Branchenmeldungen 12.10.2025
„Aktuell ist Edelstahl angesagt“ – Architekt Daniel Vedder über neue Designtrends
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Herr Vedder, welche Trends im Interior Design sehen Sie aktuell in Ihrer Branche?
Der größte Trend zeichnet sich durch die Nutzung von Materialien aus, die üblicherweise eher baukonstruktiv genutzt werden. Wir erleben minimalistisch eingerichtete Räumlichkeiten, in denen figurative Elemente objekthaft eingesetzt werden. Zumeist aus Edelstahl – aktuell das Material der Wahl – rohem Stein oder ähnlichem Material. Dabei sind die Räume meist farblich reduziert auf Weiß- und Cremetöne sowie Schwarz mit naturnahen Farbakzenten. Stilistisch würde ich den aktuellen Haupttrend als materialbasierten puristischen Minimalismus bezeichnen.
Als Gegenpol zu diesem Ansatz wird jedoch auch wieder stärker mit Farben und Kontrasten gespielt. Hierbei kommen figurative, teilweise verspielt wirkende Elemente zum Einsatz. Man könnte diesen Trend als eine Art von neu interpretiertem Memphis-Design beschreiben. Zudem erleben wir ein Wiederaufkommen des sogenannten ,,Quiet Luxus’’. Dabei werden hochwertige Materialien und schlichte Möbel, oft auch alte Designklassiker, in einer warmen Farbumgebung aus ungesättigten Gelb-, Grün- oder Rosétönen in Szene gesetzt.
Was sind die größten Herausforderungen bei Ihren Projekten?
Die finanziellen Rahmenbedingungen. Aufgrund zunehmender Grundstücks- und Mietpreise reduziert sich leider vermehrt das Budget für Entwürfe. Im Hochbau bremsen zudem geltende Normen und Regelungen die Entwicklung neuer Projekte aus, für viele Entwickler ist das einfach finanziell unattraktiv. Auch im Interior Design sind wir mit geringen Budgets konfrontiert, die uns jedoch kreativ herausfordern. Anstelle von Stillstand pushen wir unkonventionelle Ideen und das Collagieren von üblichen Mitteln hin zu neuen Outcomes. Kreativität braucht nicht immer den größten finanziellen Spielraum, sondern Ideenzündung, fachliche Beweglichkeit und ein kontinuierliches Out-of-the-box-Denken.
Nachhaltiges Design ist zum Standard geworden. Was sind hier für Sie aktuell die spannendsten Lösungen bzw. Materialien?
Wir haben bereits in den vergangenen Jahren überwiegend mit nachhaltigen Materialien wie Lehmputz, Hanfdämmung und recycelbaren Stoffen gearbeitet, die nach dem Cradle-To-Cradle-Prinzip funktionieren. Dabei ist der Einsatz dieser Lösungen nicht nur nachhaltiger, sondern sorgt auch für ein besseres Raumklima. Aktuell verfolge ich mit großer Erwartung die Entwicklung unterschiedlicher Materialsysteme auf Basis von Pilzmyzelen. Hier wurde beispielsweise bereits vor über zehn Jahren ein Dämmstoff aus einem Myzel entwickelt, das enorm schnell in den Hülsen von geschältem Reis, eigentlich ein Abfallprodukt, wächst und enorm gute Dämmwerte hat. Es gibt auch schon mehrere Hersteller auf dem Markt, die Lampenschirme aus Pilzmyzelen produzieren. Ich denke, wir werden hier in der Zukunft noch viele innovative und neue Ansätze kennenlernen, die dann auch mittels neuer Technologien, wie des 3D-Drucks entstehen können.
