Branchenmeldungen 15.07.2013
DGZMK: Neue Leitlinie „Zahnsanierung vor Herzklappenersatz“
Die unter Federführung von Prof. Dr. Deppe erarbeitete Leitlinie „Zahnsanierung vor Herzklappenersatz“ der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) fasst Handlungsrichtlinien zur Endokarditis-Prophylaxe für den Kliniker zusammen.
„Inzwischen sind es pro Jahr fast
27.000 Herzklappenersatz-Operationen* mit steigender Tendenz. Im
Vergleich hierzu waren es im Jahr 2006 rund 19.200. Bei
Organ-Transplantation fällt die Anzahl mit rund 4.000 jährlich
deutlich geringer aus“, nennt Prof. Dr. Herbert Deppe,
Extraordinarius für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie am
Klinikum rechts der Isar der TU München und Vorstandsmitglied der
Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. (DGZI),
aktuelle Zahlen. Die unter Federführung von Prof. Dr. Deppe
erarbeitete Leitlinie „Zahnsanierung vor Herzklappenersatz“ der
Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.
(DGZMK) fasst Handlungsrichtlinien zur Endokarditis-Prophylaxe für
den Kliniker zusammen. Sie wurde von einem bundesweiten
Expertengremium in Verbindung mit renommierten Fachgesellschaften,
Verbänden, Arbeitskreisen, der Bundeszahnärztekammer und der
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung verabschiedet. „Etwa vier
Jahre hat die Entwicklungsphase gedauert – aber es hat sich
gelohnt.“ resümiert Deppe. „Denn nun ist klar, wie die
Untersuchung und Behandlung aussehen sollten, bevor der Patient
operiert wird. Ein Novum, weil es bisher weder im nationalen noch
internationalen Schrifttum konkrete Empfehlungen in Deutschland
gegeben hat.“
Die Leitlinie zeigt die Indikation und
Risikofaktoren einer Zahnsanierung vor einer Herzklappenoperation auf
und liefert Unterstützung in der Therapiefindung mit dem Ziel der
Minimierung des IE-Risikos betroffener Patienten. Das Risiko, an
einer bakteriellen Endokarditis zu erkranken, ist bekanntlich bei
betroffenen Patienten erhöht: Studien zufolge liegt die Inzidenz der
infektiösen Endokarditis (IE) bei 30/1.000.000, wobei die Inzidenz
von IE dentogenen Ursprungs bei 4 bis 64 % liegt. Zu den häufigsten
Erregern zählen neben den Staphylokokken die Viridansstreptokokken,
die vermehrt in der Mundhöhle vorkommen. Als mögliche dentogene
Infektionsquellen für eine IE, die eine hohe Mortalität aufweist,
kommen z.B. parodontal erkrankte Zähne, periapikale Läsionen,
fortgeschrittene Kariesinfektionen, avitales Pulpagewebe, impaktierte
Zähne und Wurzelreste sowie Bakteriämien als Folge zahnärztlicher
Behandlungen in Frage. Die Experten empfehlen (teils mit
Einschränkungen), diese Infektionsquellen vor dem Herzklappenersatz
zu eliminieren, weil akute oder chronische Entzündungsprozesse ein
großes Risiko für diese Patienten darstellen. Die meisten schweren
IE-Erkrankungen treten bis zu sechs Monate post OP auf.
Um den Handlungsbedarf besser
einschätzen zu können, sind in der Leitlinie entsprechende Symptome
und notwendige Untersuchungen aufgelistet. „Bestätigt sich der
Handlungsbedarf, empfehlen wir zunächst die konservative Behandlung
der entzündlichen Prozesse, wie beispielsweise die Sanierung
kariöser Läsionen“, so Prof. Deppe „und wenn nötig, die
operative Therapie der Entzündungen, was u.U. eine Zahnextraktion
bei nicht mehr präoperativ zu behandelnder parodontaler Destruktion
oder im ungünstigsten Fall eine Implantat-Entfernung bedeuten kann,
wenn hier eine aggressive Periimplantitis besteht, deren Behandlung
keine Aussicht auf eine sechsmonatige Ruhigstellung gibt“. Etwa 20
Prozent aller Implantatträger entwickeln innerhalb von fünf bis
zehn Jahren nach Insertion des Implantats eine Periimplantitis.
„Diese Sanierungsmaßnahmen können jedoch nur langfristig Erfolg
haben“, so DGZI-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Deppe, „wenn sich
eine sorgfältige Nachsorge anschließt, d.h. eine zahnärztliche
Kontrolle in kurzen zeitlichen Intervallen, begleitet von
professionellen Zahnreinigungen“. Deshalb enthält die Leitlinie
auch Empfehlungen für die Nachsorge.
Die DGZMK-Leitlinie „Zahnsanierung
vor Herzklappenersatz“ (2012) richtet sich an Allgemeine Zahnärzte
und spezialisierte in Parodontologie, Endodontologie und
Implantologie, an Fachzahnärzte für Oralchirurgie und
Parodontologie, an Ärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
sowie an Ärzte für Kardiologie/Kardiochirurgie. In diesem Zusammenhang können zudem folgende
Stellungnahmen der DGZMK hilfreich sein: Stellungnahme zur
Zahnsanierung vor Organtransplantationen (1998) sowie die
Stellungnahme zur Prophylaxe der infektiösen Endokarditis (2007),
beides unter www.dgzmk.de abrufbar.
*Quelle: Deutscher
Herzbericht 2011, herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung
Quelle: DGZI