Digitale Zahnmedizin 28.02.2011

Digitalisierung – wo stehen wir?



Digitalisierung – wo stehen wir?

Vor nun mehr als 15 Jahren hatten wir aufregende Diskussionen über die Zukunft der Dentalbranche. Die CAD/CAM-Technologien hielten Einzug in unser Arbeitsfeld und so kamen unterschiedlichste Statements zu diesem Thema auf. Die einen sahen keine Zukunft für das Handwerk, die anderen sahen eine große Chance. Wie mit allen neuen Dingen, bei denen es diese kontroversen Auseinandersetzungen gibt – keiner hat Recht!

Die Entwicklung ist nicht stehen geblieben – es geht immer weiter auf dem Weg der Digitalisierung. Wir bevor­zugen heute ja auch das digitale Fernsehen, da wir eine wesentlich bessere Qualität erhalten.

Nach dem Fräsen von Kronenkäppchen kamen die Brücken­gerüste. In weiterer Entwicklung die anatomische Kaufläche, noch in einem virtuellen Artikulator erstellt. Diese Prozesse sind mittels CAM zu fräsen, einem abtragenden Prozess.


Wie steht es mit aufbauenden Verfahren? Wir kennen alle die Bohrschablonen für die Implantologie. Diese werden am PC entworfen und dann generativ hergestellt. Diese aufbauenden Verfahren sind nichts Neues, denn das sogenannte Rapid Prototyping und das da­raus entstandene Rapid Manu­fac­turing ist in vielen Industriezweigen fest verankert. Designer entwer­fen ein Objekt am PC und dieses Objekt wird dann zur Ansicht „ausgedruckt“. Die Serienproduktion, das Manu­fac­turing, ist die Konsequenz daraus. So werden aktuell viele Bauteile des täg­lichen Bedarfs mit dieser Technologie produziert.

Digitale Daten sind kontrollierbar, vorhersagbar und mit Netz­werken überall und zu jeder Zeit verfügbar. Das ist ein Vorteil, denn so kann man in der Produktion mehr oder weniger frei entscheiden, wo Daten verarbeitet werden sollen (siehe oben).

Digitale Prozesskette

Der Vorstoß intraoraler Scans ist ein weiterer Schritt in die Digitalisierung der Dentalwelt. Was passiert mit einem elektronischen Abdruck? Nun, der Datensatz wird in zwei Richtungen zu verarbeiten sein. Zum einen können wir nun direkt ein Inlay, eine Krone oder Brücke aus diesem Scan planen und auch fer­tigen. Doch brauchen wir immer noch ein Modell, um das so ent­standene Gerüst verblenden zu kön­nen. Dieses Modell wird aus dem gleichen Datensatz generiert. Wir können jetzt beide aus einem Scan entstan­denen Datensätze zusammenführen (Abb. 1–4).

Dieses Modell einer Fertigung ist bereits Wirklichkeit, denn mit dem Konzept des Sirona-Connect wird bereits in den USA gefertigt (Abb. 5). Der intra­orale Scan wird in ein „Pla­nungs­zentrum“ geschickt, um nach abgeschlossener, digitaler Pla­nung die entstandenen Datensätze zum „Fertigungs­zentrum“ zu schicken. Nach Fertigung geht die Konstruktion dann direkt zum Zahnarzt (Abb. 6–7). Dank digitaler Fertigung kann eine Präzision erreicht werden, die ein Nachbearbeiten nur in den seltensten Fällen nötig macht (Abb. 8).

Anwendungsmöglichkeiten der Stereolithografie


Modelle Kunststoff
Wachsmodellation Ausbrennkunststoff, Wachs
Implantatschablonen Kunststoff
Suprakonstruktionen Kunststoff










Weitere generative Verfahren wie der 3-D-Druck und
das selektive Sintern sind ebenfalls möglich.

Neue Chancen

Digitale Datensätze sind etabliert und ein wesentlicher Be­stand­teil moderner Fertigungsmethoden. Schritt für Schritt entwickelt sich ein neues Berufsbild, insbesondere in der Zahn­­­technik. Es ist unabwendbar, dass wir unsere Position erkennen müssen und uns diese neuen Technologien zunutze machen sollten. Ich bin überzeugt, dass auch diese Ent­wicklung neue Chancen mit sich bringt.

Literatur
Schünemann, J.; Klare, M.; Cyron, B.: Einsatzmöglichkeiten generativer Ferti­gungsverfahren in der Zahntechnik. Quintessenz der Zahntechnik 2008; 34 (8): 1028–1034.
Gischer, F.: Die Dentalbranche im Techno­logiewandel. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades. Fachhochschule Südwestfalen, 2008.
Gischer, F.; Klare, M.: Grundlagen von Schichtbauverfahren und deren Aus­wirkungen auf den Dentalmarkt. Quintessenz der Zahntechnik 2009; 35 (9).



Autor: ZTM Jan Schünemann


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