Branchenmeldungen 20.09.2011

Uni Bern feiert 75. Geburtstag von Prof. Alfred H. Geering



Uni Bern feiert 75. Geburtstag von Prof. Alfred H. Geering

Foto: © med. dent. Roman Wieland

Mit einem Symposium am 25. August ehrte die Klinik ihren langjährigen Direktor.

„Totalprothetik  im 21. Jahrhundert“ hiess das Leitthema des Symposiums zu dem die Klinik-Direktorin und Nachfolgerin des Jubilars, Prof. Regina Mericske-Stern, zahlreiche Teilnehmer im André Schroeder Auditorium der ZMK Bern begrüssen konnte. Das Symposium bot einen Blick auf den vergangenen und heutigen Stellenwert der Totalprothetik und deren Inhalt: Ästhetik, Funktion, Okklusion, Biologie und Technik. „Das Curriculum der Zahnmedizin hat sich mit Bologna stark verändert“, so die Klinikdirektorin, „die Grundlagen der Ausbildung seien aber gleich geblieben“. Die Nachfolgerin von Prof. Alfred H. Geering präsentierte die Veränderungen der letzten 10 Jahren seit ihrem Amtsantritt. Neu ist in erster Linie die strukturierte Weiterbildung mit Fachzahnarzttiteln, die seit rund 10 Jahren von der SSO und dem BAG anerkannt sind. Alle neun an der Klinik für zahnärztliche Prothetik ausgebildeten Spezialisten in Rekonstruktiver Zahnmedizin waren anwesend – eine schöne Geste der Verbundenheit.

Im ersten teil des Symposiums kamen drei Weggefährten des Jubilars zu Wort, Prof. Hotz, Dr. Kunder und Prof. Palla, während sich im zweiten Teil die aktuelle Klinik vorstellte mit Referaten und Fallpräsentationen aus dem Weiterbildungsprogramm. Prof. Alfred Geering folgte, begleitet von seiner Frau, von der ersten Reihe aus den interessanten Referaten.

25 Jahre dauernde Bauphase

Wie der Jubilar, war Prof. Hotz von Zürich nach Bern gekommen und beide prägten während über 20 Jahren als Professoren die Ausbildung der Studenten in Bern. Prof. Hotz referierte sozusagen über die Geschichte von Prof. Geering. Als erstes betonte er den Wert der Prophylaxearbeit und verwies auf die immer älter werdende Bevölkerung. Mit vielen Bildern ging Prof. Hotz durch die Geschichte der ZMK Bern, die er auch in einer ausführlichen Broschüre mit dem Titel: 90 Jahre ZMK Bern publiziert hat. Schöne Bilder waren zu sehen: wie sich die Räume verändert haben und wie viele Mitarbeiter den ZMK treu geblieben sind. Schlussendlich hat sich auch die 25 Jahre währende Umbauphase für alle gelohnt. Mit Stolz präsentierte Prof. Hotz Zahlen der ZMK Bern. Der Sachaufwand sei trotz zunehmender Dienstleistungseinnahmen nur leicht gestiegen. Mit ein paar amüsanten Fotos aus der Freizeit von Prof. Geering gratulierte er dem Jubilar und Wegbegleiter zum 75. Geburtstag.

Metamorphosen

Dr. Kundert wählte diesen Titel für sein Referat. Es ist gleichzeitig der Name des Titelbildes auf dem Atlas für Total- und Hybridprothetik, den der Jubilar mit Dr. Kundert zusammen herausgegeben hatte. Die Gerber Prothetik  ist noch heute die Grundlage der Lehre in Bern und Zürich. Die im Vortrag  gezeigten Metamorphosen bezogen sich diesmal aber nicht auf die Zahnmedizin sondern zeigten eindrücklich  die Veränderung der Landschaft und Siedlungen entlang des Aarelaufes während der letzten 100 Jahre. Dr. Kundert hat also wiederum ein "Metamorphose-Buch" herausgegeben.

Okklusion passt nicht – wie lange warten?

Als schönes Beispiel wie sich Dinge über die Zeit verändern, zeigte Prof. Geerings ehemaliger Studienkollege Prof. Sandro Palla aus Zürich, die Erforschung des Kiefergelenks und der Okklusion. Vom rein mechanistischen bis hin zum, in den vergangenen Jahren aufgekommenen neurokognitiven Denken. Prof. Palla zeigte anhand interessanter Studien, wie bei Patienten das okklusale Empfinden sehr stark variieren kann. Dies ist auch der Grund, warum manche Patienten mit einer neuen Okklusion nicht zurechtkommen. Patienten mit Parafunktionen in der Anamnese oder im Befund, reagieren oftmals empfindlicher auf okklusale Störungen. Eine optimale myoarthropathische Therapie beinhaltet nicht nur die okklusale Betrachtung, sondern velangt seiner Meinung nach immer eine multidisziplinäre Betrachtungsweise.

Schlussergebnis muss bereits zu Beginn feststehen

In ihrem Vortrag führte Prof. Mericske-Stern durch die 25-jährige Geschichte der Implantat-Prothetik der Klinik. Von den anfänglichen Hohlzylinderimplantaten mit selbst hergestellten Kugelankern zur Befestigung der Totalprothese, worüber die der Jubilar und die Referentin bereits Ende  der  80er Jahren an Kongressen berichteten, bis zu den heutigen modernen CAD/CAM-Technologien. Prof. Mericske-Stern dabei die Wichtigkeit des Setups in den Vordergrund, dessen Grundlage die Kenntnisse der Totalprothetik sind. Das Behandlungsziel muss für eine ausgedehnte Implantatrekonstruktion bereits zu Beginn feststehen. Kleine aber wichtige Details können so von Anfang an mit einbezogen werden. Als Ausblick für die Zukunft sieht Prof. Mericske-Stern einen Trend hin zur Verwendung von Materialien wie Zirkonoxid und gefrästem Titan.. Prof. Mericske-Stern betonte zum Schluss, dass das Know-how für ausgedehnte  CAD CAM  Arbeiten aus der Totalprothetik komme und diese deshalb unbedingt im Ausbildungs-Curriculum verbleiben müsse. 

