Branchenmeldungen 07.05.2021

Mehr als 700 Teilnehmer bei 1. Virtuellem DGAO-Kongress

Mehr als 700 Teilnehmer bei 1. Virtuellem DGAO-Kongress

Foto: DGAO

Nachdem sich die DGAO im November 2020 schweren Herzens gezwungen sah, ihren 6. Wissenschaftlichen Kongress in Köln abzusagen, freuten sich Anfang März nun Hunderte Teilnehmer über die Möglichkeit, die neusten Entwicklungen und Möglichkeiten der Alignerbehandlung auf dem weltweit ersten virtuellen Alignerkongress zu verfolgen. Wissenschaftliches Live-Programm, Messestände und Workshop-Lounges: Das digitale Event bot seinen Teilnehmern faktisch alles, was sie von einem real-analogen Kongress kennen – nur ohne physischen Kontakt. Dennoch war persönliche Interaktion möglich: Avatare, Virtual-Reality-Anwendungen sowie zahlreiche Chat-Funktionen, Livestreams oder Videokonferenzen sorgten für Dynamik und erlaubten unmittelbaren Kontakt mit Vortragenden und Ausstellern. Analoger geht digital nun wirklich nicht! 

Wissenschaftliches Programm

In einem sehr lebendig von Moderatorin Kerstin Sterz und den Vorstandsmitgliedern der DGAO geführtem Livestream präsentierten insgesamt 16 international hochkarätige Referenten einen ganzen Tag lang ihre neuesten Erkenntnisse zum Thema „Aligner Orthodontie zwischen Wissenschaft und Praxis“.

Nach einer kurzen Einführung in den virtuellen 3D-Space des Kongresses durch Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich und Kerstin Sterz eröffnete DGAO-Präsident Prof. em. Dr. Rainer-Reginald Miethke den 1. Virtuellen Kongress für Aligner Orthodontie. In seiner Eröffnungsrede betonte er, dass Trauer und Freude oft dicht beieinander liegen: So traurig alle Vorplanungen für einen analogen Kongress endeten, so konnte nun doch der 1. Virtuelle Kongress voller Freude seinen Lauf nehmen.Mit einem umfassenden Überblick des aktuellen Scanner-Marktes eröffnete Dr. Ingo Baresel (Deutschland), Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für digitale orale Abformung (DGDOA), als erster Referent das wissenschaftliche Programm. Während Prof. Dr. Karl-Friedrich Krey (Universität Greifswald, Deutschland) im Anschluss in einer multizentrischen, prospektiven Untersuchung die biologische Realität computergeplanter Zahnbewegungen mit Alignern darstellte, zeigte Dr. Dietmar Zuran (Österreich) in seiner anschaulichen Übersicht die Vor- und Nachteile einzelner Alignersysteme auf. Ein effizientes Aligner-Hybridverfahren bei erforderlichen Zahnwurzelbewegungen stand im Fokus des Vortrags von Achille Farina (Italien).

Einen weiteren universitären Beitrag präsentierte die Doktorandin Sophia Weber (Universität Ulm, Deutschland) mit ihrer Arbeit zum biomechanischen Vergleich verschiedener Alignermodifikationen zur körperlichen Bewegung von Schneidezähnen. Den Abschluss des Vormittags bildete der Beitrag des Italieners Dr. Tommaso Castroflorio, welcher die Möglichkeiten der Alignertherapie bei Patienten mit offenem Biss darstellte und dabei insbesondere auf die Rolle der verschiedenen Attachmentformen einging.

Den Nachmittag eröffnete Prof. Dr. Vincenzo D’Antò (Italien), indem er die Alignerbiomechanik bei der Klasse II-Therapie diskutierte. Gedruckte vs. Folien-Aligner unter In-vitro-Bedingungen waren anschließend das Thema bei Prof. Dr. Margit Pichelmayer (Universität Graz, Österreich). Während Dr. Akim Benattia (Frankreich) sich der Herausforderung der Behandlung von Patienten mit In-office-Alignern stellte, zeigte Dr. Julia Haubrich anhand zahlreicher Beispiele die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit bei komplexen Behandlungssituationen.

