sich im Austausch mit Künstlern und Philosophen intensiv mit dem Thema Licht und Farben. Er kritisierte Newtons Theorie, die auf physikalischen Eigenschaften beruht, aufs heftigste. Er entwickelte nicht nur einen Farbenkreis, er unterschied auch zwischen kalten und warmen Farben. Kalte Farben sind bläulich unterlegt, warme Farben sind gelblich unterlegt. Er fand damals auch heraus, dass Farben die menschliche Psyche beeinflussen und dass ein enger Zusammenhang zwischen Gefühlen und Farben besteht. Goethe entwickelte eigenen Begriffe, erläuterte seine Ideen zur sinnlich-sittlichen Wirkung von Farbe und wies Farben Zuordnungen wie „Kraft“ und „Beraubung“ zu. Viele seiner Prinzipien werden heute noch in der Kunst und Designschulen verwendet.

1903 erhielt Niels Ryberg Finsen aus Dänemark den Nobelpreis für Medizin für seine Forschungsarbeit über die Behandlung von Krankheiten mittels konzentriertem Licht. Er entwickelte eines der ersten Geräte, mit dem er in der Lage war, synthetisches "Sonnenlicht" in einem technischen Verfahren zu erzeugen. Parameter wie Intensität und emittiertes Lichtspektrum konnten so erstmals, individuell eingestellt werden. Er behandelte mehr als 950 Lupus vulgaris (Tuberkulose der Haut) Patienten mit gefiltertem, synthetischem "Sonnenlicht“, im Zeitraum von 1895 bis 1903. Dass zu viel Licht auch eine schädigende Wirkung haben kann und wie man sich davor schützen konnte, war ihm derzeit auch schon bekannt. Er wird daher als Begründer der modernen Lichttherapie angesehen.

Sir Isaac Newton erfand in Jahr 1666 den sogenannten Farbkreis, den Johannes Itten, 1920 an der Bauhaus-Schule weiter entwickelte. Johannes Itten beschäftige sich als Künstler und Lehrpersönlichkeit vor allem mit dem Zusammenwirken von Farben und Formen. Er gilt als der Begründer der Farbtypenlehre. Die Farbtypenlehre ist eine Theorie, die anhand von Hautton, Augen- und Haarfarbe eine Zuordnung für Kleidung und Make-Up den Farbtypus bestimmt. Sein modifizierter Farbkreis wird heute ebenso wie Goethes Farbkreis, international in der Kunst- und Designausbildung als Anschauungsmodel eingesetzt.

In moderneren subtraktiven Farbmodellen und Farbordnungssystemen versteht man Ittens folgendermaßen: Der Kreis basiert auf den drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau. Zwischen den Primärfarben stehen die Sekundärfarben Grün, Orange, Violett. Die Sekundärfarben entstehen, indem man die benachbarten Primärfarben zu gleichen Teilen miteinander mischt.

Rot und Gelb ergeben Orange, Gelb und Blau werden zu Grün, Rot und Blau mischt man zu Violett. Mischt man eine weitere Primärfarbe dazu, entsteht eine Tertiärfarbe. Gelb, Gelb und Rot ergeben Gelborange. Der Gelbanteil überwiegt. Gelb, Rot und Rot ergeben Rotorange. Der Rotanteil überwiegt. Die eine Hälfte des Kreises beherbergt die warmen Tönen, Gelb, Orange, Rot. Die andere Hälfte beherbergt die kühlen Tönen, Grün, Blau, Violett. Als Komplementärfarben, werden Farben bezeichnet, die sich im Farbkreis gegenüber stehen. Wie z.B. Violett gegenüber Gelb oder Grün gegenüber Rot (Abb. Farbkreis).


Farbpsychologische Gesichtspunkte in der Praxiseinrichtung

„Für 50 – 60% der Bevölkerung ist der Zahnarztbesuch ein unangenehmes Ereignis. Etwa 10% gehen mit starken Ängsten zum Zahnarzt, bei 1-2% haben die Ängste einen phobischen Charakter. Weiter darf eine Dunkelziffer von phobischen Menschen vermutet werden, die den Zahnarztbesuch nach Möglichkeit ganz zu vermeiden versuchen.“ (Quelle:Hoefert HW:Epidemiologie der Zahnbehandlungsangst. In:Hoefert, Jöhren(Hrsg.) Zahnbehandlungsangst erkennen und behandeln - Diagnostik, Therapie, Praxismanagement. Spitta, 2010: 365 S.)

Die Zahlen aus der Studie "Epidemiologie der Zahnbehandlungsangst" sind gravierend und Grund genug sich mit der mit der einfühlsamen Betreuung dieser Patienten, sowie mit der psychologischen Licht- und Farbgestaltung der Praxis auseinander zu setzen.

Der Einfluss von Licht und Farbe auf die Emotionen des Menschen, ist im Rahmen der ganzheitlichen Raumgestaltung in den Fokus der Planer näher gerückt. Unwohlsein, somit Ängstlichkeit und Stress kann schon beim Gedanken daran in der horizontalen Stellung des Behandlungsstuhls ausgeliefert und fluchtlos zu sein, entstehen. Halten wir stets die Kontrolle in der Hand, geben wir diese nur ab wenn wir völliges  Vertrauen zu einer Person aufgebaut haben. Ebenso zehrt die Geräuschkulisse sowie der Anblick chirurgischer Instrumente und der Gedanke sich in den Mund schauen und anfassen zu lassen am Gemütszustand. Schließlich stellt die Mundregion eine der intimsten Zonen des menschlichen Körpers dar.

Die Aufklärung über die Web-Präsenz sowie eine emotionale Raumgestaltung, verbunden mit einem einfühlsamen Praxisteam und einem Arzt, der ängstliche Patienten erkennt, ernst nimmt und über die einzelnen Behandlungsschritte aufklärt, kann weit mehr als die 50 - 60% der Patienten die einen Zahnarztbesuch als unangenehm empfinden, erreichen und helfen. Oft hilft hier schon, wie so oft im Leben, menschliche Zuwendung.

