Labormanagement 05.10.2021
„Präzision in der Sache und Leichtigkeit im Umgang“
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Seit 17 Jahren floriert die Zahnfabrik, das Dentallabor von ZTM Martin Janenz. Mit inzwischen drei Standorten, 55 Mitarbeitenden und einem ausgeklügelten digitalen Workflow hat sich die mitarbeiterorientierte Philosophie von Martin Janenz ausgezahlt und das Unternehmen befindet sich auf Erfolgskurs. Im Interview wird deutlich, welche immensen Vorteile er in der Digitalisierung sieht.
Herr Janenz, Sie haben vor genau 17 Jahren die Zahnfabrik Berlin gegründet und bedienen momentan drei Standorte. Welche Motivation lag diesem Prozess zugrunde und welchen Grundsätzen haben Sie sich dabei verschrieben?
Ich bin ein positiv denkender Mensch, der sich gern hohe Ziele setzt. Anpacken, neue Wege gehen, die eigene Persönlichkeit und den Workflow immer wieder weiterentwickeln – das macht mir Spaß, das spornt mich an. Als Werte sind mir Menschlichkeit, Verlässlichkeit und Wertschätzung besonders wichtig. Das heißt zum Beispiel auch, dass sich alle im Team aufeinander verlassen können und auf Augenhöhe arbeiten, vom Auszubildenden bis zum Meister. Meine Erfahrung ist: Wenn Teamgeist und Kommunikation stimmen und alle denselben hohen Qualitätsanspruch haben, stimmt auch das Ergebnis. Dabei ist diese Mischung aus Präzision in der Sache und Leichtigkeit im Umgang wichtig, und das erlebe ich hier zum Glück. Bei uns wird gern gelobt und gerade investiere ich viel in die Weiterentwicklung meiner Teams. Ich freue mich, wenn alle glücklich sind: Zahnärzte, Patienten und meine Mitarbeiter.
Sie haben sich u.a. auf die digitale Fertigung spezialisiert. Was hat Sie dazu bewogen?
Sie haben sich u. a. auf die digitale Fertigung spezialisiert. Was hat Sie dazu bewogen? Ich hatte mich aus vielen Gründen schon früh für das CAD/CAM-Verfahren entschieden, allein schon wegen der hohen Prozesssicherheit und dem erheblich vereinfachten Workflow. Außerdem finde ich die Möglichkeit, mitten im Prozess einzelne Schritte einfach wiederholen zu können, überzeugend. Wenn ich da an früher denke, haben wir stundenlang per Hand eine voll- anatomische Brücke aufgewachst, und wenn es im letzten Schritt einen Fehlguss gab, durften wir wieder bei null anfangen – nicht gerade motivationsfördernd. Wir sparen also extrem viel Zeit und arbeiten gleichzeitig deutlich präziser. Eine gute Kombination!
Generell finde ich es wichtig, mit der Zeit zu gehen. Die Fräsanlage und eine gute Software sind heute die besten Freunde des Zahntechnikers. Es fasziniert mich, wie sich unser Beruf in den letzten Jahren entwickelt hat: Hochpräzision im My-Bereich, naturidentische Materialien und ständig verbesserte Software sind eine enorme Unterstützung, und die Ergebnisse sprechen für sich. Wir können selbst kaum noch sagen, was ein echter Zahn ist und was die Kopie.
Wie bewerten sie den aktuellen Stand der Digitalisierung im Hinblick auf das Berufsbild Zahntechnik?
Ich sehe die Digitalisierung ganz klar als eine Bereicherung für unsere Branche und finde auch, dass sie unsere Arbeit nicht stupider macht oder weniger verlangt von uns, sondern im Grunde sogar mehr. Durch die ständig neuen Prozesse und Geräte ist mehr Flexibilität, Kreativität und Vielseitigkeit gefragt – nur eben auf einer anderen Ebene. Unser Beruf hat heute zwei Facetten: Ein Zahntechniker muss ein guter Handwerker sein und sich mit der Software auskennen, um fit an den Maschinen zu sein. Wer nur eine dieser Fähigkeiten gut entwickelt hat, kann in dem Beruf nicht exzellent sein. Heute siegt, wer beides kann.
Die Digitalisierung bewirkt auch, dass die Industrie dazu motiviert wird, ständig neue Materialien zu entwickeln, die die Bedürfnisse der Patienten optimal erfüllen. Ich denke da zum Beispiel an die höhere Biokompatibilität und Homogenität – das ist im Hinblick auf Allergien und Sensibilitäten natürlich ein Segen. Und für uns als Zahntechniker bieten die neuen Materialien auch Chancen in der Fertigung.
Welche Maschinen und Materialien verwenden Sie in Ihrem Workflow?
Meine Strategie heißt mehrgleisig fahren. Bei den Fräsmaschinen benutze ich zum Beispiel vier unterschiedliche Hersteller, bei den Druckern sind es drei und auch bei der Software setzen wir auf unterschiedliche Anbieter. Damit bin ich immer gut gefahren, wir haben mehr Möglichkeiten. Was ich besonders spannend finde, ist die Arbeit mit dem Face Hunter. Damit sind wir in der Lage, die Gesichter der Patienten im Labor aufzunehmen und ins System zu spielen. Es ist natürlich eine wahnsinnige Erleichterung, jederzeit alles in 3D vor sich zu haben, auch der Lippenschluss ist so zum Beispiel darstellbar und die Zahnärzte können direkt mitdiskutieren, weil wir den Screenshot mailen und damit alles optimal visualisieren. So macht professionelles Arbeiten Spaß!
Sie bieten eine große Servicebandbreite an, unter anderem auch die Regelung der Unternehmensnachfolge. Was steckt hier konkret dahinter?
Es gibt etliche Meister, die viel Herzblut und Zeit investiert haben, um ein Labor aufzubauen – und dann möchte es niemand weiterführen. Ich finde das schade und habe deshalb vor zehn Jahren ein Labor mit allen Mitarbeitern übernommen. Das hat sehr gut geklappt, sogar der ehemalige Inhaber wollte weiter bei uns arbeiten – was natürlich auch möglich ist. Der andere positive Effekt dabei war: Die Zahnärzte konnten sich weiter auf die bekannten Techniker verlassen und haben sich zusätzlich über unsere besondere Handschrift gefreut. Das Modell wurde dann schnell zum Selbstläufer. Mittlerweile haben wir effiziente Konzepte entwickelt, mit denen der Neustart leicht gelingt und sich alle wohlfühlen. Eine klassische Win-win-Situation.
Wohin soll die Reise für Ihr Unternehmen gehen?
Die meisten Unternehmen auf Expansionskurs denken in die Breite. Also viel einkaufen, billig produzieren, niedrige Löhne, mehr verdienen – eine ganz simple Rechnung ist das. Meine Vision ist eine andere: Lieber will ich Mitarbeiter besser bezahlen, beste Arbeitsbedingungen schaffen und natürlich auch ein gutes Betriebsklima. Dabei helfen Weiterbildungsangebote und sicher auch unsere berüchtigten „Klassenfahrten“. Auf die neuesten Geräte setze ich auch weiterhin. Ich möchte, dass die Zahnfabrik für höchsten Standard bekannt ist und wir uns über Quali- tät einen Namen machen. In den kommenden zehn Jahren sehe ich zehn Labore mehr, die exzellent und mit persönlichem Engagement einen Topjob machen. Dafür trete ich an.
Herr Janenz, vielen Dank für den Einblick!
Kontakt
ZTM Martin Janenz
Zahnfabrik Berlin
Rheinstraße 45/46
12161 Berlin
Tel.: +49 30 25206355
info@zahnfabrik-berlin.de
Dieser Beitrag ist in der ZT Zahntechnik Zeitung erschienen.