Wissenschaft und Forschung 04.03.2025

Mundkrebs: Neue Erkenntnisse zur Tumorentstehung



Mundkrebs: Neue Erkenntnisse zur Tumorentstehung

Foto: Zay Win Htai – stock.adobe.com

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 9.350 Männer und 3.740 Frauen an Mundkrebs. Ein Forschungsteam der University of California San Diego hat nun einen Mechanismus identifiziert, der erklärt, wie gesunde Stammzellen in den frühesten Stadien zu Krebsstammzellen umprogrammiert werden.

Mundkrebs, auch als Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom bekannt, betrifft Bereiche wie Mundhöhle, Rachen, Nasenhöhlen, Nasennebenhöhlen und Kehlkopf. Die Erkrankung entwickelt sich in den Epithelzellen, der obersten Zellschicht dieser Regionen. Etwa 30 Prozent der Fälle sind auf das humane Papillomavirus (HPV) zurückzuführen. Die Forscher aktivierten ein Protein namens YAP (Yes-assoziiertes Protein), das normalerweise für die Erhaltung von Stammzellen und die Förderung des Zellwachstums verantwortlich ist. In Kombination mit HPV-Onkogenen, die die natürliche Tumorsuppression hemmen, löste dies eine Reihe von zellulären und molekularen Veränderungen aus, die normale Stammzellen in Krebszellen umwandelten. Diese Umprogrammierung konnte in einem Mausmodell nachgewiesen werden. Mithilfe neuester Technologien wie Einzelzell-Analysen und Multi-Omics-Ansätzen verfolgte das Team die Transformation gesunder Stammzellen zu Krebsstammzellen in Echtzeit. Diese Methoden ermöglichten es, die frühesten Ereignisse der Tumorentstehung zu identifizieren, noch bevor ein sichtbarer Tumor vorhanden ist.

Die Ergebnisse, veröffentlicht in Nature Communications, zeigen, dass die Aktivierung von YAP in Verbindung mit HPV-Onkogenen bereits nach zehn Tagen zu invasivem Krebs führt, die normale Zelldifferenzierung stoppt und eine aggressivere, beweglichere Zellform fördert, unkontrolliertes Zellwachstum durch epigenetische Veränderungen begünstigt sowie Immunzellen reprogrammiert, um das Immunsystem zu umgehen und das Tumorwachstum zu unterstützen.

Prof. J. Silvio Gutkind, der die Studie leitete, wird mit seinem Team weiterhin untersuchen, ob neu entwickelte Medikamente, die die YAP-Funktion blockieren, potenzielle Behandlungsmöglichkeiten für Mundkrebs bieten können.

Die neuen Forschungsergebnisse eröffnen insgesamt neue Perspektiven für das Verständnis der frühen Stadien der Krebsentstehung und könnten den Weg für innovative Therapien ebnen, die bereits in den frühesten Phasen der Erkrankung ansetzen.

Quelle: Farhoud Faraji et al, YAP-driven malignant reprogramming of oral epithelial stem cells at single cell resolution, Nature Communications (2025). DOI: 10.1038/s41467-024-55660-6

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