Den phobischen Patienten, dessen Störung seelischer Natur ist, wird man nicht allein über die Raumgestaltung und auch nicht über eine einfache, wenn auch einfühlsame Behandlung erreichen und helfen können. Viele dieser Menschen leiden seit Jahren an starken Ängsten und Schmerzen und sind stets mit den Reaktionen einer intoleranten Umwelt und mit sich selbst beschäftigt. Starke Minderwertigkeitsgefühle sind das Ergebnis, gilt doch ein unvollständiges Gebiss oder schiefe, kariöse Zähne als unhygienisch, sozial unter dem Durchschnitt und ebenso als ein Zeichen des beruflichen Misserfolgs. Dabei liegen die Probleme oft in der frühkindlichen Prägung durch die elterliche Erziehung, Erzählungen und Reaktionsweisen über den einen besonders negativen Zahnarztbesuch, den jeder von uns schon mal erlebt oder gehört hat. Auch handelt es sich oft um unmittelbare Phobien, wie z.B. vor Spritzen, Blut und Bohrern.

Manchen Patienten reicht eine unsympathische Arzt-Patient-Beziehung aus, um sich der Behandlung zu entziehen. Aber oft ist gerade der Zahnarzt der Erste, der die psychischen Probleme des Patienten erkennen kann. Lohnt es sich da nicht der Menschlichkeit wegen zu handeln und diese Menschen wenigstens zum Spezialisten zu überweisen wenn man sich nicht in der Lage sieht diese zu behandeln?

Um an die Wurzel des Problems zu gelangen und diesen Menschen zu helfen, bedarf es über curriculare Fortbildungsmöglichkeiten, ein Fachwissen über das komplexe Krankheitsverhältnis, welches wir bisher nur oberflächlich behandelt haben, und der Therapiemöglichkeit vor Ort. Eine aufklärende, sensibel kommunizierende Web-Präsenz, ein  geschultes Praxisteam und die auf Beruhigung, Harmonie und Vertrauen einwirkende Innenarchitektur hilft, die Behandlungsbereitschaft und das Vertrauen dieser Menschen zu gewinnen. Selbst unter den besten Praxisvoraussetzungen weiß ein auf Zahnbehandlungsphobie spezialisierter Zahnarzt zu erkennen, wann ein Psychotherapeut oder Psychiater zu Rate gezogen werden muss. Nicht selten ist eine fachübergreifende Arbeit in Netzwerken nötig. Für Ärzte, die weitere Informationen zu diesem Thema wünschen, hat die Bundeszahnärztekammer den wissenschaftlich begründeten Leitfaden „Psychosomatik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ verfasst. Dieser Leitfaden soll dem berufstätigen Zahnarzt zur Orientierung und Sensibilisierung bei der Problematik dienen.

Natürlich soll beim Zahnarztbesuch keine Therapie über Licht und Farbe vollzogen werden. Man sollte aber das Möglichste tun, um jedem Patienten die Ängste, den Stress und das Unwohlsein zu nehmen und ihn positiv einzustimmen. Nur so kann Vertrauen und Sicherheit entstehen. Wir wissen doch alle, dass die Sicherheit, sich gut aufgehoben zu fühlen und somit der positive Gemütszustand, erheblich zur positiven Praxis-Atmosphäre und sogar zur besseren Genesung beitragen können. Schließlich bereitet es doch keinem Arzt Freude, verängstigte und verkrampfte Patienten, die die Arbeit erschweren, zu behandeln.

In Zuge der vernünftigen Praxisplanung kommt auch dem Arzt die passende Lichtintensität bei der Behandlungsarbeit zu gute. Dadurch wird die Therapie genauer, sicherer und effizienter und sogar die Fehlerquote stark minimiert. Die passende Farbgestaltung im Hintergrund des Blickfelds des Behandlers, die Farbe des Bodens, kann Konzentration und logische Denkweise fördern. Dies steigert den Qualitätsstandard des Praxisunternehmens beträchtlich und somit die Freude an der Arbeit. Die Mitarbeiter werden es Ihnen nicht nur durch entspannte Patienten danken, auch den Mitarbeitern selbst kommen farbpsychologische Aspekte zu gute. Licht und Farbe können Mitarbeiter motivieren, die Arbeit erleichtern, die Effizienz fördern und sogar die Identität zum Praxisunternehmen steigern. Die Zahlen der Studie zeigen, dass es sich menschlich und sogar marketingstrategisch lohnt, sich in diese Richtung zu bewegen.

 

Farbe und Auswirkung

Dass das Farbensehen wesentliche Wirkungen auf das Unterbewusstsein ausübt, bestätigt die heutige Psychologie. So weiß man, dass bestimmte Farben gleiche kollektivwirksame Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster aufweisen. Ein Raum der komplett Blau gestrichen ist, löst klare Kälteempfindungen aus und lässt den Betrachter frieren. Das absolute Gegenteil bewirkt die Farbe Rot. Messergebnisse zwischen gefühlter und tatsächlicher Temperatur zeigten eine Schwankungsbreite von bis zu vier Grad Unterschied. Das bedeutet, bei 19 Grad tatsächlicher Temperatur, in einem weißen neutral gestrichenen Raum, die Farbe Blau es 15 Grad erscheinen lässt und die Farbe Rot 23 Grad suggeriert. Der Innenarchitekt kann also den Raumeindruck zu Gunsten des Wohlbefindens steuern. Außerdem ergab Blau einen tieferen Blut– und Pulsdruck und Rot das absolute Gegenteil, nämlich einen hohen Blut- und Pulsdruck. Daher ist Rot zu Recht die Farbe der Dynamik, die müde und introvertierte Persönlichkeiten in Bewegung setzt. Weitere Tests ergaben, dass die Farbe Rot, Adrenalin im Körper freisetzt und so Bewegungsdrang, Durchsetzungsvermögen und Leidenschaft deutlich verstärkt werden. Die körperliche Leistungsfähigkeit wird durch die Erhöhung des Muskeltonus erhöht. Rot kann Stimmungen verstärken, Nervosität, Aggression und sogar Wut hervorrufen und eignet sich daher auf gar keinen Fall für die Zahnarztpraxis.

