Implantologie 26.02.2021

Die ästhetische Zone effektiv gestalten



Die ästhetische Zone effektiv gestalten

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Ein gesunder 65-jähriger Patient stellte sich mit einem nicht erhaltungswürdigen Zahn 12 und dem Wunsch nach einer implantologischen Versorgung vor (Abb. 1a–c). Die Ausgangssituation zeigt eine deutlich nach vestibulär angulierte Krone sowie eine entzündlich leicht gerötete und geschwollene vestibuläre Schleimhaut mit Teilverlust der Papillenspitzen.

Zunächst erfolgte die atraumatische Extraktion des Zahns 12 unter Erhalt der Alveolenwände (Abb. 2a). Die vestibuläre Lamelle war infolge des entzündlichen Prozesses (Abb. 2b) bedingt durch eine Längsfraktur bereits resorbiert (Abb. 2c).

Ergänzend dazu erfolgte die Rekonstruktion der Alveole im Sinne einer ARP (Alveolar Ridge Preservation) mittels autologen Thrombozyten- und Fibrinkonzentrats (PRF: Platelet-Rich Fibrin) in Kombination mit einer β-Tricalciumphosphat Kollagenmatrix (Cerasorb® Foam, curasan; Abb. 3a–c). Um eine optimale Ausformung des Weichgewebes zu erzielen, erfolgte die provisorische Versorgung der Lücke mit einer herausnehmbaren Interimsprothese.

Präimplantologische Planung

Nach einer Heilungsphase von sechs Monaten (Abb. 4a–c) erfolgte die präimplantologische Planung mittels digitaler Volumentomografie und einer Röntgenschablone.

Die Auswertung zeigte eine suffiziente knöcherne Rekonstruktion des Alveolarknochens, die eine problemlose axiale Ausrichtung des Implantats nach der geplanten prothetischen Krone erlaubte (Abb. 5a–c).

Um einen zusätzlichen Effekt auf die Konturierung des Weichgewebes zu erzielen, erfolgte bei der Implantatinsertion die Anwendung einer vestibulär gestielten Rolllappentechnik (Abb. 6a–d). Dadurch wurde eine zusätzliche Verdickung der vestibulären Schleimhaut erzielt. Aufgrund der sehr guten Primärstabilität und zur weichgeweblichen Konditionierung erfolgte eine transgingivale Einheilung mit einem schmalen Gingivaformer, um der Schleimhaut dadurch weiter Raum zur Regeneration zu schaffen.

Unter Zuhilfenahme einer orientierenden Bohrschablone wurde eine möglichst weit palatinale als auch steile Insertionsachse des Implantats gewählt, um eine verschraubte Versorgung der zukünftigen Krone zu ermöglichen und gleichzeitig ein breites vestibuläres Hart- und Weichteilvolumen zu erzielen (Abb. 7a–d). Somit weicht die Implantatachse deutlich von derehemaligen natürlichen Zahnachse ab. Bei der Auswahl des Implantatdesigns wurde ein konisches Implantat mit 3,3 mm Durchmesser gewählt, um sowohl der klinischen Dimension der Lücke gerecht zu werden als auch eine hohe primäre Stabilität des Implantats für eine transgingivale Einheilung zu garantieren.

Prothetische Versorgung

Nach einer Einheilungsphase von drei Monaten wurde bei zufriedenstellenden suffizienten Hart- und Weichteilverhältnissen (Abb. 8a und b) die definitive prothetische Versorgung eingeleitet. Durch die Umsetzung der präprothetischen Planung der Implantatachse war es möglich, eine verschraubte Lösung für die Einzelzahnkrone zu erzielen (Abb. 8c und d). Dabei handelt es sich bei der definitiven prothetischen Versorgung um eine hochgoldhaltige keramisch vollverblendete Krone, um einen Klebespalt zu vermeiden. Der Austausch der benachbarten Kunststofffüllung am Zahn 23 hätte zur Harmonisierung der Ästhetik in Betracht gezogen werden können. Dennoch wurden die ästhetischen Anforderungen des Patienten erfüllt, insbesondere angesichts der klinischen Ausgangssituation. Der Patient war mit dem Ergebnis sehr zufrieden, obwohl objektiv keine Rekonstruktion der Papillenspitzen erzielt wurde. Es ist jedoch im Verlauf noch mit einem weiteren „Ausreifen“ der Papillen zu rechnen.

Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Zweitveröffentlichung (Erstveröffentlichung: Deutscher Ärzteverlag: Zeitschrift für Zahnärztl. Implantologie 2019; 35: 222−227 DOI 10.3238/ZZI.2019.0222−0227).

Dieser Beitrag ist im Implantologie Journal erschienen.

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