Branchenmeldungen 30.01.2025
Innovationen in der Implantologie: PEERS Gesamttagung 2025
share
Am 24. und 25. Januar 2025 fand unter dem Leitthema „Möglichkeiten, Grenzen und Komplikationen im implantologischen Workflow“ im Scandic Hotel in Frankfurt am Main die PEERS Gesamttagung statt. Die Teilnehmer erwartete eine spannende Mischung aus Fachvorträgen, praxisnahen Workshops und anregenden Diskussionen.
Nach der Begrüßung durch Dr. Helmut Steveling und Priv.-Doz. Dr. Peter Gehrke eröffnete Dr. Jan Derks, Spezialist für Parodontologie aus Schweden das Programm mit einem hochaktuellen Vortrag.
Periimplantitis stellt eine große Herausforderung für Zahnmediziner dar. In seiner Präsentation beleuchtete Dr. Derks aktuelle Forschungsergebnisse zu Ätiologie, Prävalenz und Risikofaktoren dieser Erkrankung. Anhand verschiedener klinischer Fallbeispiele veranschaulichte er unterschiedliche Behandlungsstrategien und deren praktische Umsetzung und stellte aktuelle Daten zur Wirksamkeit therapeutischer Ansätze vor. Besonderes Augenmerk legte er auf rekonstruktive Möglichkeiten.
Sein Vortrag gab den Teilnehmern konkrete Handlungsempfehlungen für den Praxisalltag und sensibilisierte für die Bedeutung der Prävention.
Keynote: Klimawandel als Herausforderung für die Gesellschaft
Ein außergewöhnlicher Programmpunkt war der Vortrag des bekannten ARD-Wettermoderators Karsten Schwanke, der für sein Engagement im Wissenschaftsjournalismus 2010 die Goldene Kamera und 2011 den Universitas-Preis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung erhielt. Er beleuchtete die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesellschaft und stellte eindrucksvoll dar, wie sich Klimaveränderungen auf verschiedene Lebensbereiche auswirken und welche Rolle Nachhaltigkeit auch im Gesundheitswesen spielt. Seine lebendige und faktenreiche Präsentation regte zum Nachdenken über umweltfreundliche Lösungen in der Dentalbranche an.
Praxisnahe Vorträge am Samstag
Der zweite Kongresstag startete mit einer Reihe praxisrelevanter Vorträge von führenden Experten der Implantologie und Parodontologie.
Prof. Dr. Dr. Eik Schiegnitz von der Universitätsmedizin Mainz stellte die neuesten Entwicklungen im Bereich der Sofortimplantation und Sofortversorgung vor und gab praktische Tipps.
Ziel seines Vortrags war, alle wichtigen klinischen Details und Tricks zur chirurgischen Umsetzung der Sofortimplantation und Sofortversorgung praxisnah darzustellen. Die Teilnehmer bekamen einen umfassenden und direkt umsetzbaren Überblick über die richtige DVT-Analyse, die korrekte Implantatpositionierung im Front- und Seitenzahngebiet, die notwendigen augmentativen Hart- und Weichgewebstechniken und die neue Generation der konischen Implantate aus der Dentsply-Familie. Mithilfe der vorgestellten Techniken können die Sofortkonzepte erfolgreich in der eigenen Praxis umgesetzt werden.
Ein weiteres spannendes Thema behandelte Dr. Jan Tetsch, Fachzahnarzt für Oralchirurgie aus Münster, der sich mit der besonderen Herausforderung von Implantaten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auseinandersetzte.
Implantatprothetische Versorgungen vor abgeschlossenem Wachstum sind immer noch umstritten, da Implantate ankylotisch einwachsen und am weiteren dentitionsbedingten Wachstum des Alveolarfortsatzes nicht mehr teilnehmen. Eine frühe Implantation kann zu Infraokklusionen und Implantatverlusten führen. Sie ist jedoch sinnvoll, wenn sonst funktionelle Defizite und spätere aufwendige Augmentationen drohen.