Denken Sie kurz an den Fall, dass ein Angstpatient mit starken Schmerzen und Stress Ihre Praxis aufsucht und vor einer roten Wand sitzt. Wir sprechen von den 10 % der Angstpatienten aus der Studie mit starken Ängsten. Diese empfinden bekanntlich eine derart starke Angst, dass sie den Besuch möglichst meiden und gar nicht beim Zahnarzt erscheinen möchten. Diese 10% der Patienten mit einer Zahnbehandlungsphobie erscheinen meistens nur im absoluten Notfall in die zahnärztlichen Praxis und dies ist bei unserem Beispiel der Fall.

Der Patient hat schon längere Zeit Schmerzen und diese werden unerträglich. Der Patient leidet damit seit geraumer Zeit unter Stress. Stress führt bekanntlich zur Aktivierung des Sympatikus, Er versetzt den Körper durch Adrenalin in hohe Leistungsbereitschaft, bereitet ihn auf Angriff oder Flucht oder einer anderen Anstrengungen vor, die Durchblutung des gesamten Körpers verändert sich. In der Hypotalamus-Hypophysen-Nebennierenachse wird nun vermehrten Cortisol ausgeschüttet. Das begünstigt u.a. eine Blutdruckerhöhung und führt zu einer Veränderung der Blutgerinnung. Der lang andauernde Stress führt außerdem dazu, dass eine ganze Reihe weiterer Substanzen produziert werden, wie z.B. Zytokine, Interleukine, Interferone. Diese wirken zum Teil suppressiv auf das Immunsystem und sorgen somit für eine schlechtere Wundheilung und Immunabwehr und haben schließlich einen negativen Einfluss auf das parodontale Gewebe. Das Rot der Wand bewirkt eine weitere Dosis Adrenalin. An diesem Beispiel sollte selbst jeder Laie erkennen, dass diese Farbe auch wegen ihrer symbolischen Wirkung, u.a. der Assoziation mit Blut, in keine medizinische Einrichtung gehört.

Rot passt eher in andere Bereiche, wie Restaurants, denn Rot regt neben Orange den Appetit an und auch Rotwein, so zeigt eine Studie, schmeckt unter rotem Licht am besten. Man sieht diese Farbe wegen der Signalwirkung oft in der Werbung. Rot lenkt von allen Farben die größte Aufmerksamkeit auf sich und wurde nicht ohne Grund für Ampelanlagen oder an Maschinen als Kontrolllampen verwendet. Auch soll Rot die erste Farbe sein, der der Mensch einen Namen zuwies. Die Macht dieser Farbe hat schon immer die Menschen beeinflusst.

 

Das physikalische Phänomen Farbe

Jede Farbe hat ein elektromagnetisches Spektrum mit einer eigenen Wellenlänge. Warme Farben haben langwellige Strahlen. Kühle Farben haben kurzwellige Strahlen. Rot hat die längsten Wellenlängen, Violett die kürzesten. Trotzdem lässt sich die Wirkung nicht allein an der Wellenlänge abmessen. Die Wellen gelangen über das Auge zur Faserstruktur der Sehbahn, zum Hypotalamus und zur Epiphyse. Die Epiphyse liegt im Mittelhirn. Sie steuert u.a. die Ausschüttung von Melatonin im endokrinen Hormonsystem. Das endokrine Hormonsystem (vom  lateinischen endo =„innen“, krinein =„ausscheiden“= innen ausscheiden) ist ein Organsystem zur Steuerung jeglicher Körperfunktion, wie Atmung, Ausscheidung und Einleitung in die Pubertät.

Die Ephipyse gilt als zentrales Regulationsorgan für die Synchronisation des Tag-Nacht-Rhythmus. Das dort produzierte Hormon „Melatonin“ kennen die meisten als Schlafhormon. Eine gewisse Menge, je höher umso besser, fördert die Schlafqualität. Wenig Melatonin bewirkt Schlaflosigkeit. Auch kurbelt dieses Hormon das Immunsystem an und es wirkt vor allem im Gehirn antioxidativ gegen freie Radikale. Die Ausschüttung des Hormons lässt sich am effektivsten über helles Tageslicht, 6500 Kelvin, zurückhalten. Nachts, bei mäßigem Kunstlicht sollte der Melatoninspiegel steigen, um einen erholsamen Schlaf zu garantieren. Im Alter nimmt der Melatoninspiegel stetig ab, wobei der steilste Abfall ab etwa dem 50. Lebensjahr eintritt. Mit 60 produziert die Epiphyse noch halb so viel Melatonin wie mit 20 Jahren. In dem Maß, wie der Melatoninspiegel sinkt, beginnen sich teilweise ernstzunehmende Zeichen des Alterns zu zeigen. Kommen wir auf unsere rote Farbe zurück. Bei Rot haben wir zum einen die subjektive Empfindung, die bei jedem sicherlich anders ist, messen können. Die Ausschüttung des Hormons Adrenalin ist über das Blut zu messen. Ebenso lassen sich die Blut- und Pulsdruckmessungen ablesen. Aber wie lässt sich die Konzentrationsbegünstigung einer Farbe ablesen?