Lückenlos oder Mut zur Lücke? Dieser Frage ging Dr. Thomas Drechsler hinsichtlich des klinischen Lückenmanagements mithilfe der Alignertherapie nach. Dr. Kamy Malekian (Spanien) beschäftigte sich mit der präventiven Behandlung impaktierter Eckzähne in der Vorpubertät. Bei Dr. Jörg Schwarze (Deutschland) lautete anschließend das Thema „Interproximale Reduktion in der Alignertherapie – notwendiges Übel oder Schlüssel zu besseren Ergebnissen?“. Dr. Philipp Scheurer (Schweiz) stellte die Reslutate einer vergleichenden Studie zur Wachstumssteuerung mit Alignern vor. Wie durch den Einsatz von Hilfsmitteln oder Hybridtechniken Alignerbehandlungen vereinfacht werden können, erläuterte Dr. Stephan Peylo (Deutschland). Den Abschluss des wissenschaftlichen Programms absolvierte Dr. Ferruccio Torsello (Italien). Dieser bewertete in seiner Präsentation verschiedene Aligner bei unterschiedlichen klinischen Indikationen.

DGAO-Wissenschaftspreis 2021

Bereits zum fünften Mal ausgelobt, jedoch erstmals virtuell vergeben wurde der diesjährige DGAO-Wissenschaftspreis. Der erste Preis ging hierbei an die Projektgruppe um Prof. Dr. Anna Konermann (Universitätsklinikum Bonn, Deutschland) für ihre hervorragende Arbeit zum Thema „Effekte der beidseitigen Distalisation von Oberkiefermolaren mittels Alignern auf die Verankerungs- sowie die Bewegungseinheit bei unterschiedlichem Staging der Distalisierungsstrecke“. Neben Professorin Konermann freuten sich auch Prof. Dr. Christoph Bourauel, ZÄ Hannah Muders, Dr. Ludger Keilig und Dr. Jörg Schwarze über 15.000 Euro für ihre Studie, welche bedeutsame, klinisch relevante Erkenntnisse verspricht.

Prof. Dr. Christoph Bourauel und sein Team (ZÄ Agnes Jedig, Dr. Mareike Niederwahrenbrock, Dr. Dipl.-Math. Ludger Keilig) konnten sich zudem über den mit 10.000 Euro dotierten zweiten Preis freuen. Der Titel der ausgezeichneten Studie lautete „Influence of Attachment Abrasion on the Force Transfer of Different Composite Materials and Attachment Sizes – A µCT and Three-Dimensional Finite Element Analysis“.

Der dritte Platz mit 5.000 Euro ging an DDr. Michael Nemec, Dr. Christian Behm, Assoc. Prof. Dr. Oleh Andrukhov und Univ.-Prof. DDr. Erwin Jonke von der Universität Wien (Österreich) für ihre Arbeit „Veränderungen des oralen Mikrobioms und der Immunogenität von Speichel während kieferorthopädischer Behandlung mit Alignern und Multibrackettherapie“. Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich freute sich über die zahlreichen und qualitativ hochwertigen Einreichungen und ermutigte alle, sich auch in Zukunft wieder für den DGAO-Wissenschaftspreis zu bewerben.

Industrieausstellung

Gerade für Aussteller der Dentalbranche war das letzte Jahr mit großen Herausforderungen verbunden, gab es doch kaum eine Möglichkeit, direkt mit Kunden in Kontakt zu treten. Hierfür hat die DGAO mit VRtual-X einen kompetenten Partner gefunden, der mit einem aufwendig gestalteten Messegelände Ausstellern eine ansprechende Präsentationsfläche bot. Bei insgesamt zehn Ständen konnten sich die Fachbesucher während der Pausen multimedial über die neuesten Entwicklungen informieren und durch Chat-Funktionen unmittelbar Verbindung aufnehmen.

Die drei Platin-Sponsoren boten zudem parallel laufende Workshops an. So zeigte Align Technology den Scanner iTero® Element im alltäglichen kieferorthopädischen Arbeitsablauf, während do digital orthodontics und Straumann® ihre Produkte ClearCorrect™, ClearPilot™ und Dental Monitoring vorstellten. Das Unternehmen Ormco™ präsentierte die neuen Möglichkeiten ihres Spark™ Aligner-Systems für eine bessere Vorhersehbarkeit bei komplexen Behandlungen.

Fazit und Ausblick

Zum Abschluss bedankte sich Tagungspräsidentin Dr. Julia Haubrich herzlich bei sämtlichen Referenten und bei den zahlreichen Teilnehmern, die mit ihrer Anmeldung zum Gelingen eines einzigartigen Kongresses beigetragen haben. Ein großer Dank ging auch an die Aussteller, die das Wagnis auf sich genommen haben, Neuland zu betreten. Ohne deren finanzielle Unterstützung wäre der Kongress in dieser Form nicht möglich gewesen.

Dieser Beitrag ist in KN Kieferorthopädie Nachrichten erschienen.

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