Branchenmeldungen 14.05.2025

Nachgefragt: Experten zum Thema Implantatprothetik



Im Bereich der Implantatprothetik gibt es eine Vielzahl von Meinungen und Perspektiven, die sowohl technologische Innovationen als auch praktische Herausforderungen ansprechen. In dem folgenden Abschnitt präsentieren wir ausgewählte Expertenmeinungen, die die unterschiedlichen Facetten der Implantatprothetik widerspiegeln und sowohl die neuesten Entwicklungen als auch die praktischen Anforderungen beleuchten.

Nachgefragt: Experten zum Thema Implantatprothetik

Foto: Fajar – stock.adobe.com

Dr. Maria Grazia Di Gregorio-Schininà/ Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik/ Universitätsklinikum Köln


Der Einsatz digitaler Behandlungsstrategien in der Implantatprothetik – Digitale Behandlungsstrategien und Behandlungstools können in der implantatprothetischen Behandlungsplanung auf unterschiedliche Weise integriert werden. Nicht bei jedem Patientenfall ist es notwendig und möglich, die Behandlungsabläufe volldigital zu gestalten. Um einschätzen zu können, welche Behandlungsstrategien patientenindividuell eingesetzt werden können, sollte man als Prothetiker/-in und Chirurg/-in die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Geräte kennen. Nur dann ist es möglich, bereits vor der Behandlungsplanung zu entscheiden, in welchem Behandlungsschritt die Erhebung von digitalen Patientendaten sinnvoll erfolgen kann, um eine individuelle und möglichst langzeitstabile Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Der Einsatz von intraoralen Scandaten sowie digitalen Bewegungsaufzeichnungen oder die Nutzung von Face-scan-Daten muss vorab mit dem zahntechnischen Labor abgesprochen werden, um sicherzustellen, dass die Daten zweckentsprechend genutzt werden können. Hierfür wird eine Schnittstelle im Labor vorausgesetzt. Zudem muss die Software der CAD/CAM-Systeme, die im Labor eingesetzt werden, die Daten möglichst verlustfrei einlesen können. Der Einsatz digitaler Behandlungsstrategien und der daraus resultierenden Daten kann die Patientenversorgung nur dann sinnvoll unterstützen, wenn eine gute Kommunikation im interdisziplinären Team bereits vor Behandlungsbeginn erfolgt. Wenn die Möglichkeit zur Erhebung und Nutzung digitaler Patientendaten bei einer implantatprothetischen Versorgung besteht, sollte diese unter den genannten Voraussetzungen umfänglich genutzt werden.

Dr. Thomas Seitner – airway-netzwerk.org, Arbeitsgruppe des gemeinnützigen Vereins dentalsynoptics e.V.


Einfluss der Prothetik auf die Atmung: Die moderne Zahnmedizin spielt eine entscheidende Rolle in der Prävention und Behandlung schlafbezogener Atemstörungen wie der Schlafapnoe. Besonders bei älteren Patient/-innen kann ein zu enger Mundraum, etwa durch ungünstig platzierte Implantate, das Risiko für Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer erhöhen. Da Kieferorthopädie aktuell die neue „Superpower“ der Prothetik geworden ist und Veränderungen mithilfe von Aligner-Techniken einfach und leicht zugänglich geworden sind, bekommen Restaurationsplanungen eine neue Dimension. Vor diesem Hintergrund ist der medizinische Aspekt, der unter dem Begriff „Airway“ zusammengefasst werden kann, von grundlegender Bedeutung. Die weitreichenden Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit – von Bluthochdruck über Herzinfarkt, Veränderung der Libido bis hin zum Schlaganfall – zeigen die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit, die bereits idealerweise im Kindesalter beginnt. Zahnärzte sind neben Kinderärzten die einzige Berufsgruppe, die vermeintlich gesunde Menschen sieht. Die Kompetenz zum Erkennen von Störungen ist von ungeheurer Bedeutung für den späteren Erwachsenen. Eine sorgfältige prothetische Planung mit Blick auf den Atemweg ist daher nicht nur zahnmedizinisch, sondern auch allgemeinmedizinisch von großer Bedeutung.

Prof. Maurizio Grande/ Zahnarzt und Zahntechniker Studio Odontoiatrico/Rom, Italien


CoCr-Abutments: Vorteile und klinische Perspektiven: Aus Zahntechnikersicht bieten Kobalt-Chrom-Abutments (CoCr) aufgrund ihrer ausgezeichneten Verarbeitbarkeit erhebliche Vorteile. Damit können glatte, polierte Oberflächen erzeugt und präzise dünne Kronengerüste gefräst werden. CoCr-Abutments mit den Originalanschlussgeometrien der Camlog Implantatsysteme bieten ideale Voraussetzungen für implantatprothetische Versorgungen und erzielen funktionale und ästhetische Ergebnisse. Klinisch betrachtet, bleibt das Hartgewebe oft in engem Kontakt mit den CoCr-Abutments, ohne erkennbare Anzeichen von krestalem Knochenverlust oder marginaler Knochenresorption. Das Weichgewebe um diese Abutments herum erscheint in der Regel gesund, ohne Entzündungen oder andere unerwünschte Reaktionen. Aktuelle Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich CoCr-Abutments aufgrund ihrer Biokompatibilität gut für den klinischen Einsatz eignen. Dennoch, obwohl diese vorläufigen Ergebnisse vielversprechend sind, sind erweiterte Studien und ein längerer Beobachtungszeitraum erforderlich, um die langfristige Leistung und Stabilität der CoCr-Abutments zu bestätigen.

Prof. Dr. Marcel Wainwright/ Universität von Sevilla, Fakultät für Zahnmedizin, Spanien


Materialwahl in der Implantatprothetik: In der implantatprothetischen Versorgung ist die Wahl des Implantatmaterials entscheidend. Titan und Zirkondioxid stellen unterschiedliche Anforderungen an Planung und Umsetzung. Während Titan durch eine höhere Toleranz gegenüber extraaxialen Belastungen gewisse Fehler eher verzeiht, erfordert Zirkondioxid eine deutlich präzisere Vorgehensweise – insbesondere wegen des erhöhten Frakturrisikos. Deshalb ist bei Zirkonimplantaten eine implantatprothetische Chirurgie, vorzugsweise konsequentes Backward Planning, unerlässlich. Digitale Planung und Versorgung spielen dabei für beide Materialien eine zunehmend zentrale Rolle, auch wenn Titan etwas mehr Spielraum lässt.

Nachgefragt! Nach den wertvollen Erkenntnissen unserer Experten möchten wir Sie herzlich einladen, an einer anonymen Umfrage zum Thema Implantatprothetik teilzunehmen. Ziel der Umfrage ist es, ein tieferes Verständnis für die aktuellen Ansätze zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Periimplantitis zu gewinnen und zu erfahren, wie Risikomanagement in der täglichen Praxis umgesetzt wird. Wir bedanken uns für Ihre Teilnahme! Jetzt teilnehmen!

Dieser Beitrag ist im IJ Implantologie Journal erschienen.

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