 

Methoden zur Messung der Wirkung

Der funktionelle Magnetresonanztomograf ist eine Aufnahmetechnik, die Hirnaktivitäten lokalisiert und misst, ohne invasiv ins Gehirn einzugreifen. Kurz fMRI, vom Englischen functional Magnetic Resonance Imaging. Diese Technik erlaubt es, dem Gehirn in Echtzeit bei der Arbeit zu zuschauen. Während ein Proband beispielsweise eine Kreativaufgabe löst, macht der Tomograf die Aktivität der einzelnen Hirnregionen sichtbar, die an dem jeweiligen Denkprozess beteiligt sind. Durch die Beobachtung der lokalen Sauerstoffkonzentration im Blut kann der Energieverbrauch einer Hirnregion berechnet werden. Daraus können Wissenschaftler schließen, wie die einzelnen Hirnregionen beim Lösen der Aufgabe zusammenarbeiten. Durch verschiedenfarbige Hintergründe, z.B. am Monitor, lässt sich dann ableiten, welche Farben direkt auf die logischen oder kommunikativen Regionen einwirken und welche keine oder eine entgegengesetzte Wirkung haben. So zeigt sich, dass Blau die Konzentration auf der Sachebene fördert, für das Rechnungswesen die beste Voraussetzung. Gelb fördert die Konzentration ebenso, aber eher im Bereich des Spracherwerbs und der Kreativität.

Somit ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Funktion des Auges über die rein visuelle Wahrnehmung hinausgeht. Durch die Vernetzung mit dem Hormonsystem beeinflussen Licht und Farbe überlebenswichtige Reaktionen, sorgen für Wachsamkeit, Kreativität oder steuern unseren Gemütszustand. Bevor wir eine Farbe bewusst aufnehmen wurden bereits eine emotionale und körperliche Reaktion ausgelöst. Dass das Sehen von Farben wesentliche Auswirkungen auf das Bewusstsein und Unterbewusstsein hat, haben wir erfahren. Dass der seelische Zustand und die Zähne einen ebenso großen Zusammenhang besitzen, kennen wir aus Redewendungen, wie: „sich durchs Leben beißen“, was bei Schicksalsschlägen vorkommt. Oder bei Stress, „die Zähne zusammen beißen“ und wenn wir etwas bedingungslos hinnehmen müssen, nehmen wir das „zähneknirschend“ hin. Farben sind ein sanftes und vor allem günstiges Instrument zur ganzheitlichen Steigerung des Wohlbefindens für Mitarbeiter, Patienten und dem Arzt selbst.

Neben den psychologischen, physiologischen und symbolische Wirkungen gibt es auch noch kulturelle, traditionelle und politische Wirkungen. Diese Wirkungen beeinflussen letztendlich die Psyche. Denn Farben haben immer mit der eigenen Erziehung und Erfahrung zu tun. In unserer Gesellschaft hat Schwarz fast eine durchgängige negative Bedeutung. In Afrika wiederum hat diese Farbe eine positive Bedeutung. Hier eine kurze Auflistung über die verschiedenen Eindrücke und Wirkungen:

Blau ist die Farbe des Meeres, Wasser und des Himmels und steht somit symbolisch für Weite, Freiheit, Kühle und Unendlichkeit. Blau fördert die Konzentration auf der Sachebene sowie Pflichtbewusstsein und Verantwortung. Die Farbe gilt als intellektuell und stärkt die innere Balance. Sie verkörpert aber auch die Melancholie und Sehnsucht. Der Raumeindruck ist kühl, in höchster Sättigung kann Blau hart und fast beängstigend wirken. Blaues wirkt auf unsern Körper beruhigend, verlangsamt den Herzschlag sowie Puls- und Blutdruck. Daher steht Blau für geistige Entspannung, verleiht Ruhe und Gelassenheit. Es wirkt auf die Funktion von Thymus-, Schilddrüse sowie auf Augen, Hals, Ohren und hilft gegen Arthritis.

Farbpersönlichkeit: Menschen die Blau mögen, bevorzugen Friede und Ruhe. Sie sind intellektuell und schätzen Bücher und Musik. Diese Menschen ziehen sich gern bei Stress zurück und sind auch mal gern allein.

Gelb symbolisiert das Sonnenlicht und wirkt warm, heiter und hell. Diese Farbe strahlt Optimismus und Heiterkeit aus. Damit steigert es die Lebensfreude, Motivation und die geistige Fähigkeit vor allem beim Spracherwerb und Kreativität. Gleichzeitig wird es mit Fantasie in Verbindung gebracht. Obwohl Gelb Räume nicht vergrößert, wird es gern bei kleinen Räumen verwendet, weil diese so warm, freundlich und heiter wirken. Gelb ist ideal geeignet, um im Empfangsbereich oder im Wartezimmer eine angenehme und freundliche Atmosphäre zu schaffen. Gelb wirkt auf die Funktion von Leber, Gallenblase, und Bauchspeicheldrüse. Es wirkt auf das Nervensystem, regt somit den Geist an und erhöht die Aufmerksamkeit.

Farbpersönlichkeit: Menschen die Gelb mögen sind oft optimistisch, vielseitig interessiert, lebhaft und klug. Sie können gut erklären und begeistern.

Violett gilt allgemein als die Farbe der Spiritualität und der Meditation. Sie hat ein magisches Wesen und verbindet Gegensätze. In der Natur kommt Violett selten vor. Entdeckt man diese doch, wirkt sie überraschend und geheimnisvoll. Sie hat einen ähnlichen Blickfangcharakter wir Rot. Auch hat Violett einen sehr wertigen Charakter da dieser Ton in der Vergangenheit sehr schwer herzustellen war. Sie steht für Luxus und Exotik. Bei keiner anderen Farbe gehen die Meinungen über Assoziationen oder Wirkungen so weit auseinander. Kein Wunder, denn es macht den Spagat zwischen Rot und Blau. Sie wirkt je nach Farbklang eher kraftvoll oder dramatisch, melancholisch und schwermütig. Violett wirkt im Kopf indem sie die linke und rechte Gehirnhälfte in Einklang bringt und so auf die Psyche einwirkt. Dabei fördert sie die Intuition und den Verstand und hilft bei der Entwicklung von neuen Ideen und Visionen. Sie wirkt außerdem auf das zentrale Nervensystem und auf die Wirbelsäule.

Farbpersönlichkeit: Menschen die Violett schätzen sind oft unkonventionell und kreativ, nicht immer unkompliziert und manchmal sprunghaft. Sie hinterlassen immer einen besonderen Eindruck. Ihnen ist bewusst, dass sie sich von der Masse unterscheiden.

