Prophylaxe 02.12.2015
Warum die Reinigung von Zahnersatz so wichtig ist
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Bakterielle Beläge auf herausnehmbarem Zahnersatz und unzureichende Prothesenpflege verursachen sehr häufig orale Komplikationen. Das ist aber nicht alles. Auch Bakterien, die eine auslösende Rolle bei schwerwiegenden systemischen Erkrankungen spielen, finden sich auf Zahnersatz. Er bildet ein Reservoir für diese Keime.
Die konsequente Beseitigung des bakteriellen Biofilms von der prothetischen Versorgung trägt dazu bei, das Risiko oraler und systemischer Erkrankungen zu kontrollieren. Sehr oft ruft bakterielle Plaque auf herausnehmbarem Zahnersatz eine Stomatitis hervor.1 Bei vorhandenen Restzähnen erhöhen sich das Kariesrisiko und die Gefahr parodontaler Erkrankungen. Auch Implantate unterliegen einer stärkeren Gefährdung.2 Darüber hinaus finden sich im bakteriellen Biofilm auf Zahnersatz auch Mikroorganismen, die mit systemischen Erkrankungen assoziiert sind. Zu diesen zählen unter anderem: bakterielle Endokarditis, aspirationsbedingte Lungenentzündung, Magen-Darm-Entzündung, chronische obstruktive Lungenerkrankung.2 In diesem Kontext ein paar Informationen zur Lungenentzündung: Eine Lungenentzündung stellt eine potenziell lebensgefährliche Erkrankung dar. Zu den Betroffenen gehören vor allem ältere Menschen.3 Knapp ein Drittel der Patienten muss im Krankenhaus behandelt werden. Bei chronisch Erkrankten verläuft die Lungenentzündung schwerer und die Genesung dauert länger. Mit zunehmendem Alter steigt die Mortalitätsrate. So stirbt fast jeder fünfte Patient zwischen 80 und 89 Jahren an einer Pneunomie.4
Gesunde Verhältnisse im Mund schaffen
Im Bewusstsein dieser Gefahren gilt der präventiven Behandlung besondere Aufmerksamkeit.5 Wesentliche Voraussetzungen für gesunde Verhältnisse im Mund bilden die optimale Passform des Zahnersatzes sowie eine konsequente Mund- und Prothesenhygiene. Beläge sind unbedingt vom Zahnersatz zu entfernen, wobei sich das Ultraschallbad bewährt hat. Raue Stellen sind zu glätten, um die Akkumulation bakterieller Plaque zu hemmen und Irritationen der Schleimhaut zu verhindern. Gegebenenfalls erfolgt eine Unterfütterung zur Verbesserung der Passform. Bei der Keimkontrolle spielen chlorhexidinhaltige Präparate eine wichtige Rolle. Die langjährige Erfahrung belegt das breite Wirkspektrum und die hohe Anwendungssicherheit des Chlorhexidins. Für die bedürfnisorientierte Anwendung stehen unterschiedliche Darreichungsformen und Konzentrationen zur Wahl.6
Zahnersatz regelmäßig reinigen
Zu Hause oder in der Pflegeeinrichtung muss Zahnersatz unbedingt regelmäßig gereinigt werden. Dies beugt der Ablagerung von Belägen und damit Mundgeruch, Zahnstein, Candida-Befall und Entzündungen vor. Folgende Empfehlungen erleichtern das Procedere:
- Bei der Mund- und Prothesenpflege die Brille aufsetzen.
- Ein Kosmetikspiegel kann bei der selbstständigen Zahn- und Mundpflege wichtige Dienste leisten.
- Pflegende arbeiten mit Handschuhen.
- Nach jeder Mahlzeit werden Speisereste mit einer Prothesenbürste beseitigt und der herausnehmbare Zahnersatz unter fließendem Wasser abgespült. Da die Gefahr des Fallenlassens und des Zerbrechens besteht, empfiehlt es sich, das Waschbecken halb mit Wasser zu füllen oder ein Handtuch hineinzulegen (Abb. 1).
- Motorisch eingeschränkten Patienten kann ein individuell hergestellter Silikonträger, der die Prothese stabilisiert, das Putzen erleichtern (Abb. 2).
- Einmal pro Tag sind Innen- und Außenseite der Prothese mit der Prothesenbürste gründlich zu reinigen. Zahnpasten eignen sich aufgrund ihrer Abrasivkörper dafür nicht.7 Sie fügen Kunststoffteilen irreversible Kratzer zu, die wiederum das Anhaften des bakteriellen Biofilms begünstigen.
