Branchenmeldungen 03.05.2022
FAQ #1: Auf Keramikimplantate umsteigen – Warum gerade jetzt?
Steigende Periimplantitis-Zahlen, die vorrangig mit Titanimplantat-Versorgungen in Verbindung gebracht werden, stellen Behandler weltweit vor große Herausforderungen und der Ruf nach verträglicheren, nachhaltig gesünderen Implantatmaterialien wie Zirkoniumdioxid wird vielerorts lauter.
Derzeit beteiligen sich weltweit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an dem internationalen Forschungsprojekt «Outcomes4Medicine», in dessen Rahmen die Erfolge von vorrangig chirurgischen Eingriffen untersucht werden. Ziel dieser großangelegten Forschungsbemühung ist es, einen internationalen Konsens darüber zu schaffen, wie sich die Ergebnisse von chirurgischen Eingriffen messen lassen können, wie deren Erfolg in Bezug auf Überlebensraten, Lebensqualität und Wohlbefinden bewertet werden kann und wie sich dies der Politik gegenüber kommunizieren lässt. Die Zahnmedizin – und insbesondere die dentale Implantologie – wird ein wichtiger Bestandteil dieser Unternehmung sein. Folglich werden Zahnärzte in den kommenden Jahren stärker im Rampenlicht stehen und die von ihnen erzielten chirurgischen Behandlungsergebnisse werden sowohl von der Öffentlichkeit als auch von Politikern genauer unter die Lupe genommen werden. Aus diesem Grund sind Zahnärztinnen und Zahnärzte dazu angehalten, die Materialien, die sie ihren Patienten in den Mund einsetzen, zu hinterfragen und Implantatmaterialien wie Zirkoniumdioxid zu verwenden, die für ihre Patienten langfristig gesehen so gesund wie möglich sind. Ausübende von Gesundheitsberufen sollten nicht nur an morgen, sondern auch an das langfristige Ergebnis zu denken. Sie sollten öfter innehalten und sich fragen, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen auf die langfristige Gesundheit ihrer Patienten haben.
Darüber hinaus wurde vergangenen Mai im Rahmen der Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly) eine Resolution verabschiedet, in der die Mitgliedstaaten der internationalen Gemeinschaft dazu aufgerufen wurden, auf nationaler Ebene Strategien zur Förderung der Mundgesundheit zu entwickeln und die Mundgesundheit in ihre Pläne zur Förderung des gesunden Alterns ihrer Bevölkerungen einzubeziehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die Fortschritte der teilnehmenden Staaten genaustens dokumentieren und sie daran messen, ob es ihnen bis 2030 gelungen ist, entsprechende Strategien auf den Weg zu bringen. Keramische Implantatmaterialien wie Zirkoniumdioxid, mit denen Langzeitkomplikationen (wie sie bei anderen Materialien auftreten) deutlich reduziert werden können, spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung des gesunden Alterns von Bevölkerungen.
Vielerorts scheuen sich Behandler allerdings noch davor, den Schritt in Richtung Keramik zu wagen, da insbesondere die klinische Anwendung zweiteiliger keramischer Implantatsysteme bis dato als nicht ausreichend dokumentiert galt. In diesem Zusammenhang sind sich Forscher zunehmend einig: Die Ergebnisse von Fünf-bis Zehnjahresstudien stellen bereits eine sehr gute wissenschaftliche Evidenz dar und es sind zudem rasante wissenschaftliche Entwicklungen im Bereich der dentalen Implantologie zu erwarten. Die wissenschaftlichen Daten zu Keramikimplantaten, auch zu zweiteiligen Systemen, sind mittlerweile so überzeugend, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte gut daran tun, sich damit auseinanderzusetzen und sie einzusetzen – nicht erst in fünf Jahren, sondern heute.
Autor: Johannes Liebsch