Praxiseinrichtung 16.08.2023

stadtplatzkinder: Warmes Rosa & Schindeloptik schaffen Geborgenheit



stadtplatzkinder: Warmes Rosa & Schindeloptik schaffen Geborgenheit

Foto: © Markus Guhl, Stuttgart

Seit Januar 2023 hat das bayrische Aichach eine neue Adresse für eine moderne Kinderzahnmedizin: Von einer großen Spielecke über die einfühlsame Verhaltensführung während der Behandlung bis hin zu kleinen Tattoostickern am Ende – Kinderzahnärztin Elisabeth Fiedler und ihr Team widmen sich von den Milchzähnen bis zu den bleibenden Zähnen kompetent und einfühlsam ihren Patienten (bis zum vollendeten 18. Lebensjahr). Dabei wurde die Neugestaltung der Praxisräumlichkeiten von dem Stuttgarter Architekturbüro 12:43 und der regionalen Grafikerin Astrid Frede betreut. Der folgende Beitrag stellt sowohl die hochmodernen Praxisräume als auch die Praxisphilosophie vor.

Stubenthema: Neu interpretiert

Bereits vor dem Umbau wurden die Räumlichkeiten der stadtplatzkinder in Aichach als Zahnarztpraxis genutzt. Die Praxis umfasst etwa 175 Quadratmeter und verfügt über vier Behandlungszimmer. Unweit von Augsburg gelegen, diente thematisch die traditionelle bayrische Stube als Ausgangspunkt. Um einen regionalen Bezug zu schaffen, wurden Holzschindeln und Türblätter in Holzoptik als klassische Elemente mit frischen Farben kombiniert. Gleichzeitig bringen neonfarbene Akzente die Praxisräume in Verbindung mit sanften Pastelltönen zum Leuchten und interpretieren so das Stubenthema neu. Sowohl die Empfangstheke als auch die Mundhygiene wurden für verschiedene Altersgruppen passend gestaltet und mit kindgerechten Elementen in verschiedenen Höhen versehen. Das Highlight der Praxis erwartet die Patienten im Wartezimmer: Zwei sich überschneidende Rahmen bilden ein komplexes, raumgreifendes Wartemöbel. Indirekte, lineare Lichtprofile zeichnen die Kanten der Einbauten nach und unterstützen Patienten durch die Betonung der Blickachsen bei der Orientierung. Der Flurbereich wird von lose gestreuten Lichtquellen aufgelockert und die Grafik im Raum nimmt ebenfalls Bezug auf die Region.

Quelle: 12:43 Architekten, Stuttgart

Frau Fiedler, auf welcher Praxisphilosophie beruht Ihr Behandlungsalltag?

Grundsätzlich gilt für mich und mein Team: Es gibt keine „schwierigen“ Kinder, sondern „interessante“ Kinder. Das ist ein wichtiger Unterschied in unserer Haltung und Bewertung einer Situation. Schwierig impliziert immer gleich etwas Negatives, interessant weist dagegen eher auf besondere Umstände und Bedarfe, die es zu berücksichtigen gilt. Wir wollen einen niederschwelligen Zugang zu guter zahnmedizinischer Versorgung von Kindern schaffen und leben dieses Motto jeden Tag – mit großem Engagement und ehrlicher Freude an unserer Arbeit und der Interaktion mit Kindern. Denn gesunde Zähne sind eine immerwährende Reise, die mit uns in der Kindheit beginnt – wenn wir es schaffen, Vertrauen aufzubauen, indem wir Kindern auf Augenhöhe, freundlich und gezielt kindgerecht begegnen, sie ernst nehmen, loben, auch für kleine Erfolge, und so motivieren, dann sind Prävention und Prophylaxe eine Selbstverständlichkeit und Karies hat keine Chance (mehr). Für unsere Interaktion mit den Kindern setzen wir erprobte Mittel ein: Wir agieren nach dem „Tell – Show – Do“-Prinzip, machen keine falschen Versprechen, gehen bewusst mit Sprache um (Lokalanästhesien sind zum Beispiel Schlafperlen für den Zahn, das Röntgen heißt Fotos machen), erzeugen Ruhe und Geborgenheit durch einen respektvollen und achtsamen Körperkontakt und entspannen gemeinsam durch eine tiefe Bauchatmung. Wir verwenden Lachgas und eine computergestützte Anästhesie und greifen nur dann auf den Einsatz von Vollnarkose zurück, wenn nichts anderes mehr geht. Hierfür arbeiten wir mit einem spezialisierten Anästhesieteam aus München zusammen. Wir unterbrechen Erwartungshaltungen, indem wir zum Beispiel die Kinder bitten, ihre Hausschuhe mitzubringen. Das erstaunt sie und vermittelt zugleich ein Gefühl der Sicherheit. Auch unser Mobiliar ist zum Teil auf die kindliche Wahrnehmung ausgerichtet, die Leiter an der Rezeption lädt Kinder ein, sich mit den Erwachsenen gleichzusetzen und zu schauen, was bei der Anmeldung passiert, im Badbereich gibt es Waschbecken in Kinderhöhe. Letztendlich vermitteln wir den Kindern (und ihren Eltern) in der Praxis, dass sie den Gang zum Kinderzahnarzt nicht scheuen brauchen, ganz im Gegenteil – er sollte eine feste, selbstverständliche und vielleicht sogar freudebringende Größe im Familienalltag sein.

