Personalmanagement 21.04.2022

Ein Händchen für Typen: Typgerechte Führung von Mitarbeitern

Ein Händchen für Typen: Typgerechte Führung von Mitarbeitern

Foto: tomertu – stock.adobe.com

Um ihr Praxisteam erfolgreich zu führen, optimal zu fördern und eine emotionale Bindung zum Unternehmen Zahnarztpraxis zu schaffen, ist es wichtig, jeden einzelnen Mitarbeiter richtig einzuschätzen. In einer Zeit, in der vor allem im Gesundheitswesen ein ausgeprägter Fachkräftemangel herrscht, gilt es, die Möglichkeiten zu erkennen, wie mit unterschiedlichen Typen effizient zusammengearbeitet werden kann.

Die Lösung im Umgang mit „anspruchsvollen Arbeitnehmern“ ist dabei einfacher als gedacht: Unterschiedliche Mitarbeiter haben unterschiedliche Ansprüche. Es stellt sich also die Frage, wie alle Mitarbeitenden erfolgreich und souverän in das Praxisteam integriert und zu Höchstleistungen motiviert werden können. Der Schlüssel hierfür liegt in der Empathiefähigkeit des Praxisinhabers als Führungskraft und seiner Umgangsweise mit verschiedenen Persönlichkeitstypen1 von Arbeitnehmern.

Dominante Persönlichkeiten (D-Typ)

Dominante Persönlichkeiten (D-Typ) sind bspw. durchsetzungsstark und möchten sich im Praxisteam eine herausgehobene Stellung erarbeiten und im „Daily Business“ beweisen – dabei schießen sie auch manches Mal über das Ziel hinaus. Es ist demnach wichtig, dass sie solchen Teammitgliedern klare Grenzen aufzeigen und diese auch kommunizieren. Ein klarer Vorteil dominanter Mitarbeiter liegt auf der Hand: sie sind in der Regel hoch motiviert. Daher brauchen sie auch ehrgeizige Ziele und die Möglichkeit, eigenständig zu arbeiten. Hier reicht häufig die Festlegung eines Stichtages (z. B. bis zu dem das Hygienekonzept der Praxis erarbeitet sein soll) oder die Formulierung konkreter inhaltlicher Erwartungen, um den Mitarbeitenden zu „pushen“. Wichtig ist, dass Sie diesen Persönlichkeitstyp mit anspruchsvollen Tätigkeiten fördern. Übergeben Sie ihm die „toughen“ (und möglicherweise auch unangenehmen) Aufgaben: das anspruchsvolle Gespräch mit einem kritischen Patienten oder die „schwierige“ Kommunikation mit einer kostenerstattenden Stelle oder dem Fremdlabor reizen und fordern ihn gleichermaßen. Hier blüht dieser Mitarbeitertyp auf und kann sein Können unter Beweis stellen. Machen Sie als Praxisinhaber allerdings klar, dass Sie der Unternehmensinhaber sind und Letzt-Entscheidungen bei Ihnen liegen.

Initiative Persönlichkeiten (I-Typ)

Initiative Persönlichkeiten (I-Typ) sind kreative Menschen, die in und mit der gemeinsamen Arbeit für ihre Mitmenschen aufblühen. Initiative Individuen sind spontan und extrovertiert. Eine solche Persönlichkeit, welche die Patienten am Empfang begrüßt, kann Offenheit und Freundlichkeit ausstrahlen und somit eine positive Wirkung auf ängstliche oder unsichere Patienten entfalten. Erlauben Sie diesen Mitarbeitertypen „Small Talk“ mit Kollegen oder erst recht auch mit den Patienten; achten Sie jedoch auf eine strukturierte Arbeitsweise oder die Einhaltung von Terminen. Gestatten Sie die Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern ihres Praxisteams und variieren Sie die Aufgaben: ein I-Typ wird beispielsweise mit Enthusiasmus den nächsten Praxisausflug oder die Renovierung des Wartezimmers planen und organisieren. Unterstützen Sie dieses Engagement, indem Sie Projekte (und deren Zeitplan) akribisch vorantreiben und auf deren Abschluss Wert legen – und dies einfordern.