Orange ist die Farbe der sinkenden Sonne und der fallenden Blätter. Sie strahlt als Mischung aus Gelb und Rot Energie, Wärme, Freundlichkeit, Optimismus, Lebendigkeit, Lebensfreude und Offenheit aus. Diese Farbe mindert Depressionen und Melancholie und fördert die Kommunikation und Zufriedenheit. Orange lässt Räume etwas kleiner erscheinen, eignet sich aber für einladende Bereiche besonders wenn Freundlichkeit vermittelt werden soll. Bei extrovertierten Menschen bewirkt Orange jedoch Nervosität, deshalb sollte es in Zahnarztpraxen, die Angstpatienten oder Kinder behandeln, dezent eingesetzt werden, etwa zur Orientierung oder als Akzent im Wartezimmer. Orange stärkt das Immunsystem. Es regt den Appetit und somit die Verdauung an.

Farbpersönlichkeit: Menschen die Orange lieben sind gesellig, kommunikativ und lachen gern. Sie leben praktisch und Familie spielt eine große Rolle. Sie sind nicht gern allein und schließen schnell Freundschaft.

Grün ist die Farbe der Natur, des Wachstums, der Selbstheilung und der inneren Harmonie. Sie vermittelt Geborgenheit und hilft beim Einschlafen. In der helleren Variante hat sie eine angenehm belebende Wirkung und steht für den zyklischen Neubeginn und somit für Motivation. Gleichzeitig vermittelt sie Freundlichkeit und Offenheit. Grün eignet sich für jede Praxis gut. Sie wirkt vor allem auf das vegetative Nervensystem und auf die Atmung und hat eine anxilytische, also beruhigende und entspannende Wirkung. Sie unterstützt den Stressabbau.

Farbpersönlichkeit: Menschen die sich mit Grün umgeben sind naturverbunden und führen einen gesunden Lebensstil. Sie wünschen sich einen friedlichen, ruhigen und harmonischen Rückzugsort und bevorzugen natürliche Materialien. Sie sind tierfreundlich und können sich schwer entscheiden. Auch scheuen sie Streitigkeiten.

Rot steht für Kraft, Dynamik und Leidenschaft. Als Powerfarbe stärkt sie das Durchsetzungsvermögen, die Sicherheit und die Konsequenz. Rot kann die Stimmung verstärken, führt andererseits aber schnell auch zu Nervosität, Aggressionen und Wut. Rot bewirkt durch die Prägnanz, dass Räume kleiner wirken. Im Kontrast zu kühlen Farben kommt sie besonders gut zur Geltung. Gleichzeitig ist Rot die Farbe des Blutes und sollte allein aus diesem Grunde die medizinischen Räume meiden. Damit steigert sie die körperliche Leistungsfähigkeit, nicht zuletzt wegen des Adrenalinschubs. Rot regt alle Körperfunktionen an. Sie beschleunigt den Herzschlag und somit die Atmung und den Puls. Sie verstärkt zudem die Muskelspannung. Bei Energiemangel wirkt sie höchst stimulierend. Rot ist die Farbe der Selbstheilung bei physiologischen Beschwerden oder Verletzungen. Bei psychischen Beschwerden werden ihr auch heilende Kräfte zugesagt, aber da gehört sie in die Hände von Farbtherapeuten. Menschen die an Migräne leiden werden beispielweise mit rotem Licht behandelt.

Farbpersönlichkeit: Rotliebhaber sind abenteuerlustig und risikofreudig. Sie sind starke Persönlichkeiten und können sich durchsetzen, sind selbstsicher und zielstrebig. Sie können aber auch echte Kontrollfreaks sein, was von ihrem Sicherheits- und Schutzbedürfnis ausgeht.

Braun ist die Farbe unserer Erde und steht dementsprechend für Vertrautheit, Geborgenheit, Sicherheit, Gemütlichkeit, denken Sie an rustikale Einrichtungen. Es kann "erden" und beruhigen, gleichzeitig aber auch monoton und beengend oder schwer wirken. Zu viel Braun bremst und hemmt die Kreativität. Vor allem dann, wenn es nicht in ein harmonisches Gesamtkonzept mit farbigen Akzenten eingebunden wird. Braun wird keiner psychologische oder physiologische Wirkung zugesagt.

Farbpersönlichkeit: Menschen, die Braun schätzen, sind von gängigen Modeströmungen unabhängig. Sie möchten sich nicht festlegen oder befinden sich oft im Umbruch.

Weiß steht für Reinheit, Hygiene, Neubeginn, Wahrheit und das Gute. Weiß reflektiert das eintreffende Licht am meisten und kann daher grell wirken. Weiß setzt sich schwer durch wird immer durch die Farbumgebung beeinflusst. Ein beleuchteter blauer Teppich kann Weiß eisig wirken lassen. Eine monochrome Farbgestaltung in Weiß kann kalt und abweisend wirken. Ein reines Weiß kommt in der Natur nicht vor. Es handelt sich immer um einen ganz hellen Farbton. Als Deckenfarbe immer noch die beste Wahl, weil die Farbe einem nicht entgegen kommt und weil sie das Licht sehr gut verteilt. Als Hintergrund für schöne Möbel ist Weiß durch den Kontrast optimal. Weiß wird keine psychologische oder physiologische Wirkung zugesagt. Dennoch kann Weiß abweisend und klinisch wirken.

Farbpersönlichkeit: Menschen die sich Schwarz/Weiß einrichten brauchen Ordnung und haben eventuell ein starkes Kontrollbedürfnis. Sie tendieren zum japanischen Einrichtungsstil, der auf Minimalismus aufbaut und Formen und Texturen der Objekte höher bewertet als die Farben selbst.