Bei Implantationen im Alter von 12 bis 20 Jahren – idealerweise nach dem pubertären Wachstumsschub – müssen die Implantatpositionen angepasst werden, um das Restwachstum zu berücksichtigen. Dies betrifft insbesondere die vestibuloorale und apikokoronare Position. Prothetische Anpassungen sind erforderlich.
Dipl.-ZT Olaf van Iperen aus Bonn sprach in seinem Vortrag über die Synergien zwischen Implantologie und Zahntechnik und beleuchtete die Herausforderungen für das Labor. Mithilfe mehrerer Patientenfälle lieferte er wertvolle Orientierungshilfen für die Materialwahl in der Praxis und zeigte, dass moderne Keramiken eine ausgezeichnete Alternative zu metallkeramischen Restaurationen darstellen.
Der erfahrene Implantologe Priv.-Doz. Dr. Dr. Markus Schlee aus Forchheim widmete sich einem der zentralen Themen der Tagung: periimplantäre Erkrankungen. Diese Infektionen entstehen durch bakterielle Biofilme und können Zahnimplantate beeinträchtigen. Die periimplantäre Mukositis ist das Frühstadium mit Weichteilentzündung, während die Periimplantitis fortschreitenden Knochenverlust verursacht. Eine Infektion kann den Knochenabbau begünstigen oder umgekehrt.
Nichtchirurgische Therapien sind bei Mukositis wirksam, bei Periimplantitis jedoch meist erfolglos. Chirurgische Eingriffe müssen eine vollständige Heilung anstreben, wobei Reosseointegration nur nach kompletter bakterieller Dekontamination möglich ist. Dr. Schlee präsentierte in seinem Vortrag GalvoSurge, eine elektrolytische Methode zur vollständigen Biofilmentfernung. Zudem analysierte er die S3-Leitlinie und diskutierte präventive Aspekte sowie Prognosefaktoren.
Den letzten wissenschaftlichen Vortrag hielt Priv.-Doz. Dr. Amelie Bäumer-König, Fachzahnärztin für Parodontologie aus Bielefeld, die die Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Implantologie beleuchtete.
Die Therapie periimplantärer Erkrankungen, insbesondere der Periimplantitis, stellt Zahnärzte vor große Herausforderungen. Laut den Leitlinien 2023 liegt der Fokus auf Prävention: Bereits bei der Implantatplanung, -setzung und Gestaltung der Suprastruktur kann das Risiko einer Periimplantitis verringert werden. Eine erfolgreiche Parodontitisbehandlung vor der Implantation ist dabei entscheidend (primordiale Prävention).
Die Implantatnachsorge spielt eine wichtige Rolle in der postoperativen Prävention (primäre Prävention). Bei einer Mukositis oder Periimplantitis sind nichtchirurgische und chirurgische Behandlungen möglich, darunter Zugangslappen, Implantatdekontamination und resektive oder rekonstruktive Maßnahmen. Nach der Therapie ist eine regelmäßige Nachsorge entscheidend, um Rezidive zu verhindern (sekundäre Prävention).
Interaktive Diskussionen und praxisrelevante Einblicke
Im Anschluss an die Vorträge boten Gruppendiskussionen den Teilnehmern die Möglichkeit, sich in den wissenschaftlichen Dialog einzubringen. Diese interaktiven Formate wurden besonders positiv aufgenommen, da sie einen praxisnahen Erfahrungsaustausch ermöglichten.
Fazit
Die PEERS Gesamttagung 2025 war ein voller Erfolg und bestätigte erneut die Bedeutung des fachlichen Austauschs in der Implantologie. So bot sie nicht nur wissenschaftlichen Input, sondern auch wertvolle Impulse für die tägliche Praxis.
Die Vorfreude auf die nächste PEERS Tagung ist bereits groß – mit neuen spannenden Themen und innovativen Entwicklungen in der dentalen Welt!