Eris Dragoti, Praxisklinik im Kubus
                
                        
                Tradition und Innovation im Einklang für nachhaltigen Erfolg 
 Die Verwendung von Implantaten ist heute in nahezu allen Disziplinen der Medi-zin selbstverständlich. Während orthopädische Chirurgen mit großvolumigen Endoprothesen arbeiten, bewegen wir uns in der Zahnmedizin im Bereich kleinster Strukturen. In zahlreichen Fällen weisen dentale Implantate über einen Zeitraum von zehn Jahren höhere Überlebensraten auf als orthopädische Endo-Prothesen. Der Grund liegt weniger in „besserer Chirurgie“, sondern in den biologischen Rahmenbedingungen. Wir operieren in einem hoch vaskularisierten, vergleichsweise kleinen Gebiet mit idealen Voraussetzungen für die biologische Integration. Die Biologie und Physiologie stehen in der Implantologie von Beginn an auf unserer Seite und genau darin liegt ihr Erfolgs- geheimnis. In meiner Weiterbildung lag der Schwerpunkt zunächst auf Rekonstruktion: Knochenaufbau, Weichgewebsmanagement, Augmentationsmaterialien. Der entscheidende Wendepunkt war jedoch die Erkenntnis, dass nachhaltiger Erfolg weniger in der Rekonstruktion als vielmehr in der Präservation der vorhandenen Biologie liegt. Nur wer Gewebe versteht und bewahrt, kann langfristig stabile Ergebnisse erreichen. Vor diesem Hintergrund erlebt auch die Sofortimplantation eine Renaissance: kein neues Konzept, sondern ein etablierter Ansatz, der heute, unterstützt durch modernes Implantatdesign und vertieftes biologisches Wissen, deutlich vorhersagbarere Ergebnisse liefert. Parallel dazu sehen wir eine enorme Dynamik durch digitale Workflows, navigierte Chirurgie und KI-gestützte Planung. Diese Technologien besitzen großes Transformationspotenzial, stoßen jedoch aktuell noch an Präzisions- und Standardisierungsgrenzen. Entscheidend bleibt: Technologie darf die Biologie nicht überholen. Sie muss mit ihr in Einklang stehen. Die Rahmenbedingungen unserer Arbeit verändern sich rasant. Unsere Patient/-innen werden älter, brin- gen komplexere Vorerkrankungen und Polypharmazie mit und wünschen sich gleichzeitig festen, funktionellen und ästhetisch hochwertigen Zahnersatz. Genau das zeigt sich in unserer täglichen Praxis. Patienten werden älter, Defekte größer, Erwartungen höher. Ebenso wichtig ist die Integration von Mund- und Allgemeingesundheit. Wie es der Oralwissenschaftler Robert Genco treffend formulierte: „Putting the mouth back in the body.“ Dieser Gedanke ist mehr als ein Leitspruch, er ist eine Verpflichtung, Implantologie als Teil eines größeren medizinischen Gesamtkonzepts zu verstehen.
 Die chirurgische Implantologie von morgen verlangt daher drei Dinge:
  - Langzeitdenken: Implantologie ist kein Event, sondern ein Langzeitprojekt. Prävention periimplantärer Infektionen, strukturierte Nachsorge und Erhalt von Gewebe bleiben essenziell.
- Anpassung an Demografie und Defekte: Ältere Patienten mit Multimorbidität und komplexere Defekte erfordern individualisierte Konzepte, die biologisch tragfähig und gleichzeitig praxistauglich sind.
- Balance aus Hightech und Handwerk: Digitale Workflows integrieren, aber das biologische Fundament und chirurgische Können nie aus den Augen verlieren.
Für uns junge Implantologen bedeutet das, Brücken zu schlagen zwischen Tradition und Innovation, zwischen digitaler Welt und biologischer Realität, zwischen Mund und Gesamtorganismus. Nur so können wir die steigenden Erwartungen unserer Patient/ -innen erfüllen und die Implantologie zukunftsfähig weiterentwickeln.