Die Harmonische Farbgestaltung nach dem Lehrbuch

Auch für Gestalter ist es nicht immer einfach, Farben zu finden, die ein harmonisches Bild ergeben. Wählt man zu wenige Farben kann es langweilig wirken, dies kann aber auch bewusst das Einrichtungsziel sein, da es beruhigend wirken kann. Wählt man zu viele Farben, kann es unruhig und überladen wirken. Auf der anderen Seite kann es aber auch ein Ausdruck von Kreativität und Lebensfreude sein. In der Innenarchitektur gibt es für die Farbharmonie klare Regeln. Für die Entscheidung ist es erst einmal wichtig zu wissen, wie die Räume geschnitten sind, wie das Licht einfällt, ob überhaupt genug Tageslicht vorhanden ist. Letztlich spielt die Marketingstrategie ebenso eine wichtige Rolle wie auf welchem Gebiet sich der Arzt spezialisiert hat und welches Klientel angesprochen wird. Erst dann weiß man, ob ein kontrastreiches oder ein  übersichtliches, beruhigendes Umfeld Sinn macht. Einen kleinen Leitfaden für Selbermacher möchte ich Ihnen aber dennoch vorstellen:


Kontraste

Die gesunde Mischung von kühlen und gegensätzlichen warmen Farben ergibt einen gesunden, anregenden Kontrast. Kühle Farben weichen optisch zurück, warme Farben treten vor, sind prägnant und sollten daher wohldosiert eingesetzt werden. Kühle Farben eigenen sich am besten für Wände oder nur eine Wand, abhängig von der Raumgröße. Warme Farbtöne haben Vortritt und kommen bei schönen Design- und Dekoelementen oder Kunst bestens zur Geltung. Die Farbgestaltung nach dem Komplementär-Farb-Prinzip dient als gutes Beispiel wenn man Kontraste im Raumkonzept mag. Kontrastreiche Gestaltung ist anregend und vital, kann aber bei Übertreibung zur Reizüberflutung und Unruhe tendieren.


Gute Nachbarn

Ebenso gut harmonisieren Farben, die im Farbkreis benachbart sind wie z.B. Rot-Rotorange-Orange. Diese Farben harmonisieren gut, weil sie zur selben Farbfamilie gehören. Beim genannten Beispiel handelt es sich um die warme Farbfamilie. Grün-Blaugrün-Blau würde der kalten Farbfamilie angehören. Ausgewogener wäre die Schnittstelle zwischen kalten und warmen Tönen. Wie Gelb, Gelbgrün, Grün. Bei Gelbgrün kann man sich streiten ob es warm oder kalt empfunden wird. Auf jeden Fall gehört es zu den warmen Grüntönen.  Diese Art der Farbgestaltung richtet sich nach den spezifischen Gegebenheiten eines Raumes.


Monochrome Gestaltung

Eine Farbgestaltung die sich nach einem Farbschema orientiert, nennt man Ton in Ton oder monochrome Farbgestaltung. Dabei spielt man mit den Nuancen einer Farbfamilie. In der Natur taucht dieses Phänomen jährlich bei den Blättern im Wald auf. Da mischen sich verschiede Nuancen der Grüntöne miteinander. Zum Herbst zeigen sich die Blätter kurzzeitig in den vielfältigsten Orangetönen. Später in verschiedenen Gelbtöne, bis es dann im Braunbereich der Erde endet. Nicht der Zyklus sondern die einzelnen Zustände dieses Phänomens bezeichnet man als monochrom, eine Farbe in verschieden Dunkel-Hell-Abstufungen. Die hellen Töne eignen sich für lichtreflektierende Flächen wie Wände oder große Möbelelemente am besten. Die dunklen Töne eignen sich für den Boden oder Accessoires, die sich abheben wollen. Die Decke sollte immer den hellsten Ton oder am besten weiß gestrichen werden.


Sättigung

Die Sättigung bezeichnet die Reinheit des Farbtons. Je reiner oder satter eine Farbe ist, umso intensiver wirkt sich diese aus. Eine geringe Sättigung haben Farben, die gestreckt bzw. gedämpft werden. Mischt man Weiß zu einer reinen Farbe dazu, verliert diese an Intensität, gleichzeitig wird durch den höheren Weißanteil mehr Licht reflektiert. Bei kleineren Räumen ist dies sehr zu empfehlen.


Muster

Muster können die monotonsten Farbgestaltungen sowie langweilige Raumstrukturen brechen und Dynamik und sogar Leben in starre Raumlandschaften bringen. Vertikale Wandmuster lassen einen Raum höher erscheinen, bewirken aber ebenso, dass Wände schmaler aussehen. Horizontale Muster strecken einen Raum, machen ihn aber gleichzeitig niedriger. Einige Muster erzeugen sogar visuelle Illusionen und suggerieren Tiefenwirkungen. Einen praktischen Nutzen haben Muster, da sich weniger Gebrauchsspuren zeigen. Trotzdem plädiere ich zur Sparsamkeit, denn auch wenn die monochrome Farbgestaltung im Vordergrund steht können zu viel Muster zur unnötigen Unruhe führen. Sie ziehen die Blicke auf sich. Je abstrakter, kräftiger oder bunter, desto mehr werden sie zu Blickmagneten.

Die Beschaffenheit der Oberflächen hat einen großen Einfluss auf die Farbwirkung. Als Beispiel: Smaragdgrün in der Wandfarbe, auf Seide, Leinen oder Hochglanzlack einer Möbeloberfläche. Die matte Wandfarbe absorbiert das Licht und lässt die Farbe völlig belanglos aussehen. Die Seide reflektiert die Farbe zum Teil und lässt diese lebendig und körperhaft aussehen. Auf Leinen scheint diese langweilig und billig, weil das Licht sehr stark  absorbiert wird. Auf der Hochglanzoberfläche des Möbels wirkt diese wertig und prägnant weil das Licht reflektiert wird. Die Wirkung hängt von der Oberfläche ab und sollte berücksichtigt werden.


Licht

Kaum ein Bereich erfordert solch komplexe Lichtlösungen wie Gesundheit und Pflege, gilt es doch hier, für die verschiedensten Anforderungen optimale Bedingungen zu schaffen. Ärzte und Pflegepersonal benötigen unterschiedliche Lichtsituationen, um qualifiziert arbeiten zu können. Für die Patienten wird eine möglichst angenehme Atmosphäre angestrebt und Heilungsprozesse können durch gezielten Lichteinsatz wirkungsvoll unterstützt werden.

