Praxishygiene 16.12.2022

Hygiene und Qualitätsmanagement sind kein Hexenwerk!



Hygiene und Qualitätsmanagement sind kein Hexenwerk!

Foto: Syda Productions – stock.adobe.com

Hygiene ist ein 365-Tage-Thema in Zahnarztpraxen, bei dem ein selbstverständlich hoher Standard mit stetigen Novellierungen und sich daraus ergebenden Anpassungen einhergeht. Im Interview erläutert die langjährige Dentalhygienikerin Marija Krauß, wie Hygiene und QM unkompliziert im Praxisalltag integriert werden können und spricht zugleich Entwicklungen der Branche an.

Die Hygieneanforderungen in Zahnarztpraxen sind hoch: aktuelle Richtlinien, Empfehlungen und Gesetze werden gerade bei Praxisbegehungen streng überwacht. Was müssen Praxen beachten, um den Anforderungen zu entsprechen?

Zuallererst möchte ich betonen, dass Praxishygiene und Qualitätsmanagement kein Hexenwerk sind! Damit Praxen hier stets erfolgreich aufgestellt sind, gilt jedoch vor allem eins: sie müssen immer am Ball bleiben. Da es keine offiziellen Hygiene-Updates im Überblick gibt, müssen sich Praxen hier proaktiv immer wieder auf den aktuellen Stand bringen. Es empfiehlt sich daher, klare Verantwortlichkeiten für diesen Bereich zu bestimmen. Eine Person reicht da nicht aus, es sollte – sofern die Praxis aus genügend Mitarbeitern besteht – eine Vertretung bestimmt werden, die sich der Aufgabe bei Personalausfällen, Urlauben etc. annimmt. Wichtig ist, den mit der Aufgabe betrauten Personen regelmäßig Recherchezeiten zu ermöglichen und zusätzlich Fortbildungsveranstaltungen anzubieten – nur so kann man up-to-date bleiben! Ansonsten kann es für die Praxen schwierig werden, den permanent hohen Anforderungen dauerhaft gerecht zu werden. In meiner langjährigen Betreuungstätigkeit habe ich Praxen auf eine Vielzahl an Praxisbegehungen vorbereitet und ich muss wirklich sagen, dass trotz aller guter Vorbereitung auch immer ein Quäntchen Glück dazugehört. Man kann vorher nie wissen, was das Steckenpferd des Gutachters ist und worauf dieser besonders Wert legt.

Was empfehlen Sie für die Umsetzung der Hygienerichtlinien im Praxisalltag?

Zur Vereinfachung der Dokumentation sollte man heutzutage unbedingt auf die Digitalisierung setzen. Es gibt viele gute Programme und gerade aktuell entwickelt sich der Markt – schauen wir mal, was da noch auf uns zukommt. Hat man sich für die Digitalisierung der Dokumentation entschieden, stellt sich nur noch die Frage, auf welche Art eines Programms man setzen möchte. Es gibt separate, nur auf die Dokumentation spezialisierte Programme, aber auch in Abrechnungsprogramme integrierte Tools. Hier muss man sich fragen, was sich am besten in den Praxisalltag integrieren lässt.

Was hat die Pandemie mit dem Thema Praxishygiene gemacht?

Ehrlich gesagt, hat die Pandemie in den Zahnarztpraxen vor allem für eins gesorgt: Verunsicherung. Deutschland hatte bereits lange vor der Pandemie die strengsten Hygienerichtlinien in ganz Europa. Haben sich Praxen an diesen orientiert, waren sie eigentlich gut aufgestellt. Im Gegensatz dazu steht beispielsweise meine neue Heimat Österreich: Es gibt nur wenige wirkliche Bestimmungen. Dort passen die gesamten Hygienerichtlinien auf gerade einmal vier DIN-A4-Seiten. Die Pandemie war hier deshalb ein klarer Motor für den Ausbau der bis dato bestehenden Richtlinien.

Der Markt bietet immer neue Produktentwicklungen für den Hygienebereich an. Was würden Sie als (sinnvolle) Trends für das kommende Jahr in Sachen Hygiene festmachen?

Viele neue Entwicklungen bietet der Markt aktuell nicht. Was ich persönlich aber für eine sinnvolle Neuerung halte, ist der Careclave von Melag. Dabei handelt es sich um eine Box, die in den Autoklav zur Aufbereitung der Hand- und Winkelstücke integriert werden kann. Das vereinfacht diesen Prozessschritt immens. Es gibt aber auch Produkte, die ich im Hygienebereich – gerade auch im Kontext der Pandemie – als wenig sinnstiftend einstufen würde. Ganz vorne mit dabei: die zahlreichen Raumbelüftungssysteme. Was ich mir zukünftig aber wünschen würde, wäre ein verstärkter Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Gerade im Hygienebereich produzieren Praxen eine große Menge Müll, weshalb die Industrie verstärkt auf Mehrwegprodukte setzen sollte.

Weitere Informationen zu und von Marija Krauß unter: www.praedentis.de

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Praxis Wirtschaft erschienen.

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