Branchenmeldungen 06.06.2013
Illegale Arzneimittelimporte: Massnahmen zeigen Wirkung
Die Zahl der beschlagnahmten illegalen
Arzneimittel war 2012 weiter rückläufig. Nach einer starken Zunahme
zwischen 2008 und 2010 stellten die Behörden 2011 und 2012 weniger
illegale Arzneimittelimporte sicher. Zugenommen hat jedoch die
strafrechtliche Verfolgung. Oft werden die scheinbar aus Europa
stammenden Produkte in Asien hergestellt.
Durch den Zoll sichergestellte illegale
Arzneimittelsendungen werden seit mehreren Jahren statistisch
erfasst. Nach jahrelanger steter Zunahme wurden von 2010 bis 2012 42%
weniger Meldungen von Swissmedic bearbeitet:
Meldungen der Eidgenössischen
Zollverwaltung an Swissmedic:
2006: 287
Meldungen
2007: 390 Meldungen
2008: 687
Meldungen
2009: 1‘154 Meldungen
2010: 1‘852 Meldungen
2011:
1‘299 Meldungen
2012: 1‘070 Meldungen
Swissmedic führt diesen Rückgang ab
2010 vor allem auf die Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit
dem Zoll und die Sensibilisierung der Bevölkerung mittels Kampagnen
(zum Beispiel „Illegale Medikamente haben eine schmutzige
Vergangenheit“, http://www.schmutzigevergangenheit.ch/) zurück.
Weitere mögliche Gründe sind
die stärkere risikobasierte Auswahl bei der Beschlagnahmung von illegalen Arzneimitteln,
generell rückläufige Arzneimittelbestellungen im Ausland,
die abschreckende Wirkung der Verwaltungs- und Strafverfahren gegen die Besteller in der Schweiz, welche Swissmedic durchführt.
Heilmittelrechtliche Massnahmen und
Strafverfahren
2012 eröffnete Swissmedic in 995 Fällen ein
kostenpflichtiges Verwaltungsverfahren (2011: 1‘132 Fälle) und
vernichtete nach Abschluss des Verfahrens 88% der Sendungen aus
Gründen der Arzneimittelsicherheit. Die Verfahrenskosten in der Höhe
von mindestens 300.- Schweizer Franken müssen die Besteller tragen.
Während die Zahl der beschlagnahmten
Sendungen abgenommen hat, stiegen die von Swissmedic geführten
Strafverfahren sowohl zahlenmässig (31 eröffnete Verfahren im Jahr
2012 gegenüber 17 im 2010) als auch bezüglich Relevanz für die
Prävention (13 ausgestellte Strafbescheide im Jahr 2012, sechs im
2011). Ebenfalls zugenommen hat die Zusammenarbeit mit ausländischen
Behörden, vor allem mit Deutschland und Frankreich.
„Europäische Originalmedikamente"
aus Asien
Häufiger als früher gelangen illegale
Arzneimittelsendungen aus Westeuropa in die Schweiz (+14% gegenüber
2011); direkt aus Indien stammende Sendungen sind dagegen rückläufig
(-18% seit 2010). Die meist in Asien hergestellten Produkte werden
über eine europäische Destination zugestellt. Damit wird den
Bestellern Vertrauenswürdigkeit vorgetäuscht.
Im Internet angepriesene europäische
Originalmedikamente können sich als qualitativ schlechte Imitate aus
Asien erweisen. Die Betreiber der Webseiten haben oft kein
medizinisches Fachwissen und bieten die Arzneimittel aus rein
kommerziellen Interessen und mit irreführenden Angaben an.
Die meist rezeptpflichtigen Tabletten
oder Kapseln werden zudem in fast allen Fällen ohne Schachtel oder
Packungsbeilage geliefert. Damit fehlen Informationen zur korrekten
Dosierung oder Hinweise zu Vorsichtsmassnahmen oder möglichen
Nebenwirkungen.
Swissmedic warnt daher erneut
eindringlich davor, Arzneimittel aus dem Internet zu bestellen. Wer
solche Angebote nutzt, riskiert Kosten und in gravierenden Fällen
zusätzlich ein Strafverfahren. Nur bei Arzneimitteln aus
kontrollierten Bezugsquellen ist gewährleistet, dass die Qualität
den Anforderungen und Erwartungen entspricht und die Gesundheit nicht
gefährdet wird.
Anhang /Statistik
Produkte
Folgende Produktkategorien
wurden 2012 am häufigsten beschlagnahmt:
- Erektionsförderer 26%
- Schlankheitsmittel 15 %
- Muskelaufbaupräparate 14 %
- Arzneimittel mit Abhängigkeitspotenzial, v.a. Schlafmittel 13 %
- Hormonale Hautaufheller und Hautbräunungsmittel 2 %
Herkunft
Die am Schweizer Zoll beschlagnahmten
Arzneimittelsendungen kamen 2012 aus 64 verschiedenen Ländern. Aus
folgenden Regionen gelangten die meisten Sendungen in die Schweiz:
- Westeuropa (v.a. UK, Deutschland, Holland, Portugal und Spanien) 30%
- Indien 27 %
- Asien (ohne Indien, v.a. Thailand, Singapur, Hongkong) 19 %
- Osteuropa 13 %
- Nordamerika 3 %
Quelle: Schweizerisches Heilmittelinstitut Swissmedic