Solche Anforderungen hat sich das Unternehmen Zumtobel zur Aufgabe gemacht. Denn nicht nur Farbe, sondern auch Licht ruft Stimmungen und Emotionen hervor, es beeinflusst nachweislich den circadianen Rhythmus, den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen und hat sogar therapeutische Wirkung. Eine speziell auf die vielen Anforderungen im medizinischen Alltag ausgerichtete Lichtplanung ist für innovative Klinik- und Praxiskonzepte unverzichtbar. Dass nicht nur Privatkliniken der Schönheitsmedizin, Laser- oder Zahnbehandlung dies schon erfolgreich können, sondern auch öffentliche Träger zum Umdenken in der Lage sein müssen, zeigt die aktuelle Studie, die das Kompetenzzentrum Licht über einen Zeitraum von 15 Monaten in der Demenzabteilung des Pflegeheims St. Katharina in Wien durchführte.

Diesen Fragen ging die Studie auf den Grund:

  • Führt besseres Licht zu mehr Lebensqualität?
  • Bewirkt ein höherer und dynamisch geregelter Lichteintrag bei älteren Menschen eine Steigerung des Wohlbefindens und der sozialen Aktivität?

Die Lebensqualität des Menschen hängt im starken Maß auch von der visuellen Fähigkeit ab. Im Alter steigt der Lichtbedarf drastisch an. Die Wahrnehmung zwischen älteren und jüngeren Menschen unterscheidet sich darin, dass das Auge bei älteren Menschen weniger lichtdurchlässig, dafür aber blendempfindlicher wird. Sie bekommen im Grunde genommen weniger Licht ins Auge. Licht ist nicht nur für die Wahrnehmung wesentlich, es besitzt auch eine biologische Komponente. So beeinflusst Licht über Rezeptoren auf der Netzhaut den circadianen Rhythmus des Menschen. Ausreichendes Tageslicht unterdrückt die Melatoninproduktion. Bei Nacht erzeugt das Hormon Melatonin die Müdigkeit. Zu geringe Lichtmengen am Tag können zu einer Störung dieses Kreislaufs führen und so Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen verursachen. Gerade an Orten an dem wenig oder gar kein Tageslicht verfügbar ist, sollte über Lösungen nachgedacht werden, um dieses Defizit auszugleichen. Dies kommt in Krankenhäusern und Altenpflegebereichen vor allem zu tragen, wenn Patienten oft weniger mobil sind und wenig Licht- und Tageslichtexposition erfahren.

Doch welche weiteren Faktoren können durch Licht positiv beeinflusst werden? Bei dieser Studie wurden verschiedene dynamische Lichtszenarien während des Tages untersucht. Mit dem Hauptergebnis: Licht in hohen Mengen kann den circadianen Rhythmus von älteren Menschen, insbesondere pflegebedürftigen Personen, die keinen regelmäßigen Zugang zu natürlichem Tageslicht haben, verbessern.

Die Studie hatte vor allem das Ziel, zu prüfen welche Faktoren, Beleuchtungsstärke oder spektrale Zusammensetzung des Lichtes sowie dessen zeitliche Veränderung über den Tag sich wie auswirken. Wenn nun aufgrund einer entsprechenden Beleuchtung die Produktion des Melatonins tagsüber unterdrückt wird, besteht einerseits die Chance auf verbesserten Nachtschlaf und andererseits auf eine Aktivierung im Tagesablauf, die die Bereitschaft und Motivation zur Teilnahme an sozialen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten erhöhen sollte. Die vom Pflegekonzept intendierte Aktivierung der Ressourcen der Bewohner sollte damit erleichtert werden. Mit einer Stabilisierung des circadianen Rhythmus soll daher eine Positivspirale initiiert werden, in der über einen erholsamen Schlaf in der Nacht und die Aktivierung am Tage die kognitive Orientiertheit verbessert, die emotionale Befindlichkeit positiv beeinflusst und damit insgesamt das Wohlbefinden der Bewohner gefördert werden soll.

Aufgrund der Notwendigkeit einer Grundsanierung ergab sich im Altenheim St. Katharina die Möglichkeit, auf der neu eingerichteten Demenzstation eine entsprechende Beleuchtungsanlage, Lichtdecken mit unterschiedlichen Lichtsituationen, zu installieren und die Wirkungen auf die Bewohner zu untersuchen. Um eine biologische Wirkung von Licht auch im Innenraum zu gewährleisten war es notwendig, dass die Beleuchtung sich dem Tageslicht annähert.

Eine Lichtdecke wurde mit Leuchtstofflampen in mehreren Farbtemperaturen bestückt, so dass in einem weiten Bereich die Farbtemperatur und die Beleuchtungsstärke eingestellt und auch dynamisch gesteuert werden können. Unter anderem kam die SKYWHITE Leuchtstofflampe mit 8000 Kelvin Farbtemperatur von Osram zum Einsatz. Die Bewohner waren Hochbetagte mit einem Durchschnittsalter von über 88 Jahren, überwiegend weiblich, alle mit einer Berufsausbildung. Alle Bewohner wiesen eine Demenz auf, die eine selbständige Lebensführung nicht möglich machte (Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz, Demenz als Sekundärsymptomatik).

Das Ergebnis:

  • Die Bewohner kommunizieren intensiver mit dem Pflegepersonal, dies besonders am Nachmittag.
  • Bei allen drei Lichtsituationen ist eine Zunahme der Kommunikation festgestellt worden.
  • Die Bewohner beteiligen sich häufiger – besonders bei den biologisch wirksamen Lichteinstellungen – an hauswirtschaftlichen Aktivitäten wie Kuchen backen, Essensvorbereitungen und ähnlichem. Soziale Aktivitäten wie Basteln, Singen usw.  werden vermehrt  bei Lichtsituationen mit hohen Beleuchtungsstärken besucht.

Die bessere Kommunikation am Tag führt in den Beobachtungen auf geringere Unruhe in der Nacht. Das Schlafverhalten anhand der Bewegungen im Bett kann Aufschluss auf verbessertes Wach-Schlaf-Verhalten geben. Der verbesserte Schlaf kann zu einer geringerer Belastung des Pflegepersonals führen. Vergleicht man die höheren Kosten für die Beleuchtungsanlage mit dem Mehrwert an Lebensqualität für die älteren Personen, so wird die Investition von (auf zehn Jahre gerechnet) 1,45 € pro Bewohner und Tag, schnell relativiert.

Dieses Beispiel zeigt, wie der Einsatz von Licht die Lebensqualität erheblich steigern kann. Auch in einer Praxis gibt es Bereiche, die eine spezifische Lichtplanung benötigen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Licht die Produktivität und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz positiv beeinflussen können. Die dynamische Lichtführung, die dem natürlichen Tageslichtverlauf nachempfunden ist, steigert das Wohlbefinden und minimiert die Krankheitstage der Praxisangestellte. Die Leistungsfähigkeit, Bereitschaft und  die Identität zum Praxisunternehmen steigt. Die moderne LED-Technologie verzeichnet zudem sehr gute Effizienzwerte und spart somit bares Geld. Sogar Gebäudeinhaber profitieren von der effizienten Lichtplanung. Energie wird immer teurer werden. Um eine Praxis gewinnbringend führen zu können, sehen sich manche Praxisinhaber gezwungen, in kleinere Räumlichkeiten umzuziehen. Die LED Technologie ist eine einfache Möglichkeit um die Farbgestaltung und die Lichtqualität in modernen Praxen zu gestalten. Mittels einer Steuerung lassen sich alle Farben mischen und gezielt einsetzten. Bei Bedarf befinden sich vorprogrammierte Szenarien wie gedämpftes, szenisches oder klar funktionelles Licht im Repertoire. Im Wartebereich m.E. die beste Lösung, um Atmosphäre zu schaffen. Kosteneinsparung und Qualitätsoffensive, diesem ökonomischen Widerspruch sehen sich die Leistungsbringer im Gesundheitswesen derzeit ausgesetzt. Verpassen Sie nicht den Anschluss und bieten Sie Mehrwert.


Health & Care Network Group (HCNG)

Nach meiner Erfahrung haben einige Praxisinhaber regelrecht Angst davor, sich zu Farben zu bekennen oder es mangelt an dem nötigen Vertrauen zum Gestalter. Ich plädiere aber darauf, sich zu Farben zu bekennen um Identität zu schaffen und sich vom Mitbewerber abzusetzen. Farbe ist ein günstiges und wirksames Gestaltungsmittel. Eine Wandgestaltung ist keine Lebensentscheidung.

Künftig werden sich Praxen, Kliniken und Gesundheitszentren im marktwirtschaftlichen Wettbewerb um die Gunst der Patienten neu positionieren müssen. Ein neues Denken ist gefragt, um das „Unternehmen Gesundheit und Therapie“ erfolgreich zu führen. Die Gestaltung von Empfang, Wartezimmer, Behandlungsräumen und schließlich die Entwicklung eines „ärztlichen Corporate Designs“ bleibt nicht mehr allein das I-Tüpfelchen eines erfolgreichen Gesundheitsunternehmens. Sie wird zu einer fundamentalen Grundlage: Denn die Bewertung des Arztes, sein therapeutischer und somit auch sein wirtschaftlicher Erfolg, hängen maßgeblich von den subjektiven Empfindungen der Patienten ab. Kommunikation zwischen Arzt und Patient, Vertrauen in das Fachwissen des Arztes und die medizinisch-technische Ausstattung sind die tragenden Säulen der Behandlung. Architektur kann hierbei einen wesentlichen therapeutischen Beitrag dazu leisten. Die Innenarchitektur einer Praxis oder Klinik wird damit zu einem höchst komplexen und sensitiven Vorgang, health architecture.

Die Health & Care Network Group ist eine Intuition, die basierend auf wissenschaftlichen Projektstudien der Hochschule für angewandte Kunst und Wirtschaft, HAWK-Hildesheim, als bundesweiter Gesundheitsdienstleister für Raumgestaltung gilt. Angeboten werden vier Farb- und Gestaltungsthemen mit einem unter arbeitsmedizinischen Aspekten entwickelten Farbkonzept für unterschiedliche Praxisausrichtungen. Diese Institution kann Ihnen bei der Vermittlung von empirisch arbeitenden Spezialisten helfen. Benötigen Sie bloß einen Maler, gibt Ihnen das HCNG-Netzwerk die nötigen Informationen.

Hier die vier Gestaltungsthemen für unterschiedliche Praxisausrichtungen:

  • Präventiv-Praxis: Krankheiten sollen verhindert werden. Die Umgebung ist entspannt und funktional mit einem hohen Gestaltungsanspruch.
  • Wohlfühl-Praxis: Patienten werden mit Sympathie empfangen. Leichtigkeit und Geborgenheit werden symbolisiert. Ein bisschen Landhaus-Atmosphäre mit mittlerem bis hohem Gestaltungsanspruch.
  • Angst- und Stressfrei-Praxis: Diese Praxen strahlen Freundlichkeit, Ruhe und Konzentration aus. Warmtonig und pastellig. Der Gestaltungsanspruch ist eher hoch.
  • Regenerativ-Praxis: Der Fokus liegt auf Erholung. Konzentration auf fixe Farb- und Formensprache mit mittlerem Gestaltungsanspruch.


Quellen

Leitfaden der Bundeszahnärztekammer: Psychosomatik in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde-http://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/za/leitfaden_psychosomatik.pdf

Lichtlösungen für Gesundheit und Pflege
Zumtobel Lighting GmbH
www.zumtobel.com

Gesundheitsdienstleister für Raumgestaltung
Health & Care Network Group
www.health-and-care.net

Mehr News aus Praxiseinrichtung

ePaper