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Branchenmeldungen 12.11.2025

„Die GOÄ kann keine Blaupause für die GOZ sein“



Erstmals eine Frau an der BZÄK-Spitze: Am 31. Oktober wurde auf der Bundesversammlung der BZÄK ein neuer Vorstand gewählt. Dabei gewann Dr. Romy Ermler die Wahl zum Präsidentenamt mit klarer Mehrheit der Stimmen. Ihr zur Seite stehen als neue Vizepräsidenten Dr. Doris Seiz und Dr. Ralf Hausweiler. Natürlich gibt es viel für den neuen geschäftsführenden Vorstand zu tun, welche Punkte die Agenda aktuell besonders bestimmen – darauf geht Dr. Romy Ermler im Interview ein.

„Die GOÄ kann keine Blaupause für die GOZ sein“

Foto: BZÄK/Tobias Koch

Frau Dr. Ermler, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zur neuen Präsidentin der BZÄK, was haben Sie sich für Ihre ersten 100 Tage im Amt vorgenommen?

Mit meinen beiden Amtskollegen – dem Vizepräsidenten und der Vizepräsidentin – wollen wir gemeinsam klare Schwerpunkte für die ersten 100 Tage setzen, wir wollen auf die drängendsten Herausforderungen der Zahnärzteschaft antworten: Abbau überbordender Bürokratie, Modernisierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ), Sicherung des zahnärztlichen Nachwuchses, Bekämpfung des Fachkräftemangels, Erhalt und Ausbau der Prävention.

Schließlich wird die politische Interessenvertretung weiter gestärkt. In den ersten 100 Tagen intensivieren wir den Dialog mit Entscheidungsträgern auf Bundes- und Landesebene, um die Anliegen der Zahnärzteschaft sichtbar und wirksam zu platzieren. Die BZÄK versteht sich als moderne, gemeinwohlorientierte Interessenvertretung, die mit fachlicher Tiefe und strategischer Kommunikation für die Zukunftsfähigkeit unseres Berufsstands eintritt.

Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, den Kammern und Partnern setze ich mich dafür ein, dass die Zahnmedizin in Deutschland auch künftig freiberuflich, qualitätsorientiert und patientennah bleibt.

Die ersten 100 Tage stehen damit ganz im Zeichen des konstruktiven Dialogs und entschlossener Interessenvertretung, damit wir langfristig vom Reden zum Tun übergehen können.

Sie haben sich in den vergangenen vier Jahren als Vizepräsidentin im Besonderen dem Thema GOZ gewidmet. Was sind hierzu Ihre nächsten Schritte?

Wir müssen quasi dreigleisig fahren: der Politik klarmachen, dass wir den GOZ-Punktwert endlich angepasst bekommen müssen. Aus 11 Pfennig am besten 11 Cent machen, das wäre der Inflation angemessen.

Zudem muss aber klar gemacht werden, dass der GOÄ-Vorschlag für die Ärzteschaft für unsere GOZ völlig ungeeignet wäre. Die Therapieansätze in Medizin und Zahnmedizin sind eben doch sehr unterschiedlich, es ist keine so breite Palette an Therapiealternativen in der Medizin möglich und nötig wie bei uns. Die GOÄ kann also gar keine Blaupause für die GOZ sein.

Und der dritte Handlungsstrang: die Kolleg/-innen sollen die Möglichkeiten der Honorarvereinbarungen unbedingt nutzen, Paragraf 2 Abs. 1 und 2 GOZ. Wir vermitteln das notwendige Wissen über Honorarvereinbarungen unter anderem auch hier: www.goz-honorarvereinbarung.de

Auf der vergangenen Bundesversammlung der BZÄK kamen neben der GOZ weitere Anliegen wie Fachkräftemangel, Bürokratielast und verzerrte QM-Regularien zur Sprache. Welche Strategie wollen Sie in Bezug auf diese Herausforderungen entwickeln?

Im Zentrum steht der entschlossene Abbau überbordender Bürokratie, die unsere Praxen zunehmend belastet und die Freiberuflichkeit gefährdet. Es ist an der Zeit, von einer Misstrauens- zu einer echten Vertrauenskultur zu gelangen und bundesweit mutige Schritte zur Entlastung der Praxen einzuleiten – etwa durch die Abschaffung unnötiger Fremdvalidierungen und die Übertragung von mehr Eigenverantwortung an die Berufsstände.

Auf dem Gebiet der Hygiene setzen wir uns dafür ein, dass geforderte Maßnahmen auf Evidenz geprüft und risikoadaptiert umgesetzt werden.

Unser erklärtes Ziel ist es, die Fremdvalidierung von Aufbereitungsverfahren in der Zahnheilkunde abzuschaffen und damit die Praxen von aufwändiger Bürokratie zu entlasten.

Die Sicherung des zahnärztlichen Nachwuchses und die Bekämpfung des Fachkräftemangels sind weitere zentrale Aufgaben. Die bundesweite ZFA-Kampagne „Du bist alles für uns“ wird 2026 fortgeführt und ausgebaut, um den Beruf attraktiver zu machen und mehr qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen. Gleichzeitig werden neue Beratungs- und Weiterbildungsangebote entwickelt, um die hohe Abbrecherquote in der Ausbildung zu senken.

Die aktuellen Ausbildungszahlen zeigen mit über 17.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zum Stichtag 30.09.2025 einen kräftigen Anstieg, eine Herausforderung bleibt aber die hohe Abbrecherquote während der Ausbildung.

Häufig ist der Wettbewerb um Fachkräfte mit großen Betrieben und dem Öffentlichen Dienst mit Nachteilen für Zahnarztpraxen verbunden. Angesichts steigender Energie- und Materialkosten sowie der Budgetierung des Praxiseinkommens durch das GKV-FinStG sind sie bei der Lohnentwicklung kaum noch wettbewerbsfähig. Hinzu kommt, dass Praxen nicht die gleichen Möglichkeiten zur Personalgewinnung haben wie größere Unternehmen.

Politisch besteht also Handlungsbedarf, die Situation der Zahnarztpraxen zu verbessern und sie durch gezielte – auch finanzielle – Maßnahmen zu unterstützen.

Wir wissen alle – Prävention spart letztendlich. Wir fordern eine Stärkung der zahnmedizinischen Aufklärung und Prävention, z.B. bei Parodontalerkrankungen, durch organisatorische und finanzielle Absicherung sowie eine bessere Einbindung der Zahnärzteschaft in gesetzgeberische Maßnahmen.

Wie schon oben erwähnt, eine starke politische Interessensvertretung, der Dialog mit den Entscheidungsträgern ist wichtig.

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