Branchenmeldungen 18.10.2025
Philipp-Pfaff-Preis 2025 der Zahnärztekammer Berlin verliehen
Die beiden Wissenschaftlerinnen wurden für ihre Förderung des zahnmedizinischen Nachwuchses in Wissenschaft und Lehre, ihre engagierte Begleitung der Studierenden und für ihren herausragenden Einsatz für den zahnärztlichen Berufsstand ausgezeichnet. „Jahrzehntelange Leidenschaft für unsere Profession, Engagement, Wissensdurst und Forscherdrang zeichnen die Preisträgerinnen ebenso aus, wie Verständnis für die Belange, Sorgen und Nöte der Studierenden“, sagte Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin, in seiner Laudatio. „Die Professorinnen Peroz und Schmidt-Westhausen verknüpfen konsequent die fachlich fundierten Grundlagen mit aktuellen Forschungsergebnissen, geben praktische Fertigkeiten an ihre Studierenden weiter und fördern gezielt kommunikative und soziale Kompetenzen in der Praxis.“ Heegewaldt unterstrich, dass eine gute zahnmedizinische Wissensvermittlung für einen integrativen, patientenorientierten, forschungsbasierten und praxisnahen Lehransatz stehe. „All das finden wir bei unseren beiden heutigen Preisträgerinnen im Übermaß. Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass uns der Stoff engagiert vermittelt wird; dass die Lehrenden für ihr Fach brennen und durch ihr Vorbild zur Nachahmung motivieren.“
Sowohl Peroz als auch Schmidt-Westhausen betonten bei ihren Dankesworten, wie sehr sie sich insbesondere über die Anerkennung ihrer jahrelangen engagierten Lehrtätigkeit und Wissensvermittlung bei der Preisvergabe freuen: „Zahnmedizinisches Wissen vierzig Jahre an den Nachwuchs weiterzugeben, war für mich stets ein wichtiges Anliegen“, so Schmidt-Westhausen. „Diese Auszeichnung ist eine besondere Ehre und fühlt sich ein bisschen an wie bei der Oscar-Verleihung“, meinte Peroz augenzwinkernd. „Gleich morgen um acht Uhr geht es bei mir im Hörsaal weiter und ich darf den Studierenden etwas zum Thema Funktionsdiagnostik vortragen.“
Die Preisträgerinnen
Prof. Dr. Ingrid Peroz kam aus Lauf in Baden zum Studium an die Freie Universität Berlin. Ab 1985 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Klinische Prothetik an der Zahnklinik Nord und promovierte 1987 bei Prof. Dr. Eveline Meyer mit ihrer Dissertation „Auswirkungen verschiedener Desinfektionsmittel an Polyäther-, Polysulfid- und Silikonabformmassen auf die Dimensionsstabilität und Härte der Gipsausgüsse“. Im Jahr 2000 wurde sie zur Oberärztin der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre an der Charité ernannt und habilitierte 2004 mit „Untersuchungen zur Diskusverlagerung ohne Reposition am Kiefergelenk“ bei Prof. Dr. Klaus-Peter Lange. Ab 2010 hatte sie fünf Jahre lang die kommissarische Leitung der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre inne. 2017 erhielt sie ihre Professur. Peroz ist Spezialistin für Prothetik der Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien e. V. (DGPro), Spezialistin für Funktionsdiagnostik und -therapie der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) und forscht neben der Funktionsdiagnostik und -therapie zu CMD und Tinnitus, CMD und Psychosomatik, zu Totalprothetik, Alterszahnmedizin und Lehrmanagementsystem für die Zahnmedizin.
Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen, gebürtige Berlinerin, studierte 1976 bis 1982 Zahnmedizin an der Freien Universität Berlin. 1983 promovierte sie bei Prof. Dr. Hans Peter Rosemeier im Fachbereich Medizinpsychologie mit dem Titel: „Affektives Erleben und Verhalten bei der zahnärztlichen Behandlung unter besonderer Berücksichtigung von Angst und Vertrauen“. Nachdem sie Mitte der 80er Jahre in Charlottenburg in eigener Praxis tätig war, zog es sie zurück an die Universität, 1985 bis 1989 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Oralchirurgie und Zahnärztliche Röntgenologie an der Freien Universität Berlin. 1989 wurde sie Fachzahnärztin für Oralchirurgie und war bis 1997 Oberärztin an der Abteilung für Oralchirurgie und Zahnärztliche Röntgenologie, 1997 bis 2004 verantwortlich für die HIV-Spezialklinik – Klinik für orale Manifestationen. 2001 wurde sie unter Prof. Dr. Peter A. Reichart mit ihrer Habilitationsschrift „Experimentelle Studien zur Pathogenese und Therapie der oralen Candidiasis bei Immundefizienz “ für das Fach Oralchirurgie und Oralmedizin habilitiert und erhielt eine Außerordentliche Honorarprofessur der Universität Hongkong. 2004 wurde sie zur Universitätsprofessorin für das Fach Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie an die Charité Universitätsmedizin Berlin berufen und arbeitete bis zu ihrer Emeritierung 2024 als Leiterin und Lehrstuhlinhaberin des Bereichs Oralchirurgie, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie im Charité Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (CC3) Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Die Zahnärztekammer Berlin ehrt seit 2001 Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich in herausragender Weise um den zahnärztlichen Berufsstand verdient gemacht haben. Namensgeber des Preises ist seit 2019 der Berliner Mediziner Philipp Pfaff (1713 – 1766). Pfaff widmete sich der zu seiner Zeit völlig unterentwickelten und verrufenen Zahnmedizin und veröffentlichte das erste Lehrbuch über Zahnmedizin in deutscher Sprache: „Abhandlung von den Zähnen des menschlichen Körpers und deren Krankheiten“. Damit legte er Mitte des 18. Jahrhunderts den Grundstein zu einer eigenständigen Zahnheilkunde in Deutschland und gilt als Vordenker der modernen Zahnheilkunde.
Quelle: ZÄK Berlin