Wissenschaft und Forschung 09.11.2023
Erste Studie zum Sexualdimorphismus in Milchzähnen
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Forscher am Centro Nacional de Investigación sobre la Evolución Humana haben kürzlich eine neue Studie in der Fachzeitschrift Anthropological Science über den Sexualdimorphismus veröffentlicht. Dabei untersuchten sie die Unterschiede zwischen den Milchzähnen von Jungen und Mädchen. Durch den Einsatz von virtueller Anthropologie und 3D-Digitalmodellen stellten sie fest, dass es bei den Milchzähnen weniger Sexualdimorphismus gibt als bei den bleibenden Zähnen. "Das Dentin als lebendes Gewebe, das auf Reize und biologische Signale reagieren kann, könnte empfindlich auf Veränderungen der Konzentrationen von Sexualhormonen reagieren und somit eine entscheidendere Rolle spielen als bisher anerkannt beim Auftreten von Sexualdimorphismus in der bleibenden Dentition", erklärt Elena Gil Donoso, die Hauptautorin dieser Forschung.
Die Untersuchung des Sexualdimorphismus liefert bedeutende Erkenntnisse über die evolutionären Prozesse, die die physischen und Verhaltensmerkmale von Arten geprägt haben. Darüber hinaus stellt sie einen grundlegenden Schritt in der Entwicklung von Geschlechtsbestimmungsmethoden in den forensischen Wissenschaften dar. Im Vergleich zu früheren Studien an bleibenden Zähnen zeigte die Analyse der Milchzähne einen mäßigen Sexualdimorphismus. Es ist jedoch nicht möglich, eine Geschlechtsbestimmungstechnik, die für bleibende Zähne entwickelt wurde, auf Milchzähne zu übertragen, da die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Dentin geringer ausfallen.
Die Ratón Pérez Collection, eine umfangreiche Sammlung von Milchzähnen, spielt eine entscheidende Rolle bei der Untersuchung der Variabilität der menschlichen Spezies. Die Sammlung wurde 2014 geschaffen und ist seitdem durch Spenden aus Spanien und dem Ausland gewachsen. Sie umfasst derzeit über 4.500 Zahnteile. García Campos betont, dass diese Sammlung es ermöglichen wird, weitere Studien zur dentalen Anthropologie durchzuführen und dabei Studenten als Teilnehmer einzubeziehen, um zukünftige Generationen von Forschern auszubilden.
Quelle: Centro Nacional de Investigación sobre la Evolución Humana (CENIEH)