Branchenmeldungen 10.01.2013
Zebramangusten strukturieren Einzelsilben ähnlich wie Menschen
Wenn
Menschen sprechen, strukturieren sie einzelne Silben mit Hilfe von
Vokalen und Konsonanten. Tiere können aufgrund ihrer Anatomie nur eine
beschränkte Anzahl von unterscheidbaren Lauten und Rufen erzeugen.
Komplexe tierische Lautäusserungen wie Wal- und Vogelgesänge entstehen
dadurch, dass kleinere Lauteinheiten – sogenannte «Silben» oder
«Phonocodes» – zu immer wieder neuen Anordnungen kombiniert werden. Von
einsilbigen Lautäusserungen, wie z.B. den Kontakt- und Alarmrufen,
dagegen nahm man bisher an, dass sie keinerlei kombinatorische
Strukturen besitzen. Jetzt belegen die Verhaltensbiologin Marta Manser
und ihr Doktorand David Jansen von der Universität Zürich, dass
einsilbige Rufe von Zebramangusten strukturiert sind und multiple
Informationen beinhalten. Damit zeigen sie erstmals, dass Tiere ebenso
über eine Lautäusserungsstruktur verfügen, die eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem Vokal- und Konsonantensystem der menschlichen Sprache hat.
Einzelsilbe gibt Auskunft über Identität und Tätigkeit des Rufers
Die Untersuchungen wurden an freilebenden Zebramangusten in einer
Forschungsstation in Uganda durchgeführt. Für ihre Studie stützten sich
die Wissenschaftler auf detaillierte Verhaltensbeobachtungen in
Kombination mit Tonaufnahmen der Rufe und akustischen Analysen der
Kontaktrufe. Ein solcher Ruf dauert zwischen 50 und 150 Millisekunden
und kann als einzelne «Silbe» aufgefasst werden. Jansen und Kollegen
zeigen nun, dass einsilbige Rufe von Zebramangusten trotz ihrer Kürze
mehrere zeitlich getrennte Stimmeinsätze aufweisen. Sie vermuteten, dass
diese von Bedeutung seien und untersuchten daher die einzelnen Rufe auf
Hinweise zur Individualität und des Verhaltens. «Das Eingangsgeräusch
des Rufes gibt über die Identität des rufenden Tiers Auskunft»,
erläutert Jansen. Der zweite, mehr klangliche und einem Vokal ähnliche
Teil des Rufs orientiert dagegen über die aktuelle Tätigkeit des Rufers.
Strukturierte Einzelsilben bei Tieren keine Ausnahme?
Manser und ihr Team weisen damit als erste nach, dass auch Tiere
Einzelsilben – analog zu den Vokalen und Konsonanten der menschlichen
Sprache – strukturieren. Die Forscher sind überzeugt, dass
Zebramangusten nicht die einzige Tierart sind, die Silben strukturieren
können. Sie gehen davon aus, dass das Phänomen in den wissenschaftlichen
Untersuchungen bislang übersehen wurde. So weisen die beiden darauf
hin, dass auch Frösche und Fledermäuse Einzelsilben strukturieren. Dazu
Jansen: «Das Beispiel der Zebramangusten zeigt, dass sogenannt einfache
tierische Lautäusserungen weitaus komplexer sein können, als man bisher
für möglich hielt.»
Zebramangusten:
Zebramangusten (Mungo mungos) leben in den Savannengebieten südlich der
Sahara. Sie sind Kleinraubtiere, die in Sozialverbänden leben und mit
Erdmännchen (Suricata suricatta) verwandt sind. Zebramangusten
unterscheiden sich von Erdmännchen und anderen Säugetieren mit
kooperativer Jungenaufzucht dadurch, dass jeweils mehrere Weibchen Junge
haben. Im Gegensatz dazu hat bei den Erdmännchen nur das dominante
Weibchen Junge.
Zebramangusten-Gruppen umfassen jeweils um die zwanzig erwachsenen
Tiere. Die Gruppe kümmert sich um die Jungtiere, verteidigt das
Territorium gemeinschaftlich und geht geschlossen auf Futtersuche.
Sobald die Jungen mit der Gruppe auf Futtersuche gehen, gehen sie eine
ausschliessliche, eins zu eins Beziehung mit einem erwachsenen Tier,
einem Begleiter, ein. Die Jungen erkennen ihren Begleiter aufgrund
dessen Rufe und sind in der Lage, ihn von andern Gruppenmitgliedern zu
unterscheiden. Zebramangusten verfügen über ein breites Spektrum an
Lauten und koordinieren auf diese Weise ihre Tätigkeiten und erhalten so
den Gruppenzusammenhalt aufrecht.
Literatur:
David A.W.A.M. Jansen, Michael A. Cant, and Marta B. Manser. Segmental
concatenation of individual signatures and context cues in banded
mongoose (Mungos mungo) close calls. BMC Biology.
doi:10.1186/1741-7007-10-97
Quelle: Universität Zürich