Branchenmeldungen 07.12.2020

Feldstudie zeigt: Privatpatienten werden bevorzugt

Praxen von Ärzt/inn/en diskriminieren Patientinnen und Patienten nicht aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, eine Ungleichbehandlung geschieht aber sehr wohl nach dem Versicherungsstatus. Zu diesem Schluss kommt WU Professor Rupert Sausgruber (Department für Volkswirtschaft) in einer Feldstudie, bei der über 3.000 Praxen in Deutschland kontaktiert wurden.

Gibt es in der ambulanten Gesundheitsversorgung diskriminierende Verhaltensweisen? So die Forschungsfrage, die WU Professor Rupert Sausgruber gemeinsam mit seinen Koautoren Martin Halla (JKU Linz) und Christopher Kah (Universität Innsbruck) in einer umfangreichen Feldstudie, beantwortet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass gesetzlich Versicherte mit 25 % geringerer Wahrscheinlichkeit einen Termin erhielten als privat Versicherte. Außerdem mussten sie einen halben Tag länger auf einen Termin warten. Die wahrgenommene Ethnizität einer Person hat jedoch keinen Einfluss, so die Studie.

Feldexperiment mit über 3.000 Praxen von Ärzt/inn/en Arztpraxen in Deutschland durchgeführt

Bei dem Feldexperiment wurden mehr als 3.000 Praxen von Ärzt/inn/en Deutschland mit Terminanfragen per E-Mail kontaktiert. Einige der fiktiven Absender/innen waren privat versichert, andere gesetzlich. Ihre Namen ließen eine deutsche oder türkische Ethnie vermuten. Die Terminvergabe und Wartezeit korrelierte nicht mit der (vermeintlich) ethnischen Zugehörigkeit, diskriminiert wurden aber Personen, die gesetzlich versichert waren. Privat Versicherte wurden bevorzugt.

Ambulante Gesundheitsversorgung stark wettbewerbsorientiert

Dieses Ergebnis ist überraschend, wenn man bedenkt, dass Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft durchaus in vielen Lebensbereichen häufig zu beobachten ist. Rupert Sausgruber argumentiert, dass der Markt der ambulanten Gesundheitsversorgung von wettbewerbsorientierten Kräften geprägt ist, die stark genug sind, um eine derartige Diskriminierung zu unterdrücken. Die Diskriminierung aufgrund des Versicherungsstatus führt Sausgruber auf den großen Einfluss zurück, den der Status auf das Einkommen der Ärztinnen und Ärzte hat.

Quelle: Wirtschaftsuniversität Wien

Foto Teaserbild: mpix-foto – stock.adobe.com

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