Branchenmeldungen 17.10.2013
Bessere Heilungschancen für Gesichtstumore bei Kindern
Sie sind die
häufigsten Weichgewebstumoren im Kindesalter: Hämangiome,
umgangssprachlich „Blutschwämmchen“ oder „Erdbeerfleck“
genannt. Statistisch sind aktuell circa 4 bis 10 % aller unter
Einjährigen betroffen, in 60 % der Fälle treten sie im Kopf- und
Halsbereich auf. „Die inzwischen bekannten typischen
Entwicklungsphasen und weiterentwickelte klinische Untersuchungen
erlauben heute in der Regel eine eindeutige Diagnosestellung und
erfolgreiche Therapie“, sagt Prof. Dr. Dr. Gerd Gehrke,
Pressereferent der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie (DGMKG).
Experten unterscheiden dabei zwischen
„echten Hämangiomen“ und vaskulären Malformationen
(Fehlbildungen der Blut- oder Lymphgefäße): Echte Hämangiome
bilden sich meist wenige Tage nach der Geburt und fallen zunächst
als nicht erhabene rötliche Flecken auf. Sie wachsen rasch und
zeigen in der Regel eine normale Rückbildung mit etwa 3 bis 5
Jahren. Vaskuläre Malformationen dagegen sind bereits ganz klein bei
der Geburt vorhanden und wachsen fast lebenslang. Sie können in
unglücklicher Konstellation lebensbedrohlich sein.
„Blutschwämmchen“ können im Kopf-
und Halsbereich so gut wie überall und in unterschiedlicher Form
auftreten: Am Oberlid, an der Lippe, Nasenspitze, Nacken;
traubenförmig als hellrote, erhabene Gefäßanomalie oder tiefroter
Gefäßhohlraum. Zu den bekannten Risikofaktoren zählen Frühgeburt,
weibliches Geschlecht – Hämangiome treten bei Mädchen 2 bis 3 mal
häufiger auf als bei Jungen – und geringes Geburtsgewicht.
Im Anfangsstadium sind sie erst schwer
von anderen Anomalien der Blutgefäße zu unterscheiden. Im weiteren
Verlauf kann es zu einer sehr schnellen Größenzunahme mit
verminderter Durchblutung der Haut kommen. Die Folge:
Durchblutungsstörungen der bedeckenden Hautschicht, die nicht selten
zu Geschwüren mit Blutungen führen können.
Abwarten oder therapieren?
„Blutschwämmchen“ bzw. „echte
Hämangiome“ haben in der Regel ein ganz typisches
Entwicklungsmuster mit Ruhe- und Rückbildungsphasen. Dies im
Gegensatz zu Fehlbildungen der Blut- oder Lymphgefäße (vaskuläre
Malformationen), die eine stetige Größenzunahme bis ins
Erwachsenenalter aufweisen. Aufgrund des gutartigen, oftmals
überschaubaren Wachstums der „echten Hämangiome“ kann in vielen
Fällen heutzutage sogar ganz auf ein frühzeitiges therapeutisches
Eingreifen verzichtet werden, da es stets zu spontanen Rückbildungen
kommt. Deshalb ist zur richtigen Abschätzung der Entwicklung ein
Facharzt für MKG-Chirurgie als Gesichtschirurg empfehlenswert. „Denn
der Entscheid für oder gegen eine Therapie sollte unbedingt von
einem erfahrenen Spezialisten gefällt werden“, so Prof. Gehrke.
„Eine Fotodokumentation von Geburt an lässt den klinischen Verlauf
gut beurteilen und sollte bei einem ersten Entscheid gegen eine
Therapie sorgfältig zur genauen Verlaufskontrolle und Beurteilung
weiter geführt werden.“ Bei mehreren Hämangiomen empfehlen
Spezialisten zur sicheren Abklärung ein Ultraschall-Screening, Sehr
groß ausgedehnte „Blutschwämme“ sollten ebenfalls weiter
diagnostiziert werden. Beim Verdacht auf ein kompliziertes Hämangiom
oder Auftreten an besonderen Stellen wie der Augenhöhle oder
Ohrspeicheldrüse sollte neben dem Ultraschall eine
Magnetresonanztomographie durchgeführt werden, rät die DGMKG. Bei
unklaren Befunden setzen die Fachärzte zusätzlich anhand von
Gewebeproben auf den Nachweis eines speziellen Markers (GLUT1).
Circa 40 % der betroffenen Kinder haben
erfahrungsgemäß einen ganz klaren therapeutischen Bedarf. Dabei
gilt es, funktionelle Beeinträchtigungen von dauerhaften
ästhetischen Entstellungen zu unterscheiden. Nicht selten entstehen
durch die Hämangiome Geschwüre und Blutungen, die zum Handeln
zwingen. Aber auch Störungen in der Entwicklung des beidäugigen
Sehens oder Beeinträchtigungen der Atemwege, Gefahr einer
Herzschwäche und Risiko einer dauerhaften ästhetischen Entstellung
können damit einhergehen.
Mögliche Therapien
Untersuchungen
haben gezeigt, dass mitunter eine individuell eingestellte
Cortisontherapie bereits Erfolg zeigen kann. Auch die Gabe des
Wirkstoffes Propranolol hat sich in einigen Fällen als
erfolgversprechend erwiesen. Daneben setzen die MKG-Experten so
genannte lokale Therapien ein. Hierzu zählen unter anderem die
Licht- und Lasertherapie und die Kryotherapie (wirksam bei sehr
flachen Hämangiomen). Chirurgische Maßnahmen helfen, wenn
Medikamente nicht angezeigt sind, wie das im Augenlidbereich und
innerhalb der Augenhöhle der Fall ist oder wenn der gewünschte
Erfolg der Behandlung ausblieb. Aufgrund der modernen, oftmals
minimalinvasiven Techniken erzielen erfahrene MKG-Chirurgen
heutzutage in fast allen Fällen ästhetisch sehr ansprechende
Ergebnisse.
Weitere Informationen zur modernen
MKG-Chirurgie: www.patienteninfo-mkg.de
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie