Branchenmeldungen 06.05.2025
Guter Lohn, kurze Woche: Zahnarzt sucht Team und findet keins
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Was tun, wenn der Terminkalender voll ist, die Patienten zufrieden sind, aber niemand mehr an der Rezeption sitzt oder am Behandlungsstuhl assistiert? Vor genau diesem Problem stand Dr. Albrecht Schneeweiß, Zahnarzt aus Gera. In einer liebevoll sanierten Villa betrieb er seit 2018 eine moderne Praxis, erfolgreich, gut besucht und mit attraktiven Arbeitsbedingungen: Vier-Tage-Woche, gutes Gehalt, verlässliche Strukturen.
Doch als drei Mitarbeiterinnen kündigten, fand er keinen Ersatz. Trotz monatelanger Suche blieb das Interesse aus. Der Grund? Der Beruf der zahnmedizinischen Fachangestellten steckt in der Krise. Viele junge Menschen brechen die Ausbildung vorzeitig ab, und die, die bleiben, suchen sich oft weniger stressige oder besser bezahlte Jobs in großen Zentren oder beim öffentlichen Dienst. Auch die Bürokratie in Zahnarztpraxen nimmt stetig zu. Ein Faktor, der viele zusätzlich abschreckt.
Am Ende blieb Schneeweiß nichts anderes übrig, als schweren Herzens seine Praxis zu schließen. Heute arbeitet er als angestellter Zahnarzt in einer anderen Praxis in Gera, mit mehr Zeit für sich, aber ohne seine alten Patienten.
Sein Fall steht exemplarisch für eine Entwicklung, die vielen Praxen, besonders auf dem Land droht: Ohne Personal keine Versorgung. Der Fachkräftemangel ist längst nicht mehr nur ein logistisches Problem, sondern berührt das Fundament einer flächendeckenden zahnmedizinischen Versorgung, mit Folgen für Prävention, Kontinuität und Patientensicherheit.
Praxissterben: Fachkräftemangel als kritischer Faktor
Weniger neue Praxen
Immer weniger Zahnärztinnen und Zahnärzte wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Gründe sind unter anderem hohe Investitionskosten, administrative Belastung und fehlendes Fachpersonal. In einzelnen Regionen bleiben Praxisübernahmen oder Neugründungen sogar ganz aus.
ZFA-Beruf besonders betroffen
Die Bundesagentur für Arbeit hat in ihrer Engpassanalyse 2023 den Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) auf Platz 1 der am stärksten vom Personalmangel betroffenen Fachberufe eingestuft.
Nachwuchsproblem mit hohen Abbrüchen
Zwar starteten 2023 über 16.000 Menschen eine Ausbildung zur ZFA – jedoch brachen rund 38,5 % die Ausbildung vorzeitig ab. Dies verschärft die Personallücke in Zahnarztpraxen erheblich.
Eingeschränktes Angebot in Praxen
Viele Zahnarztpraxen sehen sich gezwungen, ihr Leistungsangebot oder ihre Öffnungszeiten zu reduzieren, weil nicht genügend qualifiziertes Personal verfügbar ist.
Prognosen zufolge könnte sich die Zahl fehlender ZFA in Deutschland bis 2027 auf über 11.000 summieren, sofern keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.