Statements 20.04.2020

In der Not erkennt man seine wahren Freunde …

Die Zahnarztpraxen in der Bundesrepublik fühlen sich bei der finanziellen Absicherung und bei der Versorgung mit Schutzausrüstung weiterhin deutlich benachteiligt. So sind die Zahnärzte bei dem Gesetz, dass die finanziellen Risiken für die Beteiligten im Gesundheitssystem abfedern sollen, nicht einfach nur vergessen worden, wie es Herr Dr. Frank, Präsident der Landeszahnärztekammer Hessen, bei einem Interview der Deutschen Presseagentur grob zusammenfasste. Die Zahnärzte sind bei dem Gesetz zum Ausgleich der COVID-19- bedingten finanziellen Belastungen der Krankenhäuser und weiterer Gesundheitseinrichtungen (COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz) augenscheinlich bewusst außen vor gelassen worden.

Es hat durchaus intensive Gespräche zwischen BZÄK, KZBV und dem Bundesgesundheitsminister vor Verabschiedung des Gesetzes sowohl im Kabinett als auch im Bundestag gegeben. Spahn soll auf die Forderung von BZÄK und KZBV nach Ausgleichsleistungen „nur müde gelächelt“ haben. So kommen die Kollegen nicht in den Genuss des Gesetzes, das die Einführung eines neuen § 87 a Abs. 3b SGB V vorsieht: Hier wird geregelt, dass Leistungserbringer (Kassenärzte) bei einer Minderung des Gesamthonorars eines vertragsörtlichen Leistungserbringers um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal infolge einer Pandemieepidemie, Endemie, Naturkatastrophe oder eines anderen Großschadenereignisses begründet ist, eine befristete Ausgleichszahlung von der Kassenärztlichen Vereinigung erhalten.

Der Staat lässt seine Zahnärzte im Kampf gegen das Coronavirus auch bei der Schutzkleidung und den Desinfektionsmitteln im Stich. Als in Bayern durch eine chinesische Mitarbeiterin der Firma Webasto die ersten Virusinfektionen lokal begrenzt auftraten, hatten die Verantwortlichen in den Ländern und im Bund noch die Ruhe weg: bis dato zum Beispiel keine ausreichende Sicherung der Lieferketten für Kittel oder (FFP2-/3-)Masken. Die Verantwortlichen hatten nicht ansatzweise eine Vorstellung davon, wie es hier einige Monate später aussehen könnte. Die Globalisierung ist vor allem für die deutsche Wirtschaft sicherlich ein Segen, aber wer von den politischen Verantwortlichen glaubt denn ernsthaft, dass per Fingerschnipp Schutzmasken just in time geliefert werden, wo zwar die Chinesen die Masken herstellen, diese gerade selber millionenfach brauchen?

Wie kann es sein, dass man das schwerfällige Wehrbeschaffungsamt mit dem Kauf dieser Materialien auf dem internationalen Markt beauftragt? Diese Mammutbehörde ist seit Jahren nicht in der Lage, die Bundeswehr ordentlich auszustatten, geschweige denn in Krisenzeiten Schutzkleidung für alle Arzt- und Zahnarztpraxen und nun wahrscheinlich auch für die Bevölkerung zu organisieren. So hatte Herr Trump leichtes Spiel und konnte in Cowboy-Manier containerweise Schutzmasken auf dem Rollfeld dem Amt vor der Nase wegschnappen. In der Not erkennt man seine wahren Freunde – und die Herren Spahn und Trump gehören sicherlich nicht dazu.

Bleiben Sie und Ihre Lieben gesund, 

Torsten W. Remmerbach, Chefredakteur Oralchirurgie Journal

Das Editorial ist im Oralchirurgie Journal erschienen.

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