Erste Studie zu SFI-Bar von C&M

Dr. Norbert Enkling, ZMK Bern, stellte die erste Studie über den neuartigen SFI-Bar von Cendres & Métaux vor. Das Ziel ist, Patienten welche mit dem Halt ihrer Unterkiefer-Prothese unzufrieden sind, durch diese einfache und schnelle Stegversorgung zu behandeln, wobei die Sofortbelastung das Ziel ist. Mittels eines kurzen Videos zeigte Dr. Norbert Enkling wie der SFI-Bar intraoral einfach in einer Sitzung angepasst und eingebracht werden kann, sofern der Kieferkamm keine grösseren Unebenheiten aufweist. Für eine Zwei-Implantat-Lösung ist die Versorgung direkt intraoral möglich. Die sofortige, spannungsfreie intraoperative Verblockung der Implantate zeigte Vorteile in Bezug auf den periimplantären krestalen Knochenabbau, als auch auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität – der Patient spürt eine unmittelbare Verbesserung.

Steckt die Computertechnologie noch in den Kinderschuhen?

Die Computer assistierte Planung grosser und komplexer Implantatrekonstruktionen, vor allem für den Oberkiefer,  sind heute aus dem zahnärztlichen Instrumentarium nicht mehr wegzudenken. Dabei muss die Totalprothetik als Grundlagen der Backward Planung beherrscht werden. Dr. Joannis Katsoulis, zeigte verschiedene ästhetische Richtlinien und Analysemethoden, wie Zähne optimal aufgestellt und Implantate entsprechend geplant werden können. Die Computer assistierte Planung ist zugleich Simulation des Behandlungsziels, Analysemethode und Entscheidungshilfe. Seiner Meinung nach ist die heutige Software noch nicht voll ausgereift und kann bei stetig wachsendem Funktionsumfang, noch anwenderfreundlicher werden.

Essstörung und Erosion

Zwei Assistenten  zeigten Dokumentationen komplexer Fälle aus dem Weiterbildungsprogramm, welche mit Zirkonoxidarbeiten gelöst wurden. Besonders eindrücklich war der Fall einer Bulimiepatientin, deren Frontzähne durch Säure massiv zerstört waren und in aufwendiger Therapie ästhetisch und funktionell  ausgezeichnet wieder hergestellt wurden. Mittels präzisen Definitionen erläuterte Dr. Renzo Bassetti, die Krankheitsbilder der Essstörungen und deren Folgen. Der Zahnarzt ist öfters die erste ärztliche Person, welche eine Essstörung feststellt. Häufig ist die eindeutige Zuordnung zu einer Störung nicht möglich, weil sich diese überlagern.

Studentenkurs: Einst und heute

Dr. Urs Kremer, berichtete spannend über die Veränderungen im Studentenkurs: Die Studenten sind heute kritischer, der Frontalunterricht wurde durch das Problem-Based-Learning teilweise  abgelöst und die Laborarbeiten sind heute immer noch mehr oder weniger unbeliebt. Heutzutage müssen die Studierenden, ergänzend zu den Abschlussprüfungen, noch eine Masterarbeit schreiben. Die Arbeit kann entweder eine Vorarbeit zur Dissertation sein, ein spannenden Fallbericht oder eine Literaturübersicht. Um einen Eindruck von den neuartigen Multiple-Choice-Abschlussprüfungen, anstelle des klassischen Staatsexamens zu erhalten, zeigte Dr. Urs Kremer zwei MC-Fragen. Die Auswahlfragen führten zu einer regen Diskussion im Plenum. Dabei zeigte sich, wie verwirrend Fragen sein können und wie schwierig es ist, diese zu formulieren. Dr. Urs Kremer stellte im weiteren einen Patientenfall aus dem Studentenkurs vor, der von einem Studenten von der Anamnese bis zur Eingliederung ins Recall behandelt und betreut wurde. Dabei führt der Student einzelne Schritte wie Planung, Patientenvorstellung und Vorbehandlung unter Supervision möglichst selbständig durch. Grössere Chirurgie und Implantate werden im Assistentenbetrieb durchgeführt. Insgesamt sind die Fälle im Studentenkurs komplex und lehrreich, müssen aber mit eher kostengünstigen Methoden gelöst werden. Der Einblick in die aktuelle Studentenausbildung war für alle Zahnärzte sehr aufschlussreich, die beabsichtigen, Absolventen der Uni in ihrer Praxis einzustellen und wissen möchten, was und wie gelehrt wird.

Prof. Alfred Geering übernahm zum Schluss das Wort und bedankte sich herzlich bei allen für ihre Unterstützung und die schöne Zusammenarbeit. Es sei für ihn ein lehrreiches Symposium mit vielen neuen Erkenntnissen gewesen. Ein exemplarisches Beispiel dafür, wie schnell sich

Bildunterschrift Leadbild:

Klinik für Zahnärztliche Prothetik, ZMK Bern mit dem Jubilar

v.l.n.r.:  U. Kremer, J. Katsoulis, N. Enkling, R. Mericske-Stern, P. Hotz, A. Geering, M. Kundert, R. Bassetti, D. Albrecht

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