Wissenschaft und Forschung 29.07.2025
Was uns Milchzähne über die Umweltbelastung erzählen
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In einer Übersichtsarbeit analysierten sie zwanzig Studien, in denen genau das gemessen wurde. Im Zentrum stand die Frage, wie stark Kinder während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit giftigen Metallen in Kontakt kommen und ob sich diese Belastung im Zahngewebe ablesen lässt. Milchzähne beginnen sich schon vor der Geburt zu entwickeln. Während dieser Zeit und in den ersten Lebensjahren lagern sie Substanzen ein, die aus dem Körper der Mutter oder aus der unmittelbaren Umwelt stammen. Was aufgenommen wird, bleibt dauerhaft im Zahn. So entsteht eine Art biologisches Protokoll, vergleichbar mit Jahresringen im Holz. Die Ergebnisse zeigen nun klare Zusammenhänge. Kinder, die in der Nähe von Industrieanlagen, Minen oder in Konfliktregionen leben, haben höhere Konzentrationen von Schwermetallen in ihren Zähnen, vor allem Blei. Auch familiäre Einflüsse wurden untersucht. In zwei von fünf Studien ließ sich ein Zusammenhang zwischen dem Rauchen des Vaters und erhöhtem Bleigehalt feststellen. Ein klarer Zusammenhang mit Passivrauchen konnte nicht nachgewiesen werden. Die Studien untersuchten außerdem, ob sich gesundheitliche Auffälligkeiten mit den gemessenen Metallwerten in Verbindung bringen lassen.
Ein direkter Zusammenhang zwischen erhöhter Belastung mit Blei oder Quecksilber und Autismus wurde nicht festgestellt. Auffällig war jedoch, dass niedrigere Manganwerte häufiger bei Kindern mit sprachlichen Auffälligkeiten, schwächerem Gedächtnis und autistischen Verhaltensmerkmalen vorkamen. Milchzähne liefern somit eine stabile und aussagekräftige Grundlage um chronische Belastungen in der frühen Kindheit sichtbar zu machen. Der Moment, in dem ein Zahn ausfällt, ist schnell vorbei. Was bleibt, ist ein kleines Stück Kindheit und ein biologisches Archiv der Umwelt, in der sie stattgefunden hat.