Gewissenhafte Persönlichkeiten (G-Typ)

Gewissenhafte Persönlichkeiten (G-Typ) sind häufig die perfekten Abrechnungskräfte: sie arbeiten akkurat und genau und sind meistens gut informiert. Einer ZMV, welche diese Charaktereigenschaften aufweist, können Sie vertrauen: sie arbeitet selbstständig und agiert überlegt – eine Überprüfung ihrer Arbeit sollte nur dann erfolgen, wenn es absolut notwendig ist. Sollten Sie eine Assistenzzahnärztin im Team haben, die dem G-Typ zuzuordnen ist, geben Sie ihr die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Arbeit zu erbringen – das kostet Zeit; gewähren Sie diese. Erklären Sie Aufgaben und Arbeitsschritte strukturiert und logisch. Ermöglichen Sie Zeit zur Reflexion und zur kritischen Nachfrage. Seien Sie sich bewusst, dass G-Persönlichkeiten Arbeitsprozesse und Strukturen hinterfragen! Nehmen Sie diese Kritik nicht persönlich; im Regelfall stellt eine solche Vorgehensweise objektives Feedback dar, um Abläufe und Pläne zu optimieren. Seien Sie sich bewusst, dass gewissenhafte Mitarbeiter immer auf dem aktuellen wissenschaftlichen oder rechtlichen Stand sind: sie kennen aktuelle Studien und die Vorgaben/Empfehlungen der LZK. Machen Sie sich dieses Wissen zunutze! Aber Achtung: Stellen Sie sich darauf ein, Pläne und Entscheidungen, die Sie als Praxisinhaber treffen, mit Logik und Fakten zu untermauern. Sollten Sie das beherzigen, haben Sie ein wertvolles und loyales Teammitglied auf Ihrer Seite, das Sie stets unterstützen wird.

Stetiger Typ (S-Typ)

Zurückhaltende und mitunter unsichere Menschen sind dem „stetigen Typ“ (S-Typ) zuzuordnen. Sie sind häufig freundlich und höflich, manchmal jedoch wenig entscheidungsfreudig. Stetige Mitmenschen sind ideal in der „Stuhlassistenz“ eingesetzt: sie mögen das Betreuen und Helfen anderer, sind empathisch und mitfühlend. Bitte beachten Sie jedoch: Übertragen Sie Verantwortung und eigene Arbeitsbereiche (beispielsweise bei der Assistenz oder im Steri) nur sukzessive. Vermeiden Sie dabei unnötigen Zeitdruck und zeigen Sie Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Kündigen Sie Änderungen, beispielsweise bei neuen Arbeitsabläufen oder bezüglich neuer Praxisöffnungszeiten, frühzeitig an: ein S-Typ muss sich mental darauf erst einstellen können. Ein stetiger Mitarbeiter mag klare Handlungsroutinen und feste Arbeitsbereiche. Ermöglichen Sie ihm dies, werden sie ein verlässliches und wahrscheinlich auch langjähriges Teammitglied haben, das zum positiven Betriebsklima beitragen wird.

Fazit

Zusammenfassend wird deutlich, dass jeder Persönlichkeitstyp eine individuelle Ansprache und spezifisches Führungsverhalten benötigt. Wird ihm dies zuteil und entgegengebracht, kann sich das Potenzial seines Typs entfalten und bildet – in der Summe und im Zusammenwirken mit anderen – die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Absolvierung aller Aufgaben und Herausforderungen im Praxisalltag.

Hier geht’s zum Coaching

Für weitergehende Infos oder ein individuelles Coaching steht Dr. Marc Elstner, Inhaber von BiMaCon, einem auf das Gesundheitswesen spezialisierten Beratungs- und Bildungsunternehmen, mit Einzeltrainings auf Augenhöhe zur Verfügung. Alternativ bietet er auch Online-Workshops an. Alle Details hierzu auf www.bimacon.eu 

Nächste Webinartermine:

Mittwoch, 20. April 2022 (in Kooperation mit dem FVDZ) und Mittwoch, 12. Oktober 2022

1 Bei der Einteilung handelt es sich um ein Instrument der Persönlichkeitsstruktur bzw. Persönlichkeitspsychologie. Die heutige DiSG ® Theorie basiert auf der Arbeit des amerika nischen Psychologen William Moulton Marston und kann somit als Vater des DiSG ® Persönlichkeitstests angesehen werden. Er postulierte erstmals die Erkenntnis einer Typologie, dass die individuelle Wahrnehmung unserer Umwelt unsere Kommunikation entscheidend beeinflusst. Sein Buch Emotions of Normal People war 1928 die erste Publikation mit den vier Verhaltensdimensionen. So ergeben sich wiederkehrende Verhaltensmuster – oder auch Verhaltensstile – aus vier verschiedenen Dimensionen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse entwickelte Prof. Dr. John G. Geier von der University of Minnesota das aktuelle DiSG® Persönlichkeitsprofil, welches

Autor: Dr. phil. Marc Elstner

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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