Branchenmeldungen 30.09.2024

Q&A: Behandlung von demenziell erkrankten Patienten



Q&A: Behandlung von demenziell erkrankten Patienten

Foto: getty-images – unsplash.com

Unser Alterungsprozess ist kein Knopfdruck-Ereignis, sondern vollzieht sich über Jahrzehnte mit Veränderungsschüben. Solche Schübe können auch bei einem Besuch in der Zahnarztpraxis sichtbar werden. Wie sollten Zahnärzte damit umgehen, wenn sie bemerken, dass sich ein langjähriger Patient im Verhalten plötzlich auffällig verändert? Welche Methoden gibt es, um eine beginnende demenzielle Erkrankung zu erkennen, und wie sollten sich Behandler verhalten, wenn sich ihr Verdacht einer beginnenden demenziellen Erkrankung verhärtet? ZWP-Autorin Dr. Carla Benz geht im Folgenden auf diese Fragen ein.

Der Anteil der Senioren in der Gesamtbevölkerung steigt stetig, und diese Entwicklung ist bereits jetzt in der täglichen zahnärztlichen Praxis spürbar. Die Behandlung alter und sehr alter Menschen ist ohne Frage ein wichtiges Zukunftsthema für junge Zahnärzte. Diese Patientengruppe stellt uns nicht nur vor therapeutische Herausforderungen, unter Umständen müssen wir ihnen auch auf kommunikativer Ebene anders begegnen als jungen Patienten.

In der Zahnarztpraxis altern unsere Patienten in der Regel in unserer Begleitung. Insbesondere wenn diese über Jahrzehnte regelmäßig ihre Kontrolltermine wahrnehmen, konnte man sich gegenseitig intensiv kennenlernen. Oftmals ist es dann der Zahnarzt, dem schleichende Veränderungen im Wesen und Verhalten der Patienten als erstes auffallen.

Aktuell leben ca. 1,6 Mio. Menschen in Deutschland mit Demenz. Mit dem Anstieg des Lebensalters nimmt auch die Prävalenz demenzieller Erkrankungen weiter zu, sodass sich die Zahnärzteschaft mit dem manchmal besonderen Verhalten dieser Patientengruppe auseinandersetzen sollte. Allen Demenzformen ist eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten gemein, wodurch die Betroffenen in ihren Alltagsfähigkeiten eingeschränkt werden. Allerdings müssen diese kognitiven Beeinträchtigungen einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten andauern, damit die Diagnose „Demenz“ gestellt werden kann.

Simple Fragen stellen

Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Patient an Demenz erkrankt ist, können Sie simple Fragen stellen. Fragen Sie nach der Uhrzeit, nach dem Datum oder wie der Patient zur Praxis gekommen ist. Ist herausnehmbarer Zahnersatz vorhanden, dann reichen Sie diesen nach der Untersuchung verkehrt herum zurück und schauen, ob der Patient die kognitive Leistung erbringen kann, den Zahnersatz richtig herum einzugliedern. Achten Sie außerdem auf seine oder ihre Reaktion.

Ihren Verdacht gegenüber Familienangehörigen äußern

Verhärtet sich Ihr Verdacht, sollten Sie eigentlich Familienangehörige oder den behandelnden Hausarzt informieren. Dies verbietet Ihnen jedoch die ärztliche Schweigepflicht. Daher müssen Sie kreativ werden. Bitten Sie den Patienten darum, zum nächsten Termin in Begleitung zu kommen, damit „alles Weitere“ gemeinsam besprochen werden kann. Oder fragen Sie den Patienten, ob er Sie von der Schweigepflicht befreit, damit Sie den Hausarzt bezüglich allgemeinmedizinischer Fragestellungen kontaktieren können. Konfrontieren Sie den Betroffenen zu diesem möglicherweise frühen Stadium nicht direkt persönlich mit Ihrem Verdacht. Überhaupt zu handeln, ist jedoch für die orale Gesundheit des Patienten wichtig, da diese bei demenziell erkrankten Patienten als erste leidet und unter Umständen auch schwere allgemeinmedizinische Folgen nach sich ziehen kann.

Ruhige Atmosphäre mit verständlichen Abläufen schaffen

Bei der Kommunikation mit demenziell erkrankten Personen gilt grundsätzlich, dass Sie auf eine ruhige Atmosphäre im Behandlungszimmer achten. Strukturieren Sie die Behandlung nachvollziehbar und verständlich, sodass der Patient den Rahmen kennt,in dem Sie sich bewegen.Verwenden Sie kurze,klare Sätze und sprechen Sie verständlich. Korrigieren Sie Ihr Gegenüber nicht, wenn dieses Ihnen von unrealistischen Dingen erzählt (wie z.B., dass seine Mutter gleich käme, um ihn abzuholen o.Ä.), sondern bestärken Sie ihn im Gesagten.

Besonders detaillierte Hilfestellungen im (kommunikativen) Umgang mit demenziell erkrankten Personen bietet Ihnen das Standardwerk: Mobile Zahnmedizin – Die aufsuchende Betreuung von Ina Nitschke, Klaus-Peter Wefers und Julia Jockusch.

Dieser Artikel ist unter dem Titel „Question and answers (Teil 7)“ in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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