Branchenmeldungen 26.08.2025
Gefälschte Studien sind kein Randphänomen mehr
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Immer häufiger werden wissenschaftliche Artikel zurückgezogen, weil sie gekauft, manipuliert oder schlicht erfunden sind. Ein Forschungsteam der Universität Illinois hat das Ausmaß untersucht und spricht im Fachjournal PNAS von Betrug mit industriellen Dimensionen. Die Analyse zeigt, dass sich ganze Netzwerke darauf spezialisiert haben, falsche Daten und Texte zu produzieren und über Mittelsmänner in Fachzeitschriften zu bringen. Oft tauchen identische Diagramme und Bilder in verschiedenen Arbeiten auf, was die Spur zu diesen Strukturen sichtbar machte.
Besonders alarmierend sei die Geschwindigkeit. Gefälschte Veröffentlichungen wachsen nahezu zehnmal schneller als seriöse Publikationen. Hinter dem System stehen sogenannte Paper Mills, die gegen Bezahlung komplette Manuskripte liefern, sowie Agenturen und Vermittler, die Namen und Plätze in Fachzeitschriften organisieren. Unterstützt durch Künstliche Intelligenz entstehen so mit geringem Aufwand Veröffentlichungen, die teuer verkauft werden und selbst in renommierte Journale gelangen können. Die Forscher warnen, dass die wissenschaftliche Literatur durch diese Flut regelrecht “vergiftet“ wird. Nötig seien strengere Kontrollen und unabhängige Instanzen, die den Publikationsbetrieb überwachen. Auch die Tagesschau griff die Studie in diesen Tagen auf und betonte ihre Brisanz.