Die „Metallfreie Implantologie“ hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und stellt eine vielversprechende Alternative zur herkömmlichen, metallbasierten Zahnimplantation dar. Der Einsatz von biokompatiblen Materialien wie Zirkonoxid ermöglicht es, Implantate zu setzen, die sowohl funktional als auch ästhetisch hervorragend sind und dabei eine hervorragende Verträglichkeit mit dem menschlichen Körper aufweisen. Neben den gesundheitlichen Vorteilen stehen auch ästhetische Aspekte im Vordergrund. Im folgenden Abschnitt möchten wir mehr darüber erfahren, wie Experten die metallfreie Implantologie wahrnehmen und welche Erfahrungen und Meinungen zu den Vorteilen und Herausforderungen dieser Behandlungsmethode bestehen.
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Dr. Volker Opitz, Zahnarztpraxis Dr. Volker Opitz
Keramik als alternatives Implantatmaterial – Zirkondioxid als alternatives Implantatmaterial ist nun schon seit einiger Zeit auf dem Markt. Interessant wurde es jedoch vor allem in den letzten Jahren, als von den Herstellern zweiteilige keramische Implantate entwickelt wurden. Dadurch entsteht eine prothetische Flexibilität, durch welche die Keramikimplantate in echte Konkurrenz zu denen aus Titan treten. So können keramische Implantate mittlerweile mit fast allen prothetischen Komponenten versorgt werden, d. h. Einzelkronen, Brücken, Locatoren, Teleskope etc.
Trotzdem sollte der Einsatz dieser Implantate und deren Überaufbauten bestimmten Prämissen folgen, welche den Materialeigenschaften geschuldet sind. Intraoperative Eindrehkräfte von mehr als 45 Ncm gilt es zu vermieden, um Implantatbruch oder eine Überhitzung des Kieferknochens zu verhindern. Die meisten Keramikimplantate werden im Vergleich zu Titanimplantaten equikrestal und suprakrestal inseriert. Dadurch ist die Freilegung oftmals vereinfacht. Aufgrund der glatten Oberflächen entwickelt sich die Rot-Weiß-Ästhetik meist exzellent. Prothetisch sollten jedoch vor allem Anhängerbrücken und überlange Kronen vermieden werden, da in diesen Fällen ungünstige Kräfte auf die keramischen Flanken der Implantate wirken können.
Keramikimplantate bilden vor allem im Frontbereich bei hoher Lachlinie und dünnem Gingivatyp eine hoch ästhetische Alternative zu Titanimplantaten. Aufgrund der guten Weichgewebeentwicklung kann dann oftmals auch auf eine Weichgewebeaugmentation (wie BGT, FST) verzichtet werden. Für Patienten mit einer nachgewiesenen Titanunverträglichkeit oder dem Wunsch nach einer komplett metallfreien Versorgung sind Keramikimplantate meist die einzige Wahl.
Prof. Etyene Schnurr, PhD, DSc, MSc, DMD; Clinical Affairs and Scientific Studies, Swiss Dental Solutions
Eine patientenorientierte, ästhetische und biokompatible Alternative – Die metallfreie Implantologie, insbesondere mit Zirkonoxid – einer hochfesten Keramik –, gewinnt zunehmend an Popularität, was auf die steigende Patientennachfrage nach ästhetischen Lösungen sowie auf bedeutende Fortschritte in Material und Technologie zurückzuführen ist. Zirkonimplantate sind hoch biokompatibel und können das Risiko von Metallunverträglichkeiten verringern. Ihre natürliche weiße Farbe bietet vor allem im Frontzahnbereich eine überlegene Ästhetik, da sie natürlichen Zähnen sehr ähnlich sieht und den gräulichen Schimmer vermeidet, der bei Titanimplantaten häufig auftritt – insbesondere bei Patienten mit dünnem oder durchscheinendem Zahnfleisch.
Die glatte Oberfläche von Zirkon reduziert die Plaqueanlagerung, verbessert die Mundhygiene und senkt das Risiko periimplantärer Erkrankungen wie Mukositis und Periimplantitis. Das Material bietet zudem eine ausgezeichnete Bruchfestigkeit und langfristige Stabilität, mit klinischen Ergebnissen, die mit denen von Titanimplantaten vergleichbar sind. Es fördert die Integration gesunden Gewebes, reduziert Entzündungen und trägt zur Aufrechterhaltung einer stabilen Weichgewebeabdichtung bei – entscheidend für den Schutz des Implantatlagers. Die breitere Anwendung wird jedoch durch die Notwendigkeit einer hochpräzisen Positionierung eingeschränkt, die eine Integration fortschrittlicher digitaler Workflows erfordert. Diese Präzision ist insbesondere bei komplexen Fällen mit schlechter Knochenqualität oder anatomischen Variationen von zentraler Bedeutung. Zudem besteht für Behandler eine Lernkurve, die spezielle Schulungen und Erfahrung in der Fallauswahl voraussetzt. Um das volle Potenzial von Zirkonimplantaten auszuschöpfen, sind kontinuierliche Forschung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und patientenorientierte Strategien unerlässlich. Diese Maßnahmen sind der Schlüssel zur Entwicklung robuster klinischer Leitlinien und zur Optimierung der Ergebnisse in der metallfreien Implantologie.
Nachgefragt! Nach den wertvollen Erkenntnissen unserer Experten möchten wir Sie herzlich einladen, an einer anonymen Umfrage zum Thema „Metallfreie Implantologie“ teilzunehmen. Ziel der Umfrage ist es, ein Verständnis für aktuelle Ansätze und Herausforderungen im Bereich der metallfreien Implantologie in der Implantologie zu erhalten. Wir bedanken uns für Ihre Teilnahme!
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Dieser Beitrag ist im IJ Implantologie Journal erschienen.