Statements 07.06.2011
„Rund um die Praxisführung“
Statement von Dr. Mathias Wunsch, Präsident der Landeszahnärztekammer Sachsen
Wenn ich gebeten werde, einen Artikel für die ZWP zu
schreiben, fühle ich mich in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des
Ausschusses Praxisführung der BZÄK angesprochen. Doch möchte ich heute
nicht zur klassischen Aufgabenpalette des Ausschusses Praxisführung, über
Hygienemaßnahmen, Qualitätsmanagement, bald vielleicht auch
Qualitätssicherung oder Röntgen schreiben.
Diesen Themen widmen wir in der Praxis sehr viel Zeit, die von der direkten Behandlung am Patienten abgeht. Praxisführung bedeutet ebenfalls, ich muss über die wirtschaftlichen Eckdaten meiner Praxis Kenntnis haben und einen Umsatz realisieren, der es mir erlaubt, mein Personal zu entlohnen und mir selbst den Lebensunterhalt zu ermöglichen. Den KZVen wird die Verteilung begrenzter Geldmengen von den gesetzlichen Krankenkassen übertragen. Die Punktwertentwicklung ist immer noch an die Grundlohnsummenentwicklung gebunden und wir in den Ländern, die nach 1990 die Bundesrepublik vervollständigt haben, konnten einen Angleich der Ost-Punktwerte an die West-Punktwerte bis heute nicht erreichen. Unsere Patienten kümmert dies nicht, das ist auch gut so, sie wollen die den medizinischen Standards entsprechende Behandlung und unsere individuelle Zuwendung. Schlussendlich stehen wir als Zahnärzte in der Zwickmühle, dass wir für begrenzte Mittel unbegrenzte Leistungen erbringen sollen. Können wir diesen gordischen Knoten durchschlagen?
Ich sage JA, unter anderem mithilfe der Direktabrechnung mit Kostenerstattung. Obwohl das Gesetz zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung, kurz GKV-FinG, nicht der erwartete große Wurf ist, können wir doch einen kleinen Lichtstrahl darin erkennen. Ich spreche von der verbesserten und vereinfachten Möglichkeit für unsere Patienten, die Kostenerstattung zu wählen. Eine einfache Antragstellung, nach Aufklärung durch den Behandler, ermöglicht dem Patienten, diese für ein Quartal zu wählen. Dem gezielten Schüren von Misstrauen sowie dem unverantwortlichen Spiel mit der Angst, dass die Patienten damit nicht umgehen könnten, sollten wir entschieden entgegentreten. Wir Zahnärzte haben es jetzt selbst in der Hand, das Vertrauen zu unseren Patienten auszubauen, denn die Wahl der Direktabrechnung mit Kostenerstattung erlaubt den Patienten zum einen den uneingeschränkten Zugang zum medizinischen Fortschritt und bringt andererseits mehr Transparenz und Ehrlichkeit ins System. Die Direktabrechnung mit Kostenerstattung bringt den Versicherten und den Zahnärzten die Freiheit, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, die wir in unserer Gesellschaft einfordern.
Ich hoffe, dass die Zahnärzteschaft selbst reformfähig ist, um mit Augenmaß, Verantwortlichkeit und Zuversicht die Berufsausübung weiter voranzubringen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe in diesem Sinn meine Praxisführung gestaltet und hoffe auf viele Gleichgesinnte, denn wie sagt man doch: Wenn du willst, dass deine Träume wahr werden, wach auf!