Branchenmeldungen 10.11.2021

PA-Therapie: Ist mikrobiologische Diagnostik jetzt unnötig?

PA-Therapie: Ist mikrobiologische Diagnostik jetzt unnötig?

Foto: IAI Institut für Angewandte Immunologie

Laut S3-Leitlinie soll der adjuvante Einsatz von Antibiotika im Rahmen der PAR-Therapie nicht routinemäßig erfolgen. Kann der Einsatz mikrobiologischer Testsysteme zum Nachweis parodontopathogener Bakterien damit vernachlässigt werden?

Es ist wissenschaftlich allgemein anerkannt, dass parodontopathogene Bakterien und die Verschiebung des subgingivalen Gleichgewichts die Hauptursache für Parodontalerkrankungen darstellen. Das Hauptziel in der Therapie parodontaler Erkrankungen ist daher die Eindämmung der Entzündung durch eine effektive Reduktion der infektionsauslösenden Bakterien, aber auch die langfristige Aufrechterhaltung mikrobiologisch befriedigender Verhältnisse. Das nachfolgende, an die neue PAR-Richtlinie adaptierte Therapiekonzept (Abb.1) zeigt auf, wie und bei welchen Behandlungsschritten die mikrobiologische Diagnostik dabei helfen kann.

Grundlage/Diagnostik

In der Diagnostik werden die klinischen und allgemeinen Parameter sowie die spezifischen Risikofaktoren erfasst, die den Krankheits- und Therapieverlauf beeinflussen können. Da die Dysbiose der Subgingivalflora als Hauptursache für Parodontalerkrankungen gilt, ist eine mikrobiologische Analyse eine sinnvolle Ergänzung für die Eingruppierung des Patienten auf Grundlage des neuen Staging- und Grading-Konzeptes. Patienten mit einer prädisponierenden Allgemeinerkrankung (z.B. Diabetes) profitieren besonders von einer Reduktion der Keimlast und einer frühzeitigen Identifizierung dieses zusätzlichen Risikofaktors.

1. Initialtherapie

Die Initialtherapie beinhaltet die Aufklärung des Patienten, Mundhygiene-Instruktionen, Kontrolle der Risikofaktoren und die PMPR (= professional mechanical plaque removal). Der Patient soll ein deutliches Verständnis für den Risikofaktor dysbiotischer Biofilm erlangen. Eine mikrobiologische Analyse stellt daher die ideale Basis für die Patienteninformation und -motivation im Rahmen der ATG dar.

2. Antiinfektiöse Therapie (AIT)

In der AIT erfolgt die subgingivale Instrumentierung von Taschen ≥ 4 mm. Da der Einsatz systemischer Antibiotika keine Routine-Therapie ist, sollte dieser zur Vermeidung von Übertherapien und zur Auswahl des optimalen Wirkstoffs im Vorfeld unbedingt abgeklärt werden.

Die Reevaluation der AIT beinhaltet die erneute Erhebung der klinischen Parameter sowie eine mikrobiologische Kontrolluntersuchung, auf deren Grundlage die weitere Therapieplanung erfolgen kann.

3. Chirurgische Therapie

Bei Resttaschen ≥ 6 mm erfolgt eine Kürettage unter Sicht mit Entfernung von Granulationsgewebe und Konkrementen mittels Zugangslappen/Taschenelimination; bei positivem mikrobiologischem Ergebnis ggf. mit erneuter antimikrobieller Unterstützung.                     

4. UPT (Lebenslang)

Die UPT umfasst die regelmäßige Kontrolle von Mundhygiene, klinischen Parametern und Risikofaktoren, wobei sich das Recallintervall nach dem Risikoprofil (Grading) des Patienten richtet. Regelmäßige mikrobiologische Untersuchungen dienen der frühzeitigen Erkennung von Reinfektionen und der Aufrechterhaltung der Patientenmotivation. Ein negatives mikrobiologisches Ergebnis bei Taschentiefen < 4 mm spricht für einen Verbleib in der UPT. Bei positivem mikrobiologischem Befund ist eine Evaluation der Reinfektion und ggf. die Rückkehr in die aktive Behandlungsphase indiziert. Außerdem kann das Ergebnis zur Behandlungsdokumentation und als Begründung für zusätzliche PMPR (GOZ 1040) herangezogen werden.

Abb.1: Indikationen für eine mikrobiologische Diagnostik auf Grundlage der neuen PAR-Richtlinie © IAI Institut für Angewandte Immunologie

Fazit

Bei genauerer Betrachtung der Eingangsfrage ist nun das Gegenteil der Fall: die Diagnostik der Subgingivalflora in der Therapie von Parodontalerkrankungen ist so wichtig und hilfreich wie nie zuvor. 

Mikrobiologische Diagnostik ist weit mehr als die reine Hilfestellung zur Antibiose. So spielt sie als entscheidender Faktor für das Grading innerhalb der Klassifizierung eine große Rolle und leistet wertvolle Dienste in der Patientenkommunikation. Auch eine verantwortungsvolle AIT kommt nicht ohne mikrobiologische Testung aus - insbesondere zur Verifizierung von Grenzfällen, in denen leitlinienkonform auf Antibiotika verzichtet werden sollte.

Letztendlich lassen sich auch weiterführende Maßnahmen in der UPT durch die Analyse erklären und als Kontrollinstrument in optimaler Weise nutzen.

Quelle: IAI Institut für Angewandte Immunologie

Dieser Beitrag stammt von dem Anbieter und spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wider.
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