Branchenmeldungen 18.06.2014
Holzstück im Kopf: Grenzen bildgebender Diagnostik
Wenn MKG-Chirurgen aus ihrem Praxisalltag berichten, kommen mitunter erstaunliche Patientengeschichten ans Licht. Zur klaren Diagnostik stoßen bisweilen selbst hochmoderne radiologische bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) an ihre Grenzen. Im Rahmen des 64. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom 11. bis 14. Juni 2014 in Mainz stellte ein Fachärzte-Team des Klinikums der Goetheuniversität Frankfurt zwei interessante Patientenschicksale vor.
Gesichtsverletzungen mit Fremdkörpereinschluss treten DGMKG-Angaben zufolge häufig auf und betreffen mitunter auch die Augenhöhle. In dem meisten Fällen sind die Verletzungsmuster klar und der Fremdkörper kann schnell und einfach chirurgisch entfernt werden. Es gibt aber auch außergewöhnliche Fälle, bei denen das nicht so einfach ist.
Bleistift in Augenhöhle: Klarer Fall fürs CT
Ein 5-jähriger Junge wird mit einem so genannten Monokelhämatom (einem ringförmigen Bluterguss ums Auge) und einer Rissverletzung am rechten Oberlid ins Frankfurter Klinikum eingeliefert, nachdem er sich beim Herumtollen einen Bleistift in die rechte Augengegend gestoßen hatte. Die Computertomografie bestätigt den Verdacht, dass ein Teil der Bleistiftmine in der Augenhöhle verblieben ist. In Vollnarkose kann der kleine Junge problemlos vom Fremdkörper erlöst werden.
Ursachenforschung: „unsichtbares“ Holzstück
Ein 22-jähriger Patient kommt mit geschwollenem und herabhängendem Oberlid ins Frankfurter Klinikum und stellt sich den MKG-Chirurgen vor. Zur Entstehungsgeschichte kann er lediglich angeben, dass er betrunken in einem Waldstück aufgewacht ist. Die Fachärzte untersuchen den Patienten zunächst mit Sonographie, dann mit CT und letztendlich mit MRT, können aber nichts finden. Da sich sein Zustand immer mehr verschlechtert, müssen die MKG-Chirurgen handeln und öffnen das betreffende Gewebe operativ. Was jeglicher moderner Bildgebung verborgen blieb, konnte jetzt traditionell gefunden werden: Die Symptome wurden von einem kleinen Holzteilchen verursacht, das die Operateure sorgfältig entfernten. Bereits kurze Zeit nach dem Eingriff war der Patient beschwerdefrei.
Fazit der Experten: Nach Unfällen und Verletzungen mit der Möglichkeit einer Fremdkörpereinsprengung haben selbst heutzutage radiologische bildgebende Verfahren keine hundertprozentige Treffsicherheit. Die DGMKG sieht daher bei konventionell-diagnostisch unklaren Fällen in der operativen Gewebeeröffnung eine anerkannte diagnostische Alternative, die bei Erfolg gleichzeitig auch entsprechend therapeutische Wirkung hat.
Weitere Informationen zur modernen MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de
Quelle: DGMKG