Wissenschaft und Forschung 28.10.2022

Baldiger Zusammenbruch oder nur COVID-Unzufriedenheit?

Baldiger Zusammenbruch oder nur COVID-Unzufriedenheit?

Foto: Lightspring – Shutterstock.com

Das Vertrauen der Europäer in die konventionelle Gesundheitsversorgung sinkt.

Der STADA Health Report 2021 hat deutlich gemacht, dass die europäische Bevölkerung zu Corona-Hochzeiten bereit war, Kompromisse einzugehen. Im vergangenen Jahr ist die Zufriedenheit jedoch stark gesunken.

Im Vereinigten Königreich, Österreich, Frankreich, Portugal und Tschechien hat die Zufriedenheit abgenommen. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich Belgien, die Schweiz und die Niederlande, wo die Menschen am zufriedensten mit ihrem Gesundheitssystem sind.

Abnehmende Zufriedenheit

Die Zufriedenheit mit den Gesundheitssystemen im zweiten Jahr der Pandemie nahm fast durchgängig ab, also stellt sich die Frage, wen in den Augen der Europäer die Schuld daran trifft. Trotz des allgemeinen Rückgangs der Zufriedenheit mit den Gesundheitssystemen stehen diese immer noch an der Spitze: Europaweit geben 60 Prozent der Befragten an, dass sie mit den Leistungen ihres Gesundheitssystems während der Pandemie mindestens zufrieden gewesen sind. Besonders positives Feedback geben die Schweiz und die Niederlande, aber auch Belgien, Portugal und das Vereinigte Königreich erreichen eine überdurchschnittliche Zustimmungsrate.

Platz zwei verleihen die Menschen sich selbst, wenn auch etwas weniger enthusiastisch. Etwas mehr als jeder zweite Europäer ist der Meinung, dass er und seine Mitbürger die Krise gut gemeistert haben.Das Vereinigte Königreich, die Schweiz und Portugal hingegen finden ihr Durchhaltevermögen während Corona am besten.

Was die europäischen Regierungen betrifft: Nur 42 Prozent der Europäer finden die Leistung ihrer Regierung gut. Die Schweiz und Portugal geben ihren Politikern jedoch Bestnoten.

Das Vertrauen in die Schulmedizin geht zurück

Bei der abnehmenden Zufriedenheit mit den Gesundheitssystemen stellt sich die Frage, ob sich dieser Trend auch auf die Schulmedizin erstreckt. Tatsächlich ist die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin bei Hausärzten und in Krankenhäusern vertrauen, leicht zurückgegangen. Während sich heute 65 Prozent der Europäer auf die Schulmedizin verlassen, waren es 2021 noch 69 Prozent. Darüber hinaus informiert sich etwas mehr als jeder fünfte Europäer gerne über alternative Behandlungsmöglichkeiten wie Akupunktur und Homöopathie.

Glaubwürdigste Informationsquelle

In einer Zeit, in der das allgemeine und individuelle Bewusstsein für Gesundheitsfragen weiter zunimmt und Fehlinformationen frei zirkulieren, sind Personen und Institutionen wichtig, die gesundheitsbezogene Informationen bereitstellen.

So liegen in Bezug auf die Vertrauenswürdigkeit die Hausärzte an der Spitze, dicht gefolgt von Wissenschaftlern, anderen medizinischen Fachkräften in Krankenhäusern und Apothekern. Epidemiologen sind vielleicht eine der umstrittensten Gruppen: Zwar vertraut eine knappe Mehrheit von 54 Prozent der Europäer ihrem Urteil in Gesundheitsfragen – zwischen den Ländern sind aber starke Schwankungen zu erkennen.

Vertrauen in Pharmaunternehmen

24 Prozent der Europäer vertrauen den Informationen, die sie von Pharmaunternehmen erhalten. Die Menschen in Großbritannien halten solche Informationen dreimal so häufig für korrekt wie die Österreicher.

Tatsächlich sind Pharmaunternehmen die einzige Gruppe, die im Vergleich zu 2022 nicht an Vertrauen eingebüßt hat. Unverändert auf den hinteren Plätzen der Vertrauenswürdigkeit liegen hingegen die Medien und die Politik. Nur knapp jeder Vierte vertraut Gesundheitsinformationen, die von Gesundheitsfachmedien verbreitet werden. Allgemeine Medien erreichen gerade einmal die Hälfte davon. Weitere Befragte vertrauen den Meinungen populärer GesundheitsInfluencer, gefolgt vom Schlusslicht, den Politikern. Ihre treuesten Anhänger finden sich im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden, während die Menschen in Tschechien, Serbien, Österreich und Rumänien so gut wie gar kein Vertrauen in Politiker haben.

Die Apotheke der Zukunft ist digital

Angesichts der Tatsache, dass Apotheker eine der glaubwürdigsten Quellen für gesundheitsbezogene Informationen sind, mag es nicht überraschen, dass mehr als jeder zweite Europäer mindestens einmal im Monat eine Apotheke aufsucht. Doch der Wettbewerb zwischen Apotheken und Onlineanbietern verschärft sich. Die Europäer wurden gefragt, wie ihre ideale Apotheke aussehen würde: Welche Dienstleistungen sollte sie anbieten? Verständlicherweise gehen die Erwartungen der Menschen an die moderne Apotheke weit über das einfache Einlösen von Rezepten und den Kauf rezeptfreier Medikamente hinaus. Der wichtigste Service, den die Europäer von ihrer Apotheke erwarten, ist die Möglichkeit, Medikamente dort online zu bestellen – für jeden dritten Europäer ein Muss. Mehr als jeder Dritte wünscht sich eine individuelle Beratung zu Gesundheitsthemen. Die Möglichkeit, sich auf COVID-19 testen zu lassen, sicherlich auch ein Zeichen der Zeit, steht trotzdem ebenfalls ganz oben auf der Liste. Was die Bequemlichkeit betrifft, so ist die Lieferung per Kurierdienst für mehr als einen von vier Europäern ein Muss.

Weitere potenzielle Leistungen, die von einigen als unverzichtbar angesehen werden, sind grundlegende Gesundheitschecks und Messungen, die Bestellung oder Abrechnung über eine digitale App und die Möglichkeit, sich in der Apotheke impfen zu lassen.

Nach Ansicht der Europäer muss die Apotheke der Zukunft also die individuelle Betreuung mit den Annehmlichkeiten der Digitalisierung verbinden. 

Quelle: STADA Report 2022

Dieser Beitrag ist in der Dental Tribune Österreich erschien.

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