Wissenschaft und Forschung 29.07.2015

Vegetarier trotz riesiger Säbelzähne

Vegetarier trotz riesiger Säbelzähne

Foto: © Sasha Samardzija – Shutterstock

270 Millionen Jahre alte Fossilien mit deutlichen Kampfspuren und Malen, die von Verletzungen durch riesige Säbelzähne zeugen: Doch es handelt sich dabei nicht um Knochen vom fleischfressenden Tyrannosaurus rex. Überraschenderweise war es der Tiarajudens eccentricus, ein Pflanzenfresser, von dem die zugerichteten Fossilien entdeckt wurden. Dies konnten Wissenschaftler durch Funde von Knochen, Skeletten und Zähnen herausfinden.

Forscher aus Brasilien und Südafrika beschäftigten sich schon seit einigen Jahren mit dem pflanzenfressenden Ursäugetier, dem Tiarajudens eccentricus. Kürzlich bewies ein Forscherteam der University of the Witwatersrand in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Forscher Dr. Juan Carlos Cisneros, dass bereits vor 270 Millionen Jahren Kämpfe zwischen Artgenossen, wie wir sie heute kennen, nichts Besonderes waren. Diese Spezies, die lange vor den Dinosauriern lebte, hatte ein ungewöhnliches Gebiss mit hervorstehenden Säbelzähnen und großen Eckzähnen. Trotz dieser furchteinflößenden Zähne war das Tier aber ein Pflanzenfresser. Das besondere Gebiss diente der Abschreckung von Feinden und Einschüchterung von Artgenossen. Der Tiarajudens eccentricus hatte sehr ähnliche Eigenschaften wie sein afrikanischer Artverwandter, der Anomocephalus africanus. Allerdings fehlten den afrikanischen Säugetier-Vorfahren die markanten Säbelzähne. Im Mittleren Perm gab es somit bereits erste Gruppen von Tieren, die sich trotz ähnlicher Eigenschaften unterschiedlich entwickelten.

Auch heutzutage gibt es Nachfahren dieses außergewöhnlichen Säugetiers mit hervorstehendem Kampfwerkzeug, das nicht zur Jagd verwendet wird, sondern um Rivalen und Feinde aus dem Feld zu schlagen. Wie damals nutzen heute beispielsweise Hirsche ihr Geweih bei innerartlichen Auseinandersetzungen – genau wie vor 270 Millionen Jahren. Bei Hirscharten mit kleinem oder fehlendem Geweih ist stattdessen ein Eckzahn vergrößert, während die übrigen Arten mit prächtigem Geweih auf diesen markanten Zahn verzichten müssen. Die Fossilien beweisen, dass es die rivalisierenden Kämpfe zwischen Artverwandten bereits bei den Vorfahren der Säugetiere lange vor dem Zeitalter der Dinosaurier gab. Außerdem treten heute wie damals innerhalb einer Säugetierfamilie unterschiedliche Merkmale, wie der hervorstehende Eckzahn, auf.

 

Publikation: Juan Carlos Cisneros, Fernando Abdala, Tea Jashashvili, Ana de Oliveira Bueno und Paula Dentzien-Dias: Tiarajudens eccentricus and Anomocephalus africanus, two bizarre anomodonts (Synapsida, Therapsida) with dental occlusion from the Permian of Gondwana, Royal Society Open Science, DOI: 10.1098/rsos.150090

Quelle: EurekAlert! 

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