Wie holen Sie die Eltern von kleinen Patienten ab?

Mit Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung! Indem wir Eltern mit einer besonderen Portion Freundlichkeit und Verständnis gegenübertreten und unsere Praxisregeln und unser Vorgehen verständlich kommunizieren, schaffen wir die beste Voraussetzung dafür, nicht nur die Behandlung in der Praxis positiv zu besetzen, sondern auch das Thema Mundgesundheit im häuslichen Kontext und damit die familiäre Compliance zu stärken. Wir arbeiten gemeinsam mit den Eltern die Werte heraus, die unsere Arbeit mit den Kindern und das Miteinander mit den Eltern bestimmen: Es gibt kein „Trial & Error“-Prinzip, keine Überforderung der kleinen Patienten, keine Belohnung vor der Behandlung und einiges mehr. Das Wohl des Kindes steht immer im Mittelpunkt. Manches Mal müssen Eltern dafür über ihre eigenen Schatten, Sorgen und Ängste springen – wir nehmen das ernst und versuchen im Dialog und für die Kinder diese elterlichen Ängste zu erkennen und abzubauen. Da jeder Mensch Informationen anders und durch unterschiedliche Kanäle aufnimmt, gehen wir nach dem VAKOG-Modell aus der NLP (neurolinguistisches Programmieren) auch auf die verschiedenen Bedürfnisse und Wege ein: Egal, ob visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch – wir bringen die Informationen so rüber, wie sie am besten aufnehmbar sind. Am Ende verstehen wir uns als Team mit den Kindern und den Eltern. Indem wir so vorgehen, entkräften wir auch angespannte Situationen und bringen die Erwartungshaltungen mancher Eltern auf ein machbares Niveau.

Das Interior Design Ihrer Praxis ist ausgesprochen modern und cool – wie kam es zu dieser Gestaltung und was hatten Sie damit vor?

Wir wollten einen absoluten Wohlfühlort mit starkem Regionalbezug schaffen, der durch klare Linien, einen klaren Geist und eine freundliche und „wache“ Farbgebung überzeugt. Ich wollte mich in den Räumlichkeiten genauso wohlfühlen wie mein Team, die Kinder und die Eltern. Hierin lag die Kunst: ein einladendes modernes und überzeugendes Praxisambiente für alle zu finden. Entgegen einer „normalen“ Zahnarztpraxis erzeugen wir mit Überraschungseffekten bzw. Musterunterbrechungen Spannung. So suggeriert die eingebaute Schindeloptik ein heimatliches Berghüttengefühl und weckt damit Gemütlichkeit, Ruhe und Kraft und steht zugleich im Kontrast zu den geraden Linien der Praxis. Der Farbeinsatz von Eisblau soll Bilder von Gletschern, klarem Wasser und Erfrischung hervorbringen, ihm gegenüber versprüht das Rosa Wärme und das Neongelb steht für mich und meine Persönlichkeit. Ich baue diese Farbe, seit ich denken kann, in mein Leben ein. Sie macht mich aus, sie ist „typisch Lisi“ wie meine Familie und Freunde sagen. Und auch der graue Fußboden mit Glitzer verordnet die Praxis im regionalen Kontext.

Urbayrisches Fabelwesen

Beim Maskottchen der Praxis handelt es sich um ein urbayrisches Fabelwesen namens „Wolpertinger“. Das Wesen ist eine Mischung aus Hase, Hund und Hirsch und besiedelt die Wände der Praxis. Es leistet den kleinen Patienten während der Behandlung Gesellschaft und soll auch die Fantasie der Kinder anregen.

© Astrid Frede

„Ich wollte in meinem Leben etwas bewegen”

Elisabeth Fiedler ist in Aichach, dem Praxisstandort, aufgewachsen, hat hier ihr Abitur gemacht und ist dann zum Zahnmedizinstudium nach Erlangen gegangen. Nach ihrem Staatsexamen 2009 war die zweifache Mutter in verschiedenen Praxen im Erwachsenen- und Kinderbereich in München und Herbertshofen tätig. Seit Januar 2022 ist sie selbstständig. Elisabeth Fiedler möchte mit einer niedrigschwelligen, guten Kinder- zahnmedizin Kinder wie Eltern bestmöglich betreuen und so Bedenken oder Ängste vor Behandlungen frühzeitig vermeiden. Denn oftmals sind es schlechte Erfahrungen in der Kindheit, die später Angstpatienten hervorbringen.

Informationen zur Praxis unter: www.kinderzahnarzt-praxis-aichach.de

Dieser Beitrag ist unter dem Originaltitel „stadtplatzkinder: Warmes Rosa, Schindeloptik, easy Kinderzahnmedizin“ in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis 06/2023 erschienen.

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