- Für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser erweist sich die Investition in ein Ultraschallbad als sinnvoll.
Unterstützende Mundpflege
Eine sehr effektive und milde Reinigungswirkung erzielt zum Beispiel das Mundpflege-Gel Cervitec von Ivoclar Vivadent mit 0,2 Prozent Chlorhexidin und 900 ppm Fluorid (Abb. 3). Es hilft, entzündlichen Prozessen vorzubeugen oder deren Abklingen zu beschleunigen.8–10 Die geschmeidige Konsistenz und das Benetzungsverhalten ermöglichen ein schnelles und einfaches Verteilen auf der Prothesenbasis. Genauso problemlos lässt sich das Gel mit einem Wattestäbchen oder dem Finger direkt auf die Schleimhaut streichen. Die feine Filmbildung von Cervitec Gel kommt der Passform der Prothese zugute. Bei Stegen, Geschieben oder Teleskopkronen erfolgt die Applikation mit der passenden Interdentalbürste. In der Praxis kann das Gel auch mit Floss angewendet werden (Abb. 4). Ältere Menschen oder pflegende Personen kommen erfahrungsgemäß besser mit einem Bürstchen zurecht (Abb. 5). Patienten schätzen, dass Cervitec Gel gereiztes Gewebe schont und mild schmeckt. Ein angenehmer Geschmack ist ein wichtiges Auswahlkriterium für das geeignete Präparat. Immerhin wird es auf Schleimhaut oder Prothese je nach Bedarf großflächig verteilt, und nur ein mildes Präparat fördert die Compliance. Im Weiteren sorgt die Anwendung eines chlorhexidinhaltigen Mundpflege-Gels dafür, dass der Zahnersatz keimarm bleibt und der Atem frischer wird. Da die gefurchte Zungenoberfläche ein Reservoir für Bakterien bildet,11 empfiehlt es sich, die Zunge mit einer weichen Zahnbürste und Gel sanft zu bürsten. Auch hier erweist sich ein mild schmeckendes, geschmeidiges Mundpflege-Gel von Vorteil. Kieferkämme und Gaumen werden mit einer weichen, mit warmem Wasser benetzten Zahnbürste gereinigt. Bedarfsorientiert kann auch hier das Gel zum Einsatz kommen. Soll eine Mundspüllösung mit Chlorhexidin zum Einsatz kommen, ist ein mildes Produkt ohne Alkohol gefragt, wie zum Beispiel Cervitec Liquid von Ivoclar Vivadent.
Gezielter Schutz für tragende Elemente
Besondere Aufmerksamkeit gilt den tragenden und Halte-Elementen, seien es natürliche Zähne oder Implantate. Nach der professionellen Zahnreinigung mit einer feinen Prophy-Paste, zum Beispiel Proxyt von Ivoclar Vivadent, empfiehlt sich die Applikation eines chlorhexidinhaltigen Schutzlackes, zum Beispiel Cervitec Plus von Ivoclar Vivadent.12–14 In einer Pflegeeinrichtung reicht Zähneputzen vor der Behandlung völlig aus. Das Aufbringen des Lackes erfolgt am Rand der Zahnkrone oder des Ankers entlang des Gingivalsaumes (Abb. 6). Aufgrund der niedrigen Viskosität, der speziellen Benetzungseigenschaften und des guten Fließverhaltens erreicht der Lack auch schwer zugängliche Bereiche. Er trocknet innerhalb weniger Sekunden farblos transparent ab und beeinträchtigt aufgrund seiner feinen Schichtbildung die Passform der Prothese nicht. Benachbarte Restzähne benötigen besonderen Schutz, da sie einem erhöhten Risiko hinsichtlich der Entwicklung parodontaler Defekte und kariöser Läsionen unterliegen.15 Die Ursache dafür könnte darin bestehen, dass der Übergang „Zahn/Prothese“ eine ideale Retentionsnische für bakteriellen Biofilm bildet. Hier trägt das chlorhexidinhaltige Lacksystem dazu bei, die Gefahr einer Schädigung zu minimieren.
Recall
Idealerweise finden alle drei bis sechs Monate Recall-Termine statt, um den Mundbefund aufzunehmen, den Behandlungserfolg zu kontrollieren und Maßnahmen gegebenenfalls anzupassen bzw. erneut zu erklären. Angehörige oder Pflegepersonal sind einbezogen.
Die Literaturliste kann hier heruntergeladen werden.