Branchenmeldungen 24.02.2015
Krebszellen mit Farbe besiegen
Utl. ForscherInnen legen Grundstein für neue verbesserte Wirksamkeit von Antitumormitteln
Photodynamische Therapien haben sich als wirksame Alternative zur
konventionellen Entfernung von Tumoren bewährt. In einer aktuellen
Forschungsarbeit ist es einem internationalen Team vom Institut für
Theoretische Chemie der Universität Wien gelungen, die Anlagerung von
Methylenblau, eine der gängigsten Substanzen der Photodynamischen
Therapie, an die DNA von Krebszellen zu simulieren. Die dabei gewonnenen
Erkenntnisse können dabei helfen, die Wirksamkeit des Stoffes zu
erhöhen und damit den Heilungserfolg zu optimieren.
Die Photodynamische Therapie ist ein neues Verfahren zur Behandlung von Krebs und mikrobiellen Infektionen, das vorwiegend in der Dermatologie, aber auch in der Onkologie und Augenheilkunde Anwendung findet. Dabei wird dem Patienten eine durch Licht aktivierbare Substanz verabreicht, die sich in den Tumorzellen bzw. in den Mikroorganismen anreichert. Durch anschließende Bestrahlung werden toxische Substanzen, insbesondere Sauerstoffradikale, erzeugt, die Krebszellen oder Mikroorganismen abtöten und damit den Tumor vernichten. Der wesentliche Vorteil an dieser Behandlungsmethode liegt darin, dass keine weiträumige Entfernung von gesundem, nicht vom Tumor befallenem Gewebe von Nöten ist.
Methylenblau als Wundermittel
Die theoretischen Chemiker Juan J. Nogueira, Markus Oppel und Leticia
González vom Institut für Theoretische Chemie untersuchen in ihrer
Arbeitsgruppe die molekularen Grundlagen der Wirksamkeit von solchen
Antitumormitteln. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Verständnis
der Mechanismen, die der Photodynamischen Therapie zugrunde liegen. „Eine der am häufigsten eingesetzten Verbindungen für diese Therapie ist
Methylenblau“, erklärt Gonzalez. In einer vorangehenden Arbeit konnten
die ForscherInnen bereits nachweisen, wie sich das Molekül an die DNA
bindet. „Wir konnten allerdings noch keine Aussage treffen, inwieweit
die Art der Einlagerung in die Erbsubstanz den Mechanismus der Erzeugung
der Sauerstoffradikale beeinflusst“, führt die Chemikerin weiter aus.
Simulation mit Supercomputer
Mittels Computersimulationen am Supercomputer Vienna Scientific Cluster,
den die Universität Wien gemeinsam mit der TU Wien, BOKU, TU Graz und
Universität Innsbruck betreibt, ist es den WissenschafterInnen nun
gelungen, die Anlagerung von Methylenblau an die DNA des Zellkerns von
Krebszellen zu simulieren. „Es hat sich herausgestellt, dass das
eingelagerte Methylenblau durch die DNA von dem in den Zellen
vorhandenen Wasser abgeschirmt wird“, resümiert Nogueira. Der
Mechanismus der Sauerstoffradikalerzeugung ähnelt daher mehr dem Vorgang
im Vakuum und nicht, wie bisher angenommen wurde, dem Reaktionsverlauf
in wässriger Lösung.
Modifikation für mehr Effizienz
„Dieses neue Verständnis der Reaktionsbedingungen erlaubt es, gezielt
nach Modifikationen von Methylenblau zu suchen, welche einerseits die
Einlagerung unverändert lässt, andererseits aber die Effizienz der
Erzeugung des toxischen Sauerstoffs steigert, indem unerwünschte
Nebenreaktionen unterbunden werden“, freut sich Nogueira. Mithilfe der
gewonnenen Erkenntnisse könnte nun die Wirksamkeit von Methylenblau
drastisch erhöht werden.
Publikation in „Angewandte Chemie“: J. J. Nogueira, M. Oppel und L. González, Verstärkung der
Interkombinationseffizienz von Phenotiaziniumfarbstoffen durch
Einlagerung in DNA, in Angewandte Chemie, (2015).
DOI: 10.1002/ange.201411456
Publikation in „Biochemistry“: J. J. Nogueira und L. González, Molecular Dynamics Simulations of
Binding Modes between Methylene Blue and DNA with Alternating GC and AT
Sequences, in Biochemistry 53(14), 2391-2412, (2014).
DOI: 10.1021/bi500068z
Quelle: Uni Wien/idw online