Branchenmeldungen 13.10.2025

Kommentar zur FVDZ-Hauptversammlung 2025: Zwischen Aufbruch und Kontinuität



Die diesjährige Hauptversammlung des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) stand im Zeichen von Zukunft, Versorgung und Zusammenhalt. Ein persönlicher Rückblick von Lutz V. Hiller (Vorstand OEMUS MEDIA AG) auf spannende Tage in Berlin, die nicht nur Politik in den Mittelpunkt rückten, sondern vor allem auch menschliches Miteinander und Fairplay.

Kommentar zur FVDZ-Hauptversammlung 2025: Zwischen Aufbruch und Kontinuität

Foto: FVDZ

Vom 9. bis 11. Oktober 2025 tagten rund 125 Delegierte aus 17 Landesverbänden im Berliner Hotel Palace. Das Jubiläum „70 Jahre FVDZ“ bildete den würdigen Rahmen, doch Nostalgie war Fehlanzeige. Statt Rückschau prägte Aufbruchsstimmung die Sitzungen. Themen wie Nachwuchsgewinnung, Niederlassungsförderung, Bürokratieabbau, Digitalisierung, Versorgungssicherung und Freiberuflichkeit standen im Zentrum. In Summe lässt sich feststellen: 70 Jahre nach seiner Gründung zeigte der Verband eindrucksvoll, dass er als dritte Säule der zahnärztlichen Selbstverwaltung fest verankert ist – mit klaren Positionen, neuen Strukturen und einem spürbaren Willen zur Modernisierung.

Politik und Standesvertretung im Dialog

Bild von einem Quotenzeichen
In einem Videogrußwort würdigte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken die Rolle des Verbandes: „Die Zahnmedizin ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesundheitsversorgung. Ich danke dem FVDZ für 70 Jahre Engagement vor Ort und in der berufspolitischen Arbeit. Ihnen gelingt es, Versorgungssicherheit und Freiberuflichkeit miteinander zu verbinden.“

Auch aus der zahnärztlichen Selbstverwaltung kamen klare Worte. Martin Hendges, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), lobten den FVDZ als verlässlichen Partner. Dr. Dirk Heinrich vom Virchowbund erinnerte daran, dass freie Verbände „die Stimme für Freiberuflichkeit und Selbstständigkeit“ seien – und damit eine unverzichtbare Ergänzung zu Kammern und KZVen.

Den inhaltlichen Auftakt gestaltete Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Er hob die Gestaltungskraft freier Verbände hervor und forderte, Prävention und Versorgungsqualität stärker in gesundheitspolitische Entscheidungen einzubinden. „Man muss den Mumm haben, in Verbänden und Selbstverwaltung für Freiberuflichkeit und Patientenversorgung zu werben“, sagte Hecken.

In der anschließenden Diskussion mit dem FVDZ-Bundesvorsitzenden Dr. Christian Öttl wurden Strukturfragen des Gesundheitswesens, das Präventionsgesetz und die Rolle der Selbstverwaltung intensiv debattiert. Öttl betonte: „Mit dem FVDZ schaffen wir es, die Zahnärzteschaft in die Zukunft zu führen und die Versorgung zu sichern.“

Entscheidungen mit Signalwirkung

Die Hauptversammlung war geprägt von einer sachlichen, konzentrierten Atmosphäre. Zahlreiche Anträge wurden beraten und verabschiedet – von der Nachwuchsförderung über Entbürokratisierung bis zu digitalen Prozessen und nachhaltigen Niederlassungsstrukturen. Der Verband wird außerdem formal seinen Sitz nach Berlin verlegen und beweist damit, wie veränderungsbereit und zukunftsorientiert die Verantwortlichen denken.

Organisatorisch stand die Wahl des neuen Bundesvorstands im Mittelpunkt. Nach der 2024 beschlossenen Strukturreform wird das Führungsgremium künftig sieben statt elf Mitglieder umfassen – ein Schritt, der Effizienz und klare Zuständigkeiten fördern soll.

Dr. Christian Öttl wurde mit großer Mehrheit (109 von 115 Stimmen) im Amt bestätigt. Dr. Jeannine Bonaventura wurde zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. Dem Vorstand gehören außerdem Prof. Dr. Thomas Wolf, Anne Szablowski, Dr. Elisabeth Triebel, Dr. Kai-Peter Zimmermann und Damian Desoi an.

Mit diesem Team setzt der Verband auf Kontinuität und zugleich Verjüngung – ein Signal, dass sich Erfahrung und neue Perspektiven ergänzen sollen.

