Branchenmeldungen 22.06.2015

Lokale Antibiose ist eine wichtige Behandlungsoption

Lokale Antibiose ist eine wichtige Behandlungsoption

Foto: © Heraeus Kulzer

Vom 3. bis 6. Juni fand die achte Konferenz der European Federation of Peridontology (EFP) in London statt, die EuroPerio8. Über 10.000 Teilnehmer besuchten den weltweit größten Kongress für Parodontologie und zahnärztliche Implantologie, um sich über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet zu informieren und auszutauschen.

Im Rahmen der EuroPerio8 veranstaltete Heraeus Kulzer ein mit hochkarätigen Referenten besetztes Symposium zum Update lokaler Antimikrobiotika in der Parodontaltherapie. Die Professoren Maurizio Tonetti (Genova, Italien), Peter Eickholz (Universität Frankfurt) und Nicole Arweiler (Universität Marburg) gaben Einblick in Prinzipien, klinische Strategien und die neuesten Erkenntnisse beim Einsatz topischer Antimikrobiotika.

Parodontitis entsteht, wenn das mikrobielle Gleichgewicht in der Tasche gestört ist. Mit einer regelmäßigen professionellen und häuslichen mechanischen Biofilmkontrolle lassen sich wieder gesunde Verhältnisse herstellen. Nach wie vor gilt das mechanische Debridement durch Scaling und Rootplaning (SRP) als Goldstandard in der Parodontitistherapie. Dennoch können trotz eines gründlichen mechanischen Biofilmmanagements einzelne entzündete Taschen mit Taschentiefen über 4 mm persistieren oder rezidivieren. Um die Grenzen und Limitationen der rein mechanischen Therapie zu überwinden und den Therapieerfolg zu unterstützen, kann zusätzlich eine systemische oder lokale Antibiose eingesetzt werden. Gemäß von Tonetti angeführter systematischer Übersichtsarbeiten können mit ergänzend eingesetzten, systemischen Antibiotika zusätzlich mittlere Attachmentlevelgewinne von 0,3 mm erzielt werden. Auf Grund möglicher, mit systemischen Antibiotika assoziierter, unerwünschter Nebeneffekte sollte ihre Gabe jedoch nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen. Professor Maurizio Tonetti sieht daher lokalisierte Taschen, die nicht auf initiales Scaling und Wurzelglätten (SRP) ansprechen, sowie das Management lokalisierter rezidivierender Stellen im Rahmen der Sekundärprävention als Indikationen für die ergänzende Anwendung lokaler Antibiotika. Durch adjuvante Applikation topischer Antibiotika ließen sich vergleichbare zusätzliche Attachmentlevelgewinne erreichen wie bei der systemischen Antibiose, so Tonetti, bei gleichzeitig reduzierten möglichen Nebenwirkungen.

Ebenso wie Tonetti sieht Professor Peter Eickholz die lokale Antibiose indiziert bei einzelnen Taschen, die nicht auf initiales Scaling und Wurzelglätten (SRP) ansprechen, oder bei persistierenden Stellen in der unterstützenden Parodontaltherapie, um die Therapieergebnisse zu verbessern und ausgedehnten Hartgewebsverlust durch zu aggressives Scaling zu vermeiden. Anhand von Studien zeigte Prof. Eickholz wie sich durch den adjuvanten Einsatz lokaler Antibiotika, wie z. B. Ligosan® Slow Release (Heraeus Kulzer), 14%-iges Doxycyclin, zusätzlich Taschen in den als geheilt erachteten Bereich von ≤ 4 mm, ohne Blutung auf Sondierung überführen lassen. Insbesondere Stellen mit großen Taschentiefen von ≥ 7 mm profitieren von diesem Therapieansatz. Auf diese Weise kann die Schwelle für eine chirurgische Therapie zu tieferen Taschen hin verschoben werden.

Herausforderung bei der topischen Anwendung antimikrobieller Wirkstoffe in der Parodontaltasche ist u.a. die limitierte Größe der parodontalen Tasche, vor allem aber der kontinuierliche Austausch der Sulkusflüssigkeit. Professor Tonetti betonte, dass für erfolgreiche lokale Behandlungen eine kontrollierte Abgabe des Wirkstoffs in therapeutisch wirksamer Konzentration über einen ausreichend langen Zeitraum wichtig sei. Gewährleistet wird dies durch ein geeignetes Trägermedium. Für Ligosan® Slow Release wurde eine kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffs am Wirkort in ausreichend hoher Konzentration für mindestens 12 Tage nachgewiesen. Der Wirkstoff Doxycyclin reduziert die Anzahl von Parodontitis-Leitkeimen und wirkt zusätzlich dem entzündlichen Abbau von Bindegewebe und Knochen entgegen.

Professor Tonetti gab zudem Ausblick über erste Ergebnisse zum Einsatz lokaler Antibiotika in der regenerativen Parodontitistherapie. Eine ungünstige Mikroflora kann verhindern, dass das klinische Attachment-Niveau infolge regenerativer Maßnahmen (GTR) signifikant steigt. Laut Tonetti ist es denkbar, dass eine lokale Antibiose im Vorfeld des Eingriffs einen günstigen Effekt auf das Therapieergebnis hat, indem die Taschen im Operationsbereich desinfiziert werden und die Zahl der Mikroorganismen zusätzlich reduziert wird. Das Gewebe könne dadurch konditioniert und einer Schädigung der Papillen im Rahmen des Eingriffs möglicherweise vorgebeugt werden. Da diese Indikation bei lokalen Antibiotika bislang nicht zugelassen ist, besteht hier Bedarf für weitere Studien.

Weiterer Bedarf für Studien besteht auch im Bereich des Einsatzes lokaler Antibiotika in der nicht-chirurgischen Therapie von Periimplantitis. Insbesondere die Beschaffenheit der Implantatoberflächen bereitet Schwierigkeiten bei der Reinigung und begrenzt die Effektivität der rein mechanischen Therapie. Nach Meinung von Professor Nicole Arweiler sollte deshalb geprüft werden, ob Therapieansätze aus der Parodontologie auf die Behandlung initialer Periimplantitis übertragen werden können. So wurde bereits gezeigt, dass sich Sondierungsblutungen und -tiefen durch systemische und lokale Antibiose signifikant reduzieren lassen.

Fazit

Auf dem im Kontext der EuroPerio8 stattfindenden Heraeus Kulzer-Symposium zeigten renommierte Experten, wie die Behandlungsoption der adjuvanten Lokalantibiose in das Konzept jeder zahnärztlichen, oralchirurgischen und parodontologischen Praxis integriert werden kann.

Quelle: Heraeus Kulzer

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