Praxiseinrichtung 11.10.2023
Praxis Backstage: „Unsere erste mobile Einheit kam aus den USA“
Ein Beitrag von Dres. Frank und Sebastian Hummel
Die Münchner Zahnärzte Dres. Frank und Sebastian Hummel bieten nicht nur in ihrer Praxis eine auf Senioren ausgerichtete Zahnheilkunde, sondern auch einen mobilen zahnärztlichen Dienst in Alten- und Pflegeheimen und häuslicher Umgebung. In Praxis Backstage stellen beide ihr Engagement vor.
Mit unserer jahrelangen mobilen Betreuung älterer Mitbürger haben wir sehr viel Kompetenz in der Alterszahnmedizin erworben. Wir haben gelernt, dass allgemeingültige Versorgungskonzepte im zunehmenden Alter teilweise ihre Gültigkeit verlieren und es besondere, auf die Bedarfe dieser Patientengruppe eingehende Vorgehensweisen braucht – sowohl in der präventiven Tätigkeit als auch in der Behandlung. Vor allem die gehäufte Multimorbidität braucht unsere Kompetenz und Kooperation mit anderen Arztgruppen.
Die mobile Betreuung ist ein wichtiger Teil unserer Seniorenzahnmedizin und dabei deutlich aufwendiger als die Behandlung in der Zahnarztpraxis. Mithilfe unserer mobilen Betreuung stellen wir immobilen Mitbürgern eine basisorientierte Zahnmedizin zur Verfügung. Darunter verstehen wir prophylaktische Maßnahmen zum Zahnerhalt, wie regelmäßige Mundinspektionen und Zahnsteinentfernungen, Entfernung extraktionswürdiger Zähne und die Anfertigung sowie Reparatur herausnehmbaren Zahnersatzes. Alles, was darüber hinausgeht kann, unserer Meinung nach, in fachgerechter und wirtschaftlicher Weise nur in einer Zahnarztpraxis erbracht werden. Dafür steht unsere Praxis selbstverständlich auch zur Verfügung.
Unsere Praxis versorgt über 25 Einrichtungen, angefangen von Wohngruppen, Senioren- und Pflegeeinrichtungen bis zu Häusern für Demenzerkrankte und schwerstbehinderte Kinder. Zudem ermöglichen wir bei Hausbesuchen immobilen Menschen die Behandlung in ihrem häuslichen Umfeld. Durch dieses weitreichende Engagement nimmt die Seniorenzahnmedizin mit allen ihren Facetten einen hohen Behandlungsanteil in unserer Praxis ein. Wir schätzen, dass circa 50 Prozent unserer Patienten über 60 Jahre alt sind.
Unser Bemühen und Einsatz in der Betreuung vulnerabler Mitbürger hat schon vor fast 40 Jahren begonnen. Eine benachbarte Pflegeeinrichtung hatte mich (Dr. Frank Hummel) immer wieder zu Schmerzfällen gerufen. Da war der Gedanke nicht weit, auch Vorsorgemaßnahmen anzubieten, um Schmerzen zu vermeiden. Wir haben dann unsere erste mobile Einheit aus den USA kommen lassen. Eine Einheit, die für die US-Armee konzipiert war. Andere Konkurrenzprodukte waren zu der Zeit nicht auf dem Markt. Sehr schnell wurde klar, dass fachgerechte konservierende Maßnahmen unter diesen Kautelen nicht möglich waren. Unsere Maßnahmen haben sich somit auf Zahnreinigung, Herstellung einfacher Prothesen und deren Reparaturen beschränkt. Sehr bald kamen weitere Einrichtungen dazu, sodass wir entscheiden mussten, ob wir unser Equipment professionalisieren oder die mobile Betreuung aufgeben. Wir haben uns für Ersteres entschieden. Lupenbrillen mit Beleuchtung, die für unterwegs geeignet sind, stabile Koffer, die in Segmente unterteilt sind und somit individuell zusammengestellt werden können, kabellose Poliereinheiten, spezielle Instrumentensets zur Prophylaxe, einfach zu handhabende Materialien für die Prothesenherstellung und ein Praxisauto wurden angeschafft.
Heute verfügt die Praxis über zwei Fahrzeuge, mit denen das Team des mobilen zahnärztlichen Dienstes an insgesamt sechs Tagen in der Woche Alten- und Pflegeheime besucht. Für die Organisation der mobilen Betreuung sind zwei Verwaltungsmitarbeiterinnen verantwortlich. Die Betreuung der Heime wird von vier Ärzten und drei Prophylaxeassistentinnen übernommen. Dabei werden nicht nur akute Bedarfe abgedeckt, sondern auch halbjährliche Kontrollen, Zahnsteinentfernungen und Schulungen des Pflegepersonals durchgeführt. Sollten Behandlungen in der Praxis nötig sein, organisieren wir den Fahrdienst für Hin- und Rückfahrt. In regelmäßigen Abständen trifft sich unsere mobile Versorgungsgruppe zu virtuellen Teammeetings, um aktuelle Probleme zu lösen und sich über Fortbildungen auszutauschen.
Mit der Möglichkeit von Kooperationsverträgen mit Pflegeeinrichtungen und dem zunehmenden Fokus auf die Mundgesundheit im Pflegebereich wird die Nachfrage nach aufsuchend tätigen Zahnärzten immer höher. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Pflegeeinrichtung ist hier immens wichtig. Wir arbeiten wie im hausärztlichen Bereich mit Einverständniserklärungen, um die freie Arztwahl nicht einzuschränken. Außerdem haben wir feste Besuchstage, auf die sich die Einrichtung einstellen kann. Auch die Fortbildung der Pflegekräfte ist Teil unserer Zusammenarbeit mit den Einrichtungen, da das Wissen rund um Mundpflege und Mundgesundheit stark differiert und wir hier standardisierte Grundlagen schaffen möchten.
Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.