Junge Generation und Kommunikation im Fokus

Besonders positiv fiel auf, dass die Nachwuchsarbeit inzwischen fest im Verband verankert ist. Mentoringprogramme, praxisnahe Beratung und moderne Kommunikationsformate sollen junge Zahnärztinnen und Zahnärzte früh an Beruf und Verband heranführen. Die Delegierten diskutierten konkrete Ansätze, wie sich diese Angebote stärker mit den Landesverbänden und Hochschulgruppen vernetzen lassen.

Auch die Kommunikation nach außen war Thema: Der FVDZ will künftig noch stärker als Stimme der Freiberuflichkeit auftreten – nicht als Opposition, sondern als konstruktiver Partner in Politik und Selbstverwaltung.

Politikfähigkeit und Eigenständigkeit

Dass KZBV, BZÄK und das Gesundheitsministerium den FVDZ öffentlich loben, zeigt, dass der Verband als politisch anschlussfähig gilt. Er ist keine Konkurrenz, sondern eine dritte Säule der zahnärztlichen Selbstverwaltung – unabhängig, aber kooperationsbereit. In Zeiten zunehmender Regulierung ist diese Eigenständigkeit ein hohes Gut: Sie ermöglicht, die berufliche Freiheit zu verteidigen, ohne den Dialog zu verweigern.

Gleichzeitig wurde deutlich: Der FVDZ muss den Spagat zwischen Fachpolitik und gesellschaftlicher Wahrnehmung weiter ausbauen. Themen wie Prävention, soziale Verantwortung und die Rolle der Zahnärzteschaft in einem sich wandelnden Gesundheitssystem sind keine Randthemen mehr, sondern strategische Schlüsselfragen.

Zwischen Wahlrhythmus und Langzeitstrategie

Als Beobachter bleibt ein struktureller Gedanke hängen: Der zweijährige Wahlzyklus sorgt zwar für Dynamik, erschwert aber langfristige Planung. Viele Initiativen – ob Nachwuchsförderung, Öffentlichkeitsarbeit oder Digitalisierung – brauchen mehr Zeit, um Wirkung zu entfalten. Ein Wahlrhythmus von vier bis fünf Jahren könnte deshalb sinnvoll sein. Das wäre kein Rückschritt in Sachen Demokratie, sondern ein Fortschritt in Richtung wirksamer Verantwortung und strategischer Stabilität.

Politische Bewertung

Aus übergeordneter Perspektive steht der FVDZ heute vor einer wichtigen Weichenstellung. Die Herausforderungen im Gesundheitswesen – Kostendruck, Fachkräftemangel, Digitalisierung – machen deutlich, wie wichtig freiberufliche Strukturen bleiben. Der FVDZ tritt dafür ein, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte auch künftig selbstbestimmt, patientenorientiert und unabhängig arbeiten können.

Politisch ist dieser Kurs bemerkenswert: Während andere Berufsgruppen zunehmend auf Zentralisierung und staatliche Steuerung reagieren, hält der FVDZ am Prinzip der Selbstverwaltung fest – und belegt, dass diese Form von Eigenverantwortung keineswegs anachronistisch ist. Sie ist im Gegenteil eine moderne Antwort auf ein überreguliertes System.

Fazit

Nach meiner dreitägigen Stippvisite in Berlin stelle ich fest: Hier wird noch wirklich was bewegt und vernünftige Politik gemacht. Ein Verbandsmitglied zu sein, bedeutet hier weit mehr als bloße Mitgliedschaft, vielmehr geht es um ein Statement der Sichtbarkeit in geballter Stärke und den überall wahrnehmbaren Drang, gemeinsam etwas zu bewegen. Auch die Stimmung außerhalb der Tagesordnungs-Punkte machte deutlich, dass der FVDZ weit mehr ist als eine juristische Organisation: er ist für viele auch ein Stück dentale Familie.

Die zurückliegende HV war ein Signal. Der Verband zeigt sich stabil, zukunftsorientiert und zugleich seinen Grundsätzen verpflichtet: Freiberuflichkeit, Transparenz und Engagement für Versorgungssicherheit. Der FVDZ bleibt damit ein konstruktiver, politisch ernstzunehmender Partner – für die Zahnärzteschaft, aber auch für ein Gesundheitssystem, das auf Eigenverantwortung, Qualität und Menschlichkeit baut.

Dem neu gewählten Vorstand wünsche ich persönlich alles Gute und freue mich auf das weitere Miteinander in allen Facetten und Nuancen der zukünftigen Verbandstätigkeit. Danke für euer Vertrauen und die Einladung nach Berlin – es war mir Freude und Ehre